Institutionen

Von der NGO zur großen Geschäftsbank

Der kambodschanische Pfannenmacher Shorn Shidern hat die Bedeutung von unternehmerischem Kapital erfahren, als ihm nach dem Kauf von Nahrungsmitteln kein Geld mehr blieb, um das Material zu kaufen, dass er für die Produktion brauchte. Seine Rettung war ein Kredit in Höhe von 900 Dollar, dank dessen er bis zur nächsten Reisernte weiterarbeiten konnte. Der Geldgeber war Acleda, ein Mikrofinanzdienstleister, der sich mittlerweile zur größten Geschäftsbank in Kambodscha weiterentwickelt hat.
„Acleda hat mittlerweile ­234 Filialen und 7000 Mitarbeiter.“ Philong Sovan, DEG „Acleda hat mittlerweile ­234 Filialen und 7000 Mitarbeiter.“

Diese Erfolgsgeschichte begann 1993. Als regierungsunabhängige Organisation verlieh Acleda anfangs Kriegsopfern wie Vertriebenen, Witwen oder entlassenen Soldaten kleine Summen, um ihnen einen Neubeginn zu ermöglichen. 1998 wurde aus der NGO dann die Acleda Bank. Sie führte das Mikrofinanzierungsgeschäft weiter, expandierte aber auch in andere Felder. Seit 2003 hat Acleda eine Vollbankenlizenz. Das Institut entwickelte sich sehr erfolgreich und verfügte schon bald über ein breites Angebot an Finanzierungsleistungen für Kleinstunternehmen, mittelständische Firmen und Privatkunden.

Auf dem Weg dorthin beteiligten sich im Jahr 2000 vier internationale Entwicklungsfinanzierer an Acleda: die zur Weltbankgruppe gehörende International Finance Corporation (IFC), die niederländische Entwicklungsbank FMO, die auf Mikrofinanzierung spezialisierte Nachhaltigkeitsbank Triodos und die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft. Im Rahmen ihrer Beteiligung war die DEG viele Jahre im Aufsichtsrat von Acleda vertreten und hat die Gesellschaft dadurch mitgeprägt. Wie rasant Acleda wuchs, zeigt die Bilanzsumme. Sie stieg innerhalb von zehn Jahren von umgerechnet ­­22 Millionen Dollar im Jahr 2000 auf 1,2 Milliarden Dollar. Im ge­­schäftspolitischen Projekt­rating, mit dem die DEG die Qualität ihrer Vorhaben ermittelt, erhielt Acleda die Bestnote.

Diese Bank bietet Hochschulabsolventen attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten und erreicht mit ihrem Filialnetz die ärmsten Teile der Bevölkerung. Die Hälfte der Kunden sind Bauern, deren Einkommen dank der Bank nun weniger von Missernten und Unfällen beeinträchtigt werden kann. Acleda betreibt das klassische Bankgeschäft: Das Institut sammelt Spareinlagen ein, verleiht Geld und bekommt dieses mit Gewinn zurück. Komplexe Geschäfte wie Speku­lationen auf Optionen oder ähnliches spielen keine Rolle.

Die DEG hat ihre Beteiligung an Acleda inzwischen gewinnbringend verkauft. Nun sichert sie mit langfristigen Krediten die künftige Entwicklung der Bank. Acleda möchte über Kambodscha hinaus wachsen und hat in Laos bereits erste Filialen eröffnet. Der Mut der Gründer, die Acleda starteten, als es in Kambodscha weder Bankgesetze noch einen Finanzsektor gab, prägt die Unternehmenskultur bis heute. Banker aus aller Welt werden im Acleda-Schulungszen­trum ausgebildet. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt diese Ausbildung.

Acleda hat mittlerweile 234 Fili­­a­len und 7000 Mitarbeiter. Die Bank verwaltet 265000 Kredite und 785000 Konten. Der Schwerpunkt liegt bei Krediten für Kleinunternehmen. Anja Strautz, DEG