Klimakrise

Entwicklungsexperte zeigt Lichtblicke in der Klimakrise auf

Täglich erreichen uns neue Katastrophenmeldungen zur Klimakrise und zur düsteren Zukunft unseres Planeten. Doch abseits der Weltöffentlichkeit gibt es Menschen, die oft unter schwierigen Umständen Beeindruckendes leisten im Kampf gegen und in der Anpassung an den Klimawandel.
Sogenannte „Solartainer“ sorgen in Mali für grünen und erschwinglichen Strom für die Dorfbewohner. Thomas Kruchem Sogenannte „Solartainer“ sorgen in Mali für grünen und erschwinglichen Strom für die Dorfbewohner.

Weltweit leiden Menschen unter den Folgen des Klimawandels; die Ärmsten sind meistens am stärksten betroffen. In seinem Buch „Wie Menschen weltweit das Klima retten“ stellt der Entwicklungsexperte Thomas Kruchem sechs erfolgreiche Initiativen aus Mali, Niger, Bolivien, Haiti, Schottland und den Philippinen vor. Sie kämpfen oft mit einfachen Mitteln gegen die Klimakrise und helfen armen und bedrohten Menschen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und mit den Folgen der Veränderungen besser zurechtzukommen.

Das Start-up „Africa GreenTec“ eines malisch-deutschen Unternehmerpaars beispielsweise verkauft mobile Solaranlagen im ländlichen Mali und stellt so grünen und erschwinglichen Strom bereit. Dadurch habe sich nicht nur das Leben der Dorfbewohner verbessert, sondern es seien auch neue Geschäftsideen entstanden, wie die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte oder der Verkauf von gefrorenem Fisch, schreibt Kruchem. Gewerblichen Kunden stelle das Start-up-Unternehmen auch hocheffiziente elektrische Geräte zur Verfügung, etwa Notebooks, Scanner und Drucker für Internet-Cafés oder Kühlschränke und Kochplatten für Restaurants.

Bis Ende 2019 hat das Sozialunternehmen dem Buch zufolge 19 solcher Solaranlagen in Containern, sogenannte „Solartainer“, in Mali und einen im Nachbarland Niger aufgestellt. Inzwischen habe Africa GreenTec auch begonnen, kleine Biogasanlagen zu bauen, die vor allem Viehdung verwerten und so den Frauen ein gesünderes und klimafreundlicheres Kochen ermöglichen sollen.

Ingenieure, Architekten, Wasserexperten und Sozialarbeiter der kleinen bolivianischen Hilfsorganisation Red Habitat erforschen, wie sich die Wohnsituation und die Wasserversorgung der Armen in La Paz und El Alto verbessern lässt. Hier sorgt der Klimawandel für die Gletscherschmelze in den Anden. Dies führt zu enormen Wasserschwankungen und zu zunehmender Wasserknappheit. Hinzu kommen die Kontaminierung des Trinkwassers durch den Bergbau und die Ineffizienz und Korruption öffentlicher Wasserunternehmen. Gerade ärmere Haushalte seien deshalb darauf angewiesen, überteuertes Wasser von oft schlechter Qualität aus Tankwagen zu kaufen. Im Schatten des öffentlichen Wasserwesens seien lokale Selbsthilfesysteme entstanden, die gut funktionierten und etwa 30 Prozent der Bevölkerung mit Wasser versorgten.

So stellten Bewohner in El Alto in gemeinsamen Workshops Tanks zum Sammeln und Filtern von Regen- und Brauchwasser her. Das Wasser dient zum Wäschewaschen, Geschirrspülen und Duschen, aber auch zur Bewässerung von Gemüse im Garten und zur Spülung der Toi­lette im Haus. 130 Haushalte konnten mit Regenwasserauffanganlagen ausgestattet werden. In einem am Steilhang gelegenen Armenviertel von La Paz sorgt Red Habitat dafür, dass abrutschgefährdete Hänge mit Gabionen (mit Steinen gefüllte Drahtkörbe) gesichert werden. Hier konnten 300 Familien mit einem Wassertank und entsprechenden Leitungen nachhaltig und zuverlässig mit Wasser versorgt werden.

In Haiti hilft die lokale NGO ACAPE (Association des Cadres pour la Protection de l’Environnement) als Teil eines Netzwerks von 40 Organisationen Bauern, ihren Ackerbau mit Hilfe agroökologischer Methoden an das zunehmend unberechenbare Klima anzupassen. An abgeholzten Hängen entstehen so paradiesische Gärten, in denen viele verschiedene Sorten Obst und Gemüse gedeihen – nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf auf dem Markt. Die agroökologische Landwirtschaft helfe etwa 30 000 Familien, sich dauerhaft an den Klimawandel anzupassen und so der Armut zu entfliehen.

Es sind engagierte Menschen, über die Kruchem in einer Mischung aus Reportage und Sachbuch berichtet. Das Buch macht Mut. Es braucht mehr solcher engagierter Klimaaktivisten, die zeigen, wie man mit kleinen Projekten große Wirkung erzielen kann.


Referenz
Kruchem, T., 2020: Wie Menschen weltweit das Klima retten. Solar-Pioniere, Wald-Macher, Wasser-Kämpfer. Frankfurt, Brandes & Apsel.

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.