Simbabwe

Was Staatenlosigkeit bedeutet

In Simbabwe leben etwa 300 000 staaten­lose Menschen, die keine Ausweisdokumente haben.

Die meisten von ihnen sind Migrantinnen und Migranten, die ihre Papiere verloren oder nie welche besessen haben. Sie sind von digitalen Dienstleistungen und dem Wirtschaftsleben ausgeschlossen, denn um ein Bankkