Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Ländlicher Raum

Bessere Arbeitsförderung für junge Leute

In abgelegenen Regionen Afrikas haben es junge Menschen schwer, sichere und gut bezahlte Arbeit zu finden. Entwicklungspartner gestalten Programme, die ihnen das erleichtern können.
Auch Lieferung und Verarbeitung sind wichtig: Südafrikanische Arbeiter sortieren Kartoffeln. picture-alliance/Design Pics Auch Lieferung und Verarbeitung sind wichtig: Südafrikanische Arbeiter sortieren Kartoffeln.

Entwicklungspolitische Akteure gehen ein großes Problem in Afrika an: die lokale Wirtschaft dabei zu unterstützen, Jobs für geschätzt 25 Millionen junge Menschen zu schaffen, die jährlich auf den Arbeitsmarkt kommen. Bis 2030 werden 320 Millionen neue Stellen gebraucht.

Fast die Hälfte der Neueinsteiger in den Arbeitsmarkt lebt auf dem Land, 70 Prozent davon sind jünger als 30 Jahre. Der enorme Bedarf und die Bedeutung von Beschäftigung für das Wirtschaftswachstum machen effiziente und effektive Förderprogramme erforderlich.

Arbeitssuchende junge Afrikanerinnen und Afrikaner auf dem Land haben es nicht einfach: Sie haben kaum Zugang zu Land, Märkten, Krediten, Qualifizierungsangeboten und Arbeitsvermittlung. So sind viele arbeitslos, unterbeschäftigt oder arbeiten als Kleinstunternehmer mit sehr niedrigem Einkommen.

Um zu ermitteln, wie sich die Lage verbessern lässt, gab die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Studie in Auftrag. Diese untersucht elf Programme der GIZ, die Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum fördern, und identifiziert Erfolgsfaktoren, die im Folgenden präsentiert werden.


Programme institutionell einbetten

Die Programme müssen auf nationale oder kontinentale Agenden abgestimmt sein, um von den politischen Partnern akzeptiert zu werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Programm ATVET (Agricultural Technical Vocational Education and Training). ATVET ist Teil des Programms zur Entwicklung der Landwirtschaft in Afrika (Comprehensive Africa Agriculture Development Programme), einer Vorzeigeinitiative der Afrikanischen Union (AU).

ATVET fördert landwirtschaftlich-technische Ausbildungen in zwölf AU-Mitgliedstaaten. Das Unterrichtsmaterial entspricht nationalen Zertifizierungsanforderungen, so dass staatliche Berufsschulen es nutzen können. Durch die Anbindung an die AU genießt ATVET hohes Ansehen bei den nationalen Partnern; sie sehen ATVET eher als kontinentale Initiative und weniger als ein Programm internationaler Entwicklungsorganisationen.

Generell sollten sich Entwicklungsprogramme gut integrieren und eng mit lokalen Strukturen zusammenarbeiten. Es ist beispielsweise sinnvoll, Schulungselemente und andere Fördermaßnahmen mit nationalen Programmen der Arbeitsförderung zu verknüpfen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren macht Programme zwar komplexer, aber auch wirksamer.

„Pro-Poor Growth and Promotion of Employment in Nigeria (SEDIN III)“ ist ein Beispiel für solch ein Programm; es bezieht öffentliche Institutionen in das Programmdesign ein, um die Finanzkompetenz von Jugendlichen besser zu fördern. Die Lehrpläne sind in das nationale Bildungssystem integrierbar – landesweit wurden so bisher schon mehr als 60 000 junge Menschen erreicht.


Mitspracherecht für junge Menschen schaffen

Jugendliche im ländlichen Raum haben oft das Gefühl, dass Politiker ihre Interessen nicht ausreichend berücksichtigen. Das GIZ-Vorhaben „Ernährungssicherheit durch verbesserte landwirtschaftliche Produktivität im Westen Kenias (FSP)“ will das ändern. Das Programm berät nationale und lokale Beamte in Kenia dabei, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Es bezieht auch Jugendverbände in die Beratungsprozesse für nationale Strategien ein, die die ländliche Jugend betreffen. Die Jugendlichen erhalten die Möglichkeit, direkt mit ihren nationalen und regionalen Regierungen zu reden. Das schafft Vertrauen und im Ergebnis wirkungsvollere Strategien unter Berücksichtigung der Interessen von Jugendlichen auf dem Land.


