Medienkompetenz

Der Lügenpropaganda schon in der Schule Grenzen setzen

In einer Demokratie müssen Staatsbürger nicht nur Zugang zu zuverlässigen Informationen haben, sie müssen sie auch als solche erkennen können. Medienkompetenz sollte in Schulen vermittelt werden.
Zeitungsstand in Kampala 2016. Dai Kurokawa/picture-alliance/dpa Zeitungsstand in Kampala 2016.

Demokratien brauchen freie Medien, denen staatliche Stellen Auskunft geben müssen. Für gute Amtsführung ist das ähnlich wichtig wie eine unabhängige Justiz. Beides muss funktionieren, und obendrein sollte die Bürgerschaft die Qualität in beiden Fällen beurteilen können.

Medienkompetenz bedeutet, zu verstehen, wie Medien operieren und wie sie im öffentlichen Diskurs eingesetzt werden. Auch Kenntnisse der Medienproduktion gehören dazu. Der englische Fachbegriff ist „media and information literacy“ (MIL).

Medienkompetente Menschen können Anzeigen von redaktionellem Inhalt unterscheiden, sollten aber auch dessen Qualität beurteilen können. Zu den Kriterien gehört, ob Quellen genannt werden, ob mehrere Stimmen zu Wort kommen und ob vorurteilsfrei Fakten berichtet werden. Nachrichten und Meinungsbeiträge sollten voneinander unterschieden werden. Logisch inkonsistente Beiträge verdienen kein Vertrauen. Oft ist es auch sinnvoll, zu prüfen, wem eine Medienmarke gehört und wer für den Inhalt verantwortlich ist. In demokratisch regierten Ländern verpflichten Gesetze und Konventionen dazu, entsprechende Informationen im Impressum zu veröffentlichen (siehe Impressum auf dieser Website).

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat 2020 eine Studie über Fake-News-Propaganda und arabische Jugendliche veröffentlicht. Ein Ergebnis war, dass mehr Medienkompetenz helfen würde, Nachrichten richtig zu interpretieren, was wiederum für das politische Engagement der Rezipienten wichtig wäre.

Das Autorenpaar stellte fest, dass junge Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr unterschiedliche Plattformen nutzen, oft aber nur sehr geringe Medienkompetenz haben. Viele waren nicht in der Lage, Informationen, die sie im Internet, in der Presse oder anderswo fanden, zu analysieren oder auch nur in Frage zu stellen. Das ist in vielen Ländern kaum anders, selbst in fortgeschrittenen Nationen nicht. Die KAS-Studie empfiehlt deshalb, Medienkompetenz in Schulen zu unterrichten.


Ugandische Perspektive

Auch Prossy Kawala findet, dass Medienkompetenz wegen Lügenpropaganda immer wichtiger wird – und dass ein Grundverständnis digitaler Kommunikation dazugehört. Die Mitgründerin des zivilgesellschaftlichen Centre for Media Literacy and Community Development (CEMCOD) urteilt, Ugandas Schulen behandelten das Thema nicht – mit Ausnahme einiger Privatinstitutionen.

Für Kawala gehört Medienkompetenz auf den Lehrplan, denn wenn Teenager gut unterrichtet würden, hätte das auch Auswirkungen auf ihre Familien und deren Umfeld. So könne die Medienkompetenz der Gesellschaft insgesamt gefördert werden. Kawala fände es gut, wenn sich am Thema interessierte Organisationen zu einem Bündnis zusammenschließen würden. CEMCOD kooperiert mit sechs lokalen Radiostationen, um Menschen medienkompetent zu machen. Aus ihrer Sicht sollten Medienunternehmen selbst darauf dringen, dass das Thema in Schulen behandelt wird.

Tatsächlich interessieren sich diverse zivilgesellschaftliche Gruppen für Medienkompetenz. Dazu gehören allein in Uganda laut Kawala das African Centre for Media Excellence, Reality Check Uganda, die Media Challenge Initiative and die Uganda Media Women’s Association.

Ähnliche Initiativen gibt es in vielen Ländern, und verschiedene Entwicklungsagenturen sind ihrerseits involviert. Die Deutsche Welle Akademie bietet auf ihrer Website sogar für Trainer eine englische Broschüre mit Lehrmaterial zum Thema an.
 

Ronald Ssegujja Ssekandi studiert Entwicklung Management an der Ruhruniversität Bochum.
sekandiron@gmail.com


Links
Centre for Media Literacy and Community Development (CEMCOD):
https://www.cemcod.org/
Deutsche Welle Akademie, 2019: Media and information literacy – A practical guidebook for trainers (third edition).
https://www.dw.com/en/media-and-information-literacy-a-practical-guidebook-for-trainers-third-edition/a-42423367
Konrad Adenauer Stiftung, 2020: Media and information literacy among millennials and generation Z in the Arab world.
https://www.kas.de/en/web/rpg/single-title/-/content/media-and-information-literacy-among-millennials-and-generation-z-in-the-arab-world-2

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