Privatwirtschaft
Besser ausgebildetes Personal
EDFI hat einen umfassenden Bericht mit theoretischem Hintergrund und vielen Beispielen praktischer Umsetzung veröffentlicht. Er wurde mitverfasst von Experten der Boston Consulting Group und der DEG, einer Tochterbank der KfW, die die Entwicklung des Privatsektors unterstützt.
Nach Ansicht der EDFI-Publikation ist die Schaffung von produktiven und nachhaltigen Arbeitsplätzen ein wichtiger Beitrag zur Armutsbekämpfung und Entwicklungsförderung. Ein Problem ist jedoch, dass Unternehmen in armen Weltregionen oft nicht die Leute mit dem nötigen Fachwissen finden können. Sie sind entweder nicht oder im falschen Bereich ausgebildet. Das bezeichnet man als „Qualifizierungslücke“.
Viele Länder können ihre Jugend nicht adäquat ausbilden, so dass diese fit für die Wirtschaft wäre. Deshalb müssen Unternehmen ihr Personal selbst schulen, empfiehlt EDFI. Davor scheuen aber laut Bericht zu viele Firmen zurück. Die Verantwortlichen fürchten die Kosten, die klar auf der Hand liegen, sie können aber den Nutzen nicht abschätzen. Dieser zeigt sich oft erst nach Jahren. Der EDFI-Report versucht Unternehmen davon zu überzeugen, dass es eine Win-win-Situation für sie und für die Arbeitnehmer ist, wenn sie Qualifizierungslücken schließen.
Die Pluspunkte für Unternehmen:
- besser qualifizierte, motiviertere und loyalere Arbeitskräfte,
- höhere Arbeitsproduktivität,
- mehr Innovation und
- besserer Ruf.
Es gibt auch eine Menge Vorteile für Arbeitnehmer und sogar für die Gesellschaft. Besser qualifizierte Leute finden bessere Jobs und verdienen mehr Geld. Sie haben außerdem bessere Karriereaussichten. Starke Privatunternehmen stärken die wirtschaftliche Entwicklung und davon profitieren das Land und die Gesellschaft insgesamt, betonen die Autoren.
Erfolgreiche Vorbilder
Die Publikation präsentiert auch praktische Anleitungen, wie Kosten und Nutzen von Weiterbildungsmaßnahmen ermittelt werden können, und sie zeigt Schritt für Schritt, wie Qualifizierungslücken erkannt und geschlossen werden können. So kann der Bericht als Praxishandbuch dienen.
Nach Ansicht der Autoren ist es für Unternehmen entscheidend, strukturiert vorzugehen. Sie müssen eine detaillierte Personalplanung vornehmen, Schulungsmaßnahmen ausarbeiten und in jeder Abteilung Schulungsteams zusammenstellen. Einige Unternehmen haben solche Maßnahmen erfolgreich umgesetzt, und die EDFI-Autoren sind davon überzeugt, dass andere das auch können.
Ein im Bericht aufgeführtes Beispiel ist das Hospital Sirio Libanes (HSL), ein privater Krankenhausbetreiber in Brasilien mit Sitz in Sao Paulo. Die Krankenhäuser haben einen exzellenten Ruf und somit kein Problem, qualifizierte Ärzte zu finden. Aber sie hatten große Probleme damit, geringer qualifiziertes Personal wie Krankenschwestern oder Arbeiter im Reinigungs- und Cateringbereich zu rekrutieren.
HSL hat systematisch Bedarfsanalysen gemacht und Schulungsmaßnahmen organisiert. Es bietet sogar weiterführende und Fernstudiengänge an. Zusätzlich betreibt das Krankenhaus ein interdisziplinäres Qualifizierungszentrum, in dem neues und bestehendes Personal darin geschult wird, effektiv im Team zu arbeiten.
Um die relativ hohe Fluktuation von geringqualifiziertem Personal einzudämmen, hat HSL ein Nachbarschaftsprojekt gestartet. Dabei werden Leute aus der Umgebung in Bereichen wie Catering oder Hygiene weitergebildet. Diese Maßnahmen führt zum Teil ein HSL-eigenes Schulungs- und Ausbildungsinstitut durch. Seine erfolgreichen Maßnahmen finanziert HSL mit Hilfe von Darlehen der DEG und anderen Finanzinstituten.
Für EDFI ist das Krankenhaus ein erfolgreiches Vorbild. HSL hat keine Probleme mehr, geeignetes Personal zu finden, und kann die meisten Posten intern besetzen. Die EDFI bewertet es auch als sehr positiv, dass HSL zur Entwicklung der Nachbarschaft beiträgt. Für HSL überwiegt der Nutzen ganz klar die Kosten, schreiben die Autoren.
Sabine Balk
Links:
DEG-Bericht: Bridging the skills gaps in developing countries.
https://www.deginvest.de/DEG-Documents-in-English/About-DEG/What-is-our-impact/Bridging-Skills-Gaps_DEG_2016.pdf
“Let´s Work Partnership” zur Schaffung von mehr und besseren Jobs:
http://www.letswork.org