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Hautaufheller

Wieso ein heller Teint mit hohem Sozialstatus verbunden wird

In vielen Ländern niedrigen Einkommens geben Menschen Geld für hautaufhellende Produkte aus. Gesundheitsrisiken schrecken sie dabei nicht ab. Doch die rassistischen Schönheitsideale, die diesen Produkten zugrunde liegen, könnten an Bedeutung verlieren.
Verkäufer mit hautaufhellenden Produkten in Abidjan, Elfenbeinküste, 2016. Legnan Koula/picture-alliance/dpa Verkäufer mit hautaufhellenden Produkten in Abidjan, Elfenbeinküste, 2016.

Insbesondere Frauen kaufen weltweit Kosmetikprodukte, um ihre Haut heller erscheinen zu lassen. Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization – WHO) rechnete in einer 2019 veröffentlichen Studie damit, dass der globale Umsatz von aufhellenden Cremes bis 2024 bei 31,2 Milliarden Dollar liegen wird. Der multinationale Kosmetikhersteller Unilever macht mit solchen Produkten allein in Indien mehr als 500 Millionen Dollar Umsatz im Jahr.

Doch es gibt Anzeichen dafür, dass die Nachfrage abnimmt. So nannte Unilever seine bereits seit 45 Jahren verkaufte Creme „Fair & Lovely“ um. Sie ist eines der beliebtesten Schönheitsprodukte in Südasien. Nun heißt sie „Glow & Lovely“. Gleichzeitig stellte der Pharmariese Johnson & Johnson den Verkauf von zwei seiner Aufhellungscremes in Asien ganz ein.

Kosmetikhersteller scheinen sich vermehrt von aufhellenden Produkten zu distanzieren. Das könnte an den immer bekannter werdenden Informationen über Gesundheits- und Umweltrisiken der Aufheller liegen. Aber auch das globale Engagement von Aktivisten gegen rassistische Stereotype könnte ein Grund sein.

Einige der Aufheller werden mit schädlichen Chemikalien wie Quecksilber und Bleichmitteln hergestellt. Zu den gesundheitlichen Folgen zählen laut WHO Nierenschäden, Hautausschläge, Hautverfärbungen und Narbenbildung. Das in manchen Weißmachern enthaltene Quecksilber kann auch ins Abwasser und in die Nahrungskette gelangen – so kann zum Beispiel Fisch damit belastet sein. Neben Cremes sind auch Pillen und Spritzen beliebt.

Unilever gibt an, keine schädlichen Chemikalien für die Cremes zu verwenden. Stattdessen nutze es Vitamin B3, Glycerin und Sonnenschutzmittel. Mit dem neuen Namen nennt Unilever sein Produkt auch nicht mehr Hautaufheller. Es sei dafür da, „Ausstrahlung und Glanz zu verbessern“, indem es den Hautton betone und die Hautstruktur glätte. Doch in älteren Werbeanzeigen stellte Unilever einen Zusammenhang zwischen heller Haut und Schönheit her, wobei Vorurteile gegenüber Menschen mit dunklerer Hautfarbe instrumentalisiert und verstärkt wurden.


Ursprünge des „Colourism“

In Südasien werden diese historisch verwurzelten Vorurteile als „Colourism“ bezeichnet. Die Moguln, die vom 16. bis 19. Jahrhundert weite Teile Südasiens beherrschten, hatten eine hellere Hautfarbe als indigene Völker. Und schon vor Ankunft der Moguln hatten die hochrangigen Kasten – besonders die Brahmanen – eine hellere Hautfarbe als die unterste Kaste der Dalits. Europäische Kolonisten vertieften diese Kluft weiter. Hellere Haut wird in Südasien mit Status, sozialer Akzeptanz, wirtschaftlichen Chancen und Selbstwertgefühl in Verbindung gebracht.

Auch in Afrika machen Unternehmen ein gutes Geschäft mit hautaufhellenden Produkten. „Hellere Haut bedeutet häufig einen schnelleren und einfacheren Zugang zu besser bezahlten Jobs, insbesondere im Vertrieb und Marketing“, schreibt Vicky Colbert vom Borgen Project, einer US-Nichtregierungsorganisation.

Die Produktnachfrage in Afrika hat einen ähnlichen Ursprung wie in Südasien: eine hierarchische Gesellschaftsordnung, die von ihren Opfern verinnerlicht wurde. Der Sklavenhandel und die Kolonialherrschaft führten zu Ungleichheiten in Status, Reichtum und Schönheit. Laut Colbert ist „das bestehende strukturelle Glaubenssystem ein Erbe rassistischer Ansichten, die weiße Europäer als überlegen positionieren“. Schönheitsideale werden zudem vermutlich durch Fotos von prominenten Schwarzen in den USA verstärkt. So ist der Teint von Stars wie Beyoncé eher hell.

Doch Schönheitsstandards können sich ändern. „Schwarz bin ich und schön“, heißt es im Hohelied im Alten Testament. Eine junge Frau feiert ihre Schwärze und fragt: „Wozu denn sollte ich wie eine Verschleierte sein?“ Dass schwarze Haut schön ist, ist also ein uraltes Verständnis. Und langsam kommt es auch wieder zurück in Regionen, in denen Frauen immer noch versuchen, ihre Schwärze zu verbergen.


Mahwish Gul ist Beraterin mit dem Schwerpunkt Entwicklungsmanagement. Sie lebt in Nairobi.
mahwish.gul@gmail.com