Tuberkulose

Mit Disziplin Leben retten

Tuberkulose ist für zentralasiatische Gesundheitssysteme ein wachsendes Problem. Das liegt an der Resistenz gegen Medikamente und steigenden HIV/Aids-Raten.
Untersuchung der Lungenfunktion eines Patienten in Tadschikistan. KfW Photo archive/Photographer: Rendel Freude Untersuchung der Lungenfunktion eines Patienten in Tadschikistan.

Tuberkulose ist heilbar – und dennoch die weltweit tödlichste Infektionskrankheit. Eine besonders betroffene Weltregion ist Zentralasien. Dort sinkt zwar die Zahl der Neuerkrankungen, aber die Behandlung erweist sich als immer schwieriger. Viele Bakterienstämme sind inzwischen gegen Antibiotika resistent. Außerdem ringt Zentralasien mit einer „dualen Epidemie“: Immer mehr Menschen sind mit HIV und Tuberkulose zugleich infiziert.

Auch die gewöhnliche Tuberkulose muss mindestens sechs Monate lang konsequent mit Antibiotika behandelt werden. In den 90er Jahren verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion aber enorm. Viele Tuberkulose-Patienten wurden nicht oder nur kurz ­behandelt. In der Folge entstanden multiresistente Tuberkulose-Erreger, denen normale Antibiotika nichts mehr anhaben. Das senkt die Heilungschancen deutlich. In der Praxis hat sich die von der Weltgesundheitsorganisation WHO propagierte Directly Observed Treatment Strategy (DOTS) bewährt. Die Patienten bekommen in den Gesundheitszentren kostenlos Antibiotika und nehmen sie vor den Augen des Gesundheitspersonals ein. Nur wenn die Behandlung nicht unterbrochen wird, kann der Erreger keine Resistenz gegen das benutzte Antibiotikum entwickeln. Disziplin ist also entscheidend für den Behandlungserfolg. Die KfW Entwicklungsbank trägt dazu bei, die Versorgung der Gesundheitszentren mit Antibiotika sicherzustellen.

Ein funktionierendes Gesundheitswesen ist für die effektive Behandlung und die Verhinderung weiterer Ansteckungen unerlässlich. Im Auftrag des BMZ unterstützt die KfW Entwicklungsbank deshalb die Regierungen von Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan mit verschiedenen Maßnahmen, wie KfW-Gesundheitsexperte  Peter Reff erklärt. So wird ein Netz von einfachen Laboren für die Tuberkulose-Diagnose aufgebaut.

Wer die multiresistente Form der Tuberkulose hat, braucht andere Dosierungen und Antibiotika. Dafür ist aber eine genaue Diagnose in speziell ausgestatteten Referenzlaboren nötig. Die KfW Entwicklungsbank hat über Partnerschaften mit sogenannten supranationalen Referenzlaboren den Aufbau eines solchen Speziallabors in allen vier Ländern unterstützt. Dieses soll dann auch die Arbeit der Standardlabore überwachen und die komplexen Fälle übernehmen. Das Ziel ist, jeden Tuberkulose-Kranken auf Multiresistenz zu testen, damit die Behandlung stimmt.

Eine besondere Behandlung brauchen auch diejenigen, die sowohl mit HIV/Aids als auch mit Tuberkulose infiziert sind. Die Immunschwäche macht die Patienten für Tuberkulose besonders anfällig, und die Aussicht auf Heilung ist schlechter. Zudem müssen die Antibiotika mit den Aids-Medikamenten verträglich sein. Oft werden Patienten falsch behandelt, weil sie selbst oder ihre Ärzte nicht von der HIV-Infektion wissen. Das kommt immer öfter vor, denn die HIV-Infektionsraten steigen in Zentralasien.

 

6 Monate muss Tuberkulose mindestens mit Antibiotika behandelt werden

Das Problem der dualen Epidemie ist in Gefängnissen besonders groß. Die Lebensbedingungen dort bieten eine Brutstätte für beide Krankheiten. Außerdem endet die medizinische Behandlung oft mit der Entlassung der Häftlinge.

Mittlerweile verfügen auch die Gefängnisse über wirksame Antibiotika und die zivilen Labore testen Insassen auf Tuberkulose. Wird ein Tuberkulose-Patient aus dem Gefängnis entlassen, kommt er in Usbekistan zum Beispiel zunächst auf eine Spezialstation im Krankenhaus, bis er vollständig geheilt ist.

Für eine flächendeckende Tuberkulose-Bekämpfung ist die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtig: Ministerien, Krankenhäuser, Gesundheitsstationen, Labore – auch die nationalen Regierungen in der Region tauschen mittlerweile Informationen dazu aus. Denn die Krankheit schert sich nicht um Staatsgrenzen. Die KfW Entwicklungsbank fördert daher auch länderübergreifende Kooperationen und agiert als Vermittlerin.

Vera Dicke