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Kenia

Wie die Klimaungerechtigkeit Kenia trifft

Die Klimakrise ist eine menschliche Tragödie. Die Länder Afrikas sind am wenigsten dafür verantwortlich, aber mit am schlimmsten betroffen. In Kenia sind die Konsequenzen – Unsicherheit, Hunger und Tod – täglich zu spüren.
Für junge Menschen verdüstern sich die Perspektiven: Verendetes Vieh ist eine in Kenia täglich sichtbare Auswirkung der Klimakrise. picture-alliance/AA/Gerald Anderson Für junge Menschen verdüstern sich die Perspektiven: Verendetes Vieh ist eine in Kenia täglich sichtbare Auswirkung der Klimakrise.

Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Welt – und doch entfallen nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) weniger als vier Prozent der weltweiten Emissionen und fast null Prozent der historischen Emissionen auf Afrika.

Klimagerechtigkeit verlangt, dass diejenigen, die die Krise verursacht haben, Verantwortung dafür übernehmen und die am stärksten Betroffenen angemessen unterstützt werden, damit sie mit den entstandenen Problemen und Schäden umgehen können.

Ich komme aus Iten, einer kleinen Stadt im Westen Kenias. Landwirtschaft ist das Fundament der Wirtschaft in meiner Heimat. Meine Geschwister und ich hatten es in der Schule leicht, weil unsere Eltern ihre Ernte nach der Saison verkaufen konnten, um das Einkommen aus ihren regulären Jobs aufzubessern, und so gab es nie Probleme, unser Schulgeld zu bezahlen. Manchmal ist es in Schulen im ländlichen Kenia üblich, dass Eltern die Möglichkeit haben, anstelle des vollen Schulgeldes Lebensmittel (einen Sack Mais und Bohnen) für die Schulmahlzeiten bereitzustellen. Dies soll ihnen helfen, die subventionierten Schulgebühren zu bezahlen. Letztes Jahr zum Beispiel fehlte ihnen jedoch die Ernte, weil die Regenfälle ausblieben.

In Kenia haben sich die Wettermuster drastisch verändert, und das gefährdet unsere wichtigste Lebensgrundlage. Unser Land ist auf Regenfeldbau angewiesen. Das unvorhersehbare Wetter beschert den Landwirten immer wieder Verluste. Es gibt niemanden, der sie entschädigen würde, und sie wissen nicht genug über die Auswirkungen der Klimakrise, um besser mit ihnen zurechtzukommen.

Im Norden Kenias führt die Dürre zu massivem Viehsterben. Die Viehzucht ist die Haupteinnahmequelle der Hirtenvölker der Region. Täglich sehen wir dort unterernährte Kinder, Frauen, die kilometerweit laufen, um Wasser für ihre Familien zu holen, und Familien, die im Wechsel essen, um die unsichere Ernährungslage zu bewältigen.

Auf der anderen Seite bringt die Regenzeit in vielen Teilen des Landes eher die Gefahr von Überschwemmungen und damit den Verlust von Unterkünften, Krankheiten und Tod mit sich.

Für Klimagerechtigkeit braucht es globale und nationale Veränderungen und einen Paradigmenwechsel: erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie statt auf fossilen Brennstoffen basierende Energiesysteme.

Nach Angaben der International Trade Administration, einer US-Regierungsbehörde, besteht der Stromverbrauch Kenias zu 81 Prozent aus erneuerbaren Energien. Im Verkehr und in Haushalten – insbesondere beim Kochen – lässt sich aber immer noch viel verbessern. Die meisten Menschen kochen mit Holz, Dung, Holzkohle oder Kerosin. Maßnahmen für saubere und effiziente Haushaltsenergie würden daher sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt zugutekommen, indem mehr erneuerbare Energie für Strom erzeugt wird, der zum Kochen und für andere Haushaltszwecke verwendet werden kann. Meist fehlt es hier an Geld. Afrika hat viel Potenzial, erneuerbare Energien zu generieren, aber es bedarf der entsprechenden Mittel.

Lokale Gemeinschaften sind dem Klimawandel direkt ausgesetzt

Jahrelang haben wir versäumt, politische Maßnahmen und Vorschriften umzusetzen, über die Unternehmen und Regierungen für Emissionen und Klimaschäden verantwortlich gemacht werden. Handeln ist jetzt wichtiger denn je. Die am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften leiden weiter unter Extremwetter, von dem sie sich kaum oder gar nicht erholen. Mangelnde Rechenschaftspflicht und unerfüllte Versprechen, die auf globalen Klimagipfeln gemacht wurden, verschärfen die Lage.

Zu Kenias drängendsten Problemen gehört die ungleiche Ressourcenverteilung, die viele Gemeinschaften vulnerabel macht. Es muss mehr in Infrastruktur investiert werden, etwa in Wasserspeichersysteme und Bewässerung, und auch in Bildung. Lokale Gemeinschaften müssen die Folgen des Klimawandels verstehen, um damit umgehen zu können. Es ist problematisch, dass sie meist eher als Opfer und nicht als Akteure des Wandels dargestellt wurden. Zugleich ist es wichtig, speziell Frauen und andere besonders benachteiligte Gruppen zu stärken und aufzuklären.

Klimasorgen der Jungen Generation

Die junge Generation hat die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise geerbt, weil die ältere Generation untätig geblieben ist. Unzählige junge Menschen leiden unter Klimaangst, weil sie nicht wissen, wie ihre Zukunft aussehen wird. Der politische Rahmen hat sich als ineffizient und unzureichend erwiesen, wenn es darum geht, einen sicheren Planeten und eine lebenswerte Welt für diese und die kommenden Generationen zu schaffen. Diejenigen, die von der Entwicklung fossiler Brennstoffe profitiert haben, müssen nicht so lange mit den Folgen leben wie wir jungen Menschen.

Was den Prozess der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) betrifft, so waren der UN-Klimagipfel in Ägypten und die Einrichtung eines Fonds für Klimaverluste und -schäden ein Fortschritt. Doch es muss weitergehen.

Es braucht einen Mechanismus, der sichert, dass gefährdete und bedürftige Bevölkerungsgruppen Zugang zu den Ergebnissen der beiden großen kollektiven Ziele der vergangenen Klimagipfel haben – zur alten Zusage der reichen Länder, jährlich 100 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen zu mobilisieren, und zum neuen Fonds für Klimaschäden.

Klimagerechtigkeit bedeutet, dass die für diese Krise verantwortlichen reichen Länder endlich ihre Versprechen einhalten. Sie müssen Gelder bereitstellen, die wir für die Anpassung an die bereits existenten Schäden und den Übergang zu einer grünen Wirtschaft mit nachhaltigen Lebensgrundlagen brauchen. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass die politischen Entscheidungsträger anerkennen, dass der Klimawandel die Anpassungsfähigkeit vieler Bevölkerungsgruppen übersteigt – und echte Solidarität zeigen, indem sie dafür sorgen, dass Mittel an Gemeinschaften wie die meine fließen.

Abigael Kima ist eine kenianische Klimaaktivistin sowie Host und Produzentin des Hali Hewa Podcasts.
abigaelkima@gmail.com