Afghanistan
Mit Taliban reden
Karsai sagte, er werde bald eine Loya Jirga, einen traditionellen Ältestenrat mit hoher Autorität, einberufen und diesmal auch Honoratioren einladen, die er wegen Talibankontakten bislang gemieden habe. Später deutete die saudische Regierung an, sie könne helfen, Kontakt zu moderaten Taliban aufzunehmen. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, Frieden schließe man nicht mit Freunden, sondern man müsse bereit sein, mit Feinden zu verhandeln. Bisher waren die USA zwar bereit, mit abtrünnigen Talibankämpfern zu kooperieren, hatten Gespräche mit der Führungsebene aber gemieden. Verbündete vesprachen in London, einen Fonds einzrichten, um Überläufer zu untersützen.
Derweil wurde bekannt, dass der UN-Sondergesandte Kai Eide Anfang Januar Talibananführer in Dubai traf, die an Verhandlungen interessiert waren, aber vor Verhaftung sicher sein wollten. UN General-Skeretär Ban Ki-moon kündigte indessen an, der schwedische UN-Diplomat Staffan de Mistura werde Eide ablösen. Eide hatte 2009 das Vertrauen der USA verloren, als sein Stellvertreter Peter Galbraith, ein US-Bürger und scharfer Karsai-Kritiker, zurücktrat.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte Karsais Versprechen, mehr Verantwortung übernehmen und künftig mehr für die Sicherheit tun. Er werde ihn „beim Wort nehmen“. Im Namen der Bundesregierung versprach Westerwelle den Entwicklungshilfeaufwand für Afghanistan auf 430 Millionen Euro zu verdoppeln und 850 zusätzliche Soldaten zu stellen.
An der Londoner Konferenz nahmen Vertreter von knapp 70 Staaten teil. Im Kern versprachen sie, die Strategie von US-Präsident Barack Obama zu unterstützen. Er will zunächst die Truppen vestärken und so die Rahmenbedingungen für Sicherheit und Wiederaufbau schaffen. Von 2011 an sollen dann die Soldaten wieder heimgeholt werden. Solch ein Konzept ging im Irak auf, Skeptiker bezweifeln jedoch, dass das im kopliziertern Afgahnistan auch der Fall sein wird. (dem)