Ökologie
Urbane Sorgen
Beides kann auch gleichzeitig geschehen. Weil das urbane Kanalsystem überaltert und mit Müll verstopft ist, versagt es gerade dann, wenn die Stadt es am dringendsten bräuchte. Erschwerend kommt hinzu, dass Teile der Megastadt unterhalb des Meeresspiegels liegen. Weil viel Grundwasser abgepumpt wird und das Land entsprechend absackt, trifft das auf eine wachsende Anzahl von Grundstücken zu.
Obendrein wurden die Mangroven größtenteils abgeholzt, die zum Küstenschutz also nicht mehr beitragen können. Eine nahe gelegenes Korallenriff wurde auch zerstört. Andererseits drängen immer mehr Menschen in die Stadt, und die Bevölkerungsdichte ist in den informellen Elendssiedlungen am größten. Es ist natürlich kein Zufall, dass diese Siedlungen häufig dort sind, wo Überschwemmungen wahrscheinlich sind.
Das Szenario Jakartas wird in einer kurzen Fallstudie in einem Buch skizziert, das Mark Pelling und Sophie Blackburn (2013) herausgegeben haben. Jakartas Probleme gehören zu denen, die für Megastädte an Küsten typisch sind. In welcher Kombination die Risiken auftreten, ist freilich in jedem Fall anders. In Rio de Janeiro sind beispielsweise viele steile Hänge dicht besiedelt, so dass verheerende Erdrutsche vorkommen, die es in solchem Ausmaß in Mumbai nicht geben kann. Die indische Metropole wurde auf flachliegenden Inseln und aufgeschüttetem Land gebaut.
Der Treibhauseffekt bedroht die Küstenstädte – aber sie tragen auch selbst zu dem Phänomen bei. Sie sind Verkehrsknotenpunkte und Industriestandorte. Die Emissionen von Fahrzeugen, Kraftwerken und Fabriken tragen zum Klimawandel und zur Luftverschmutzung bei. Wasserverschmutzung ist ebenfalls problematisch und belastet marine Ökosysteme.
Megastädte sind hochkomplexe Systeme. Es ist schwer, sie zu planen und zu verwalten. Die Qualität der Städte wird aber das Leben künftiger Generationen prägen (siehe Interview mit Dirk Messner in E+Z/D+C e-paper 2016/10). Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Probleme umso größer sind, je schneller eine Stadt wächst.
Das Buch von Pelling und Blackburn stützt sich auf international koordinierte Forschung. Es stützt sich auf Beiträge von mehreren Dutzend Wissenschaftlern aus vielen Ländern. Das Ziel war, die Umweltprobleme großer Küstenstädte zu verstehen, und das Buch liefert auch relevante Informationen. Es ist aber nicht leicht lesbar. Ein gründlicheres Lektorat wäre nötig gewesen, um eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen. Manchmal wirkt es, als sollte die Komplexität der Syntax die Komplexität von Megastädten und Ökosystemen widerspiegeln.
Quelle
Pelling, M., und Blackburn, S. (Hg.), 2013: Megacities and the coast. London and New York: Routledge.