Horn von Afrika
30 Jahre Guerillakrieg
Eine Handvoll im Kairoer Exil lebende eritreische Studenten gründeten die Eritreische Befreiungsfront (ELF). Die entscheidenden Köpfe waren Weldeab Woldemariam, Scheich Ibrahim Sultan und Mohamed Adem. 300 eritreische Studenten schlossen sich ihnen zum bewaffneten Kampf an. Die Bewegung war weitgehend das Werk muslimischer Männer, die Äthiopiens Präsenz in Eritrea störte. Über eine Radiosendung aus Kairo wollten sie alle Eritreer erreichen und internationale Aufmerksamkeit erregen.
Die ELF nutzte Guerilla-Taktiken, um äthiopische Truppen anzugreifen. Die Freiheitskämpfer hielten sich im Busch und in den Bergen auf und waren ständig auf der Hut vor dem Feind. Sie hatten weder militärische Ausrüstung noch das entsprechende Training.
Die Freiheitskämpfer lehnten Äthiopiens Kaiser Haile Selassie ab. Die Lage besserte sich jedoch auch nicht, nachdem der marxistische Revolutionär Mengistu Haile Mariam ihn 1974 gestürzt hatte. Mengistu hat das Unabhängigkeitsstreben der Eritreer nie akzeptiert. Er behandelte sie ausgesprochen brutal und gründete eine der gefürchtetsten Streitkräfte Afrikas. Seiner Ansicht nach sollte Eritrea immer Teil von Äthiopien bleiben.
Das Mengistu-Regime demontierte lokale Fabriken in Eritrea und brachte die Einzelteile nach Addis Abeba. Etliche eritreische Männer und Frauen traten der Befreiungsbewegung bei. Die Sowjetunion unterstützte das kommunistische Regime militärisch, wobei ihre Ausrüstung gelegentlich in die Hände der Freiheitskämpfer gelangte. Schon 1978 soll die Befreiungsbewegung aus mehreren 100 000 Kämpfern bestanden haben.
In den späten 1970er Jahren kam es innerhalb der ELF zu erheblichen ideologischen Verwerfungen. Zwei Fraktionen gerieten in einen erbitterten Kampf, der als „Geschwisterkrieg“ bekannt wurde. Die Kämpfe waren traumatisch, da Loyalität für jede heimliche Bewegung eine Frage des Überlebens ist. Rebellenführer erwarten absoluten Gehorsam von ihren Untergebenen und sind schnell bereit, vermeintliche Verräter zu „beseitigen“. 1981 spaltete sich die Eritreische Volksbefreiungsfront (EPLF) von der ELF ab. Sie erwies sich langfristig als die stärkere Kraft.
In den 30 Jahren bewaffneten Konflikts spielten die eritreischen Frauen eine Schlüsselrolle. Einige schlossen sich freiwillig an, andere wurden gewaltsam aus ihren Dörfern rekrutiert. Sie zogen mit in den Krieg und wurden so Teil der Befreiungsbewegung. Manchen wurde die Rolle von Ausbilderinnen, Lehrerinnen und Ärztinnen zugeteilt, andere erlangten wichtige militärische Positionen.
Musik war für die EPLF von strategischer Bedeutung. Sie rekrutierte gute Musiker, um die Moral durch patriotische Lieder und Tänze zu steigern; sie schaffte es sogar, in den Bergen einen Radiosender zu errichten und Informationen und Musik zu senden.
Als mit der Zeit immer mehr Kämpfer hinzukamen, richtete die EPLF provisorische Militärlager ein. Die Ausbildung dauerte zwischen einem und sechs Monaten und beinhaltete harte körperliche Arbeit – selbst unter Beschuss von Feinden mussten Gräben ausgehoben werden. EPLF-Kämpfer wechselten häufig den Ort und brauchten dafür Kamele. (df)