Attraktivität der Landwirtschaft steigern

Jugendliche betrachten Landwirtschaft oft als Tätigkeit, die wenig attraktive Arbeitsbedingungen und kaum Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung bietet. Die meisten kennen Landwirtschaft nur von ihren Eltern und Großeltern, die häufig mit veralteten Methoden und Geräten arbeiten. Programme können dieses Image ändern, indem sie Chancen, gute Arbeitsbedingungen und moderne Praktiken in der Landwirtschaft aufzeigen.

Zum Beispiel können Programme die Entwicklung moderner Lieferketten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft fördern und deutlich machen, dass Lebensmittelverarbeitung und -lieferung viel Potenzial für unternehmerische Aktivität und eine attraktive Gewinnmarge bietet. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft bietet diverse Arbeitsmöglichkeiten und reicht von Produktion von Setzlingen und Dünger über landwirtschaftliche Produktion und Ernte bis zu Verarbeitung, Verpackung, Transport und Vermarktung. Auch Verbraucher, Gas-tronomie und die Entsorgung von Müll spielen eine Rolle. Mehr Einblick in Landwirtschaft, neue Technologien und verwandte Branchen kann das Interesse der Jugendlichen wecken


Das Spektrum der Jobförderung erweitern

Arbeitsförderung umfasst Aktivitäten wie Qualifizierung, Unternehmensentwicklung und Arbeitsvermittlungsdienste. Diese sind umso wirksamer, je besser sie aufeinander abgestimmt werden.

Das zeigt beispielsweise Marokkos Programm zur „Förderung der Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum (PEJ II)“. Im Auftrag des BMZ haben GIZ und marokkanische Regierungsbehörden ­einen integrierten Ansatz zur Förderung von Beschäftigung im ländlichen Raum entwickelt. Gemeinsam mit Organisationen der Zivilgesellschaft werden lokale Arbeitsämter auf dem Land eingerichtet, die Arbeitsvermittlung und an die lokalen Bedürfnisse angepasste Kurzzeit-Qualifizierungen anbieten. Außerdem etabliert das Programm lokale Gremien, die ein Unterstützungssystem für junge Unternehmer aufbauen und koordinieren. Die Gremien unter Leitung des lokalen Provinzgouverneurs bestehen aus Vertretern des öffentlichen und privaten Sektors sowie der Zivilgesellschaft.


Junge Unternehmer unterstützen

Unterstützungssysteme für Arbeitssuchende und junge Unternehmer sind gerade in ländlichen Regionen oft sehr schlecht entwickelt. Programme, die verschiedene Förderinstrumente kombinieren, können Jugendliche besser in dem unterstützen, was diese gerade benötigen, ob es Zugang zu Finanzdienstleistungen oder weiterführende Unterstützung durch Mentoren ist.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Beschäftigungsförderungsprogramm (EPP III) der GIZ in Sierra Leone. Wer erfolgreich ein Training zu grundlegenden Managementfähigkeiten absolviert hat, kann am Coaching-Programm „SME Loop“ der GIZ für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) teilnehmen. Dieses Programm coacht junge Unternehmerinnen und Unternehmer in Geschäftskompetenz, Produkt-/Marktpositionierung, Unternehmergeist, Verhandlungsführung, Kundenbeziehungen und Finanzkompetenz. Erfolgreiche Absolventen des SME Loops können dann aus dem GIZ-Programm „Facility for Innovation“ zudem Fördermittel für ihr Unternehmen beantragen.


