Gesundheit

Übergewicht ist das neue Gesundheitsproblem

Von Kindern bis zu über Siebzigjährigen – immer mehr Menschen in Simbabwe sind übergewichtig. Dies ist eine Folge des veränderten Lebensstils, vor allem in Städten und bei der neu entstandenen Mittelschicht. Die Menschen bewegen sich weniger und essen mehr Fertiggerichte. Warnungen von Gesundheitsexperten verhallen ungehört.
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Tigere Chitagu ist 24 Jahre alt und bereits übergewichtig. Er lebt in der Armenvorstadt Mabvuku von Harare, Simbabwes Hauptstadt. Chitagus Eltern sind vor zehn Jahren ins Nachbarland Südafrika ausgewandert, um bessere Arbeit zu suchen. Sie schicken ihm und seinen Geschwistern regelmäßig Grundnahrungsmittel wie Maismehl und Öl.

„Meine Geschwister und ich leben von den Nahrungsmitteln, die unsere Eltern uns aus Johannesburg schicken. Essen in Südafrika ist billiger“, erklärt Chitagu. Zu seinem Gewicht von fast 90 Kilo in seinem jungen Alter meint Chitagu, er sei darüber glücklich: Für ihn ist es ein Zeichen guten Lebens. „Ich habe genug zu essen, und deshalb bin ich dick“, sagt er stolz.  

Aber hinter seinem Rücken lästert seine Nachbarin Loveness Chipiri, dass Chitagu und seine Geschwister von dem Fertigessen aus Südafrika abhängig seien. „Diese Jungs essen zu viel von dem Zeug, das ihre Eltern aus Südafrika schicken. Deswegen sind sie alle so fett“, sagt Chipiri.

Heutzutage ist eine wachsende Zahl von Simbabwern übergewichtig. Mit ihrer ungesunden Ernährungsweise riskieren sie, Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes zu bekommen, die mit Übergewicht zusammenhängen. Langfristige Konsequenzen können Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen sein.

Laut Takudzwa Mhere, einem Arzt mit einer privaten Praxis in Harare, halten Gesundheitsexperten die Menschen dazu an, ein gesünderes Essverhalten zu entwickeln und sich mehr zu bewegen. Er bedauert, dass viele Leute „Sport hassen“. Zu wenig Bewegung verstärkt die Gesundheitsrisiken, aber übergewichtigen Menschen fällt Sport besonders schwer.

Der „Zimbabwe Demographic Health Survey“ von 2015 zeigt, dass 35 Prozent der simbabwischen Frauen und 12 Prozent der Männer adipös sind. Übergewicht ist am häufigsten bei Frauen mit universitärer Ausbildung (57 Prozent) und aus den reichsten Haushalten (50 Prozent). Simbabwe hat rund 16 Millionen Einwohner, davon 54 Prozent Frauen.

Der Direktor der Abteilung Familiengesundheit im Ministerium für Gesundheit und Kinder, Bernard Madzima, sagt, heutzutage würde „zu Konsum ermutigt“. Dies trage zur Zunahme von Übergewicht in Simbabwe bei. „Übergewicht ist ein Ergebnis von schlechter Ernährung und Inaktivität. Ungesunde Nahrungsmittel führen zu mehr übergewichtigen Menschen“, erklärt Madzima.

 

Jeffrey Moyo ist Journalist und lebt in Harare.
moyojeffrey@gmail.com
 

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