Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Energieeffizienz

Energieeffiziente Gebäude zum Erreichen der Klimaziele nötig

Heutzutage sollte kein Bau- oder Modernisierungsvorhaben mehr ohne Berücksichtigung der Energiebilanz umgesetzt werden. Denn der Gebäudesektor spielt für die Erreichung der Klimaziele eine entscheidende Rolle: Bau und Betrieb von Gebäuden sind für knapp 40 Prozent der globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich. Und sie verursachen mehr als ein Drittel des weltweiten Endenergieverbrauchs.
EcoCasa ist ein von der KfW unterstütztes Projekt in Mexiko, das energieeffizienten sozialen Wohnungsbau finanziell fördert. KfW Bankengruppe/Ingrid Hahn EcoCasa ist ein von der KfW unterstütztes Projekt in Mexiko, das energieeffizienten sozialen Wohnungsbau finanziell fördert.

Das Klimasekretariat der Vereinten Nationen fordert ein „Race to Zero“, einen Wettlauf gegen Emissionen – und gegen die Zeit. Ziel ist es, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2050 auf null zu reduzieren. Der Energieverbrauch für den Gebäudesektor kann dazu einen zentralen Beitrag liefern. Ernüchternd ist, dass alle bisherigen Anstrengungen, den Energieverbrauch als Hauptquelle der weltweiten Emissionen zu reduzieren, sich in der Bilanz nicht niederschlagen. Im Gegenteil: Der Energieverbrauch steigt im Gebäudesektor weiterhin an. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) ist dafür unter anderem die verstärkte Nutzung elektrischer Geräte verantwortlich.

Zwar verbessert sich die Effizienz der Geräte, aber ihr absoluter Zuwachs überkompensiert diese Effizienzgewinne. Ein wesentlicher Treiber ist der stark steigende Kühlbedarf für Gebäude. Seit 1990 haben sich die jährlichen Verkäufe auf weltweit 135 Millionen Klimaanlagen vervierfacht. Tendenz steigend. 1,6 Milliarden installierte Geräte, die Hälfte davon allein in den USA und in China, verbrauchen jährlich 2000 Terawattstunden Strom – das entspricht dem zweieinhalbfachen jährlichen Stromverbrauch von ganz Afrika.

Ein weiterer Faktor ist die weltweite demographische Entwicklung: Im Jahr 2050 werden rund 9,7 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Es werden also etwa 2 Milliarden Menschen mehr als heute Platz zum Wohnen, Arbeiten und Leben benötigen. Das führt zu einem überproportionalen Anstieg der Gebäudeflächen. Zwischen 2010 und 2018 ist die Bevölkerung um knapp 10 Prozent gewachsen, die Gebäudeflächen aber nur um über 20 Prozent.

In Gebäudefläche gemessen, wird derzeit alle fünf Tage ganz Paris neu gebaut. Durch die Langlebigkeit von Gebäuden ergeben sich enorme Herausforderungen, aber auch Chancen. Die Hälfte aller Gebäude, die im Jahr 2060 existieren werden, sind heute noch nicht gebaut. Aber was jetzt versäumt wird, wirkt sich auch in Jahrzehnten noch aus. Im Hinblick darauf muss unser Anspruch sein, bereits heute vorausschauend zu agieren.


Kanon an Aktivitäten

Hierfür ist ein Kanon an Aktivitäten erforderlich. In einem gemeinsamen Fahrplan bis zum Jahr 2050 konzentrieren sich die Internationale Energieagentur und die aus der 21. Klimakonferenz hervorgegangene „Global Alliance for Buildings and Construction“ (GlobalABC) auf acht wesentliche Themen:

  • Stadtplanung,
  • neue Gebäude,
  • Bestandsrenovierung,
  • Gebäudemanagement,
  • effiziente Systeme,
  • nachhaltige Baustoffe,
  • Klimaresilienz und
  • saubere Energie.

Hierbei wird deutlich, dass die oft als Kernstück angesehenen Maßnahmen wie Dämmung oder Mehrfachverglasung lediglich ein Rädchen im Getriebe sein können. Im Kern geht es darum, Effizienz und Nachhaltigkeit in allen ineinandergreifenden Werkstücken mitzudenken. Dabei sind Rahmenbedingungen auf hoher Ebene, beispielsweise über „Building Codes“, und Zieldefinitionen in den nationalen Klimaschutzplänen (NDC) nötig, aber auch die konkrete Erstattung von Mehrkosten („viability gap funding“) für höchste Energieeffizienzstandards in Neubauten. Eine Steigerung der Renovierungsrate ist zwingend erforderlich, außerdem der Einsatz neuer Technologien und nachhaltiger Baustoffe, um nur einige wichtige Aktionsfelder zu benennen.

Die KfW Entwicklungsbank unterstützt im Auftrag der Bundesregierung das „Race to Zero“ auch für den Gebäudesektor weltweit. Je nach Partnerland, den lokalen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen unterscheiden sich die Ansätze der KfW erheblich. Um ein Beispiel zu nennen: Die KfW kann die politischen Rahmenbedingungen dann mitgestalten, wenn eine vertiefte, enge Zusammenarbeit besteht wie beispielsweise in Georgien. Unter umfangreichem finanziellen Einsatz und auf Basis langjähriger vertrauensvoller Kooperation ist es dort gelungen, gemeinsam hohe Energieeffizienzstandards zu erarbeiten und nun im öffentlichen Gebäudebereich umzusetzen.

In Indien setzt die KfW mit ihrem Finanzierungsangebot auf Baustandards auf, die das Land zuvor mit Unterstützung der GIZ weiterentwickelt hat. Partner der KfW ist mit der State Bank of India die größte Bank des Landes, die eine Vielzahl von Kunden erreicht. Für Baumaßnahmen mit Energieeinsparungen von über 40 Prozent gegenüber dem Standard stehen Zuschüsse zur Verfügung. Diese garantieren eine wirtschaftliche Tragfähigkeit und sollen Vorbildcharakter für eine flächendeckende Einführung entfalten – schließlich ist Indien beim Energieverbrauch im Gebäudesektor weltweit die Nummer drei.


Leuchtturmvorhaben in Montenegro

In Montenegro hat die KfW im Rahmen eines umfangreichen Energieeffizienzprogramms ein besonderes Vorhaben auf Niedrigstenergie-Niveau (nearly zero energy building, nZEB) in Planung. Die Nähe des Balkans zur Europäischen Union, hohe Energiekosten und Investitionsstau im Bereich erneuerbarer Energien und der Gebäudesanierung sind ausschlaggebend für die Förderung. Ein Prozent der Gesamtfläche der staatlichen Gebäude sind gemäß EU-Beitrittsverfahren jährlich energetisch zu sanieren. Die KfW hat eine subventionierte Kreditfinanzierung für moderne Energiemanagement-Systeme für alle 2 500 öffentlichen Gebäude in Montenegro zugesagt.

Der Einsatz von moderner Sensorik und Messtechnik in intelligenten Stromzählern („Smart Meters“) ermöglicht eine enge automatische Beobachtung des Verbrauchs im 15-Minuten-Takt. Große Verbraucher können nun identifiziert werden. Neben Energie lässt sich auch Wasser einsparen. Weltweite Erfahrungen weisen beim Einsatz eines solchen „Energy Monitoring and Management“-Systems auf ein Einsparpotenzial von bis zu 20 Prozent hin. Die Stadt Frankfurt, Sitz der KfW, diente in diesem Fall als Vorbild für die Konzeption und Umsetzung des Systems in Montenegro.

Über die Energieeinsparung hinausgehend muss die Nachhaltigkeit von Gebäuden im gesamten Lebenszyklus und die Kreislaufwirtschaft in den Vordergrund rücken. Denn auch das effizienteste Haus benötigt Dächer und Wände, deren Produktion CO2-„Fußspuren“ hinterlassen. Der Weg zur vollständigen Beseitigung des sogenannten Carbon Footprints führt daher nur über den Einsatz nachhaltiger und in der Regel lokaler Baustoffe. Die KfW fördert ihre Verwendung sowie die Installation von Solar- und Photovoltaik-Dachanlagen zum Beispiel im Rahmen des Projekts „EcoCasa“ in Mexiko (siehe Kasten).


Sanna Stockstrom ist Portfoliomanagerin aus dem Team Städtische und Soziale Entwicklung bei der KfW Entwicklungsbank.
sanna.stockstrom@kfw.de

Matthias Zilbauer ist Sektorökonom im Kompetenzcenter Klima und Energie der KfW Entwicklungsbank.
matthias.zilbauer@kfw.de