Unternehmern helfen, Marktnischen zu erkennen

Junge Unternehmer wissen oft nicht, wo sie anfangen sollen. Eine große Hilfe ist es, Marktchancen über eine lokale Recherche zu Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren. Das tunesische Programm „Nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (PAD II)“ etwa nutzt solche Studien, um produktive und vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten in der Agrarwertschöpfungskette aufzutun. Es hat jungen Unternehmern auf dem Land zu Geschäfts-ideen verholfen, die tatsächlich gefragt sind, wirtschaftliche Aktivität in der Region verbessern und nachhaltige Einnahmequellen für Jugendliche schaffen.


Jugendspezifische Indikatoren verwenden

Es ist wichtig, den Programmerfolg zu überwachen und zu bewerten. Dabei sollten für die Maßnahmen der Jugendbeschäftigungsförderung im ländlichen Raum eigene Indikatoren verwendet werden. Bisher wurden diese Indikatoren oft erst nachträglich in einem zuvor festgelegten Bewertungsrahmen hinzugefügt. Bei der landwirtschaftlichen Berufsausbildung für Frauen (ATVET4Women) etwa spiegeln die Kennzahlen den geschlechtsspezifischen Ansatz des Programms kaum wider. In der nächsten Phase wird ATVET4Women daher neue, relevantere Indikatoren einführen.


Austausch über bewährte Ansätze fördern

Es ist in der Entwicklungszusammenarbeit relativ neu, Jugendbeschäftigung in ländlichen Gebieten explizit zu fördern. Erfahrungsaustausch zwischen den Programmen kann dazu beitragen, erfolgreiche Ansätze in die allgemeine Praxis zu überführen. Kontinentale oder globale GIZ-Programme wie „Beschäftigung für nachhaltige Entwicklung in Afrika“ (E4D) oder „Grüne Innovationszentren der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIC)“ enthalten starke Peer-Learning-Elemente, die helfen, bewährte Ansätze und Praktiken zu übernehmen. E4D veranstaltet beispielweise regelmäßig Konferenzen, bei denen Geber, Vertreter der Regierung und Wissenschaftler sich mit dem E4D-Team zu den Ergebnissen und Lehren aus dem Vorhaben austauschen.


Maßnahmen mit den Partnern koordinieren

Das Thema Jugendbeschäftigung betrifft viele Akteure und umfasst meist verschiedene Ministerien. Oft blockiert sogenanntes Silodenken den Fortschritt – was sich durch eine bessere Abstimmung aller Beteiligten vermeiden ließe. Steuerungsgremien können sicherstellen, dass sich alle beteiligten Abteilungen und Organisationen abstimmen und Sichtweisen beachten, die bisher nicht berücksichtigt wurden.

Programme wie „Eco-Emploi“ in Ruanda oder „Landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten für nachhaltige Entwicklung (A4SD)“ haben Steuerungsgremien eingerichtet, um Prioritäten festzulegen und Maßnahmen zu koordinieren. Die Ausschüsse setzen sich aus Vertretern der zuständigen Ministerien, privatwirtschaftlichen Unternehmen und Berufsschulen sowie Fachleuten zusammen. Ihre Treffen helfen, Vertrauen aufzubauen, Zusammenarbeit zu fördern und Maßnahmen zu koordinieren.


Co-Finanzierung anstreben

Co-Finanzierung kann Programme flexibler machen, wenn die Partner um komplementäre Ziele bemüht sind. Einige Programme haben daher mehrere Finanzierungspartner – neben dem BMZ etwa die EU, philanthropische Stiftungen und privatwirtschaftliche Geldgeber.

Das A4SD-Programm etwa konnte dank Co-Finanzierung durch die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung seine Reichweite vergrößern. Gleichzeitig wurden andere Organisationen ermutigt, sich ebenfalls an dem Vorhaben zu beteiligen.


Link
Weitere Informationen über die Arbeit der GIZ zur Arbeitsförderung junger Landbevölkerung:
https://www.giz.de/en/worldwide/67975.html


Claudia Knobloch ist Direktorin des Berliner Forschungs- und Beratungsinstituts Endeva UG.
c.knobloch@endeva.org

Christian Pirzer ist Projektleiter bei Endeva UG.
c.pirzer@endeva.org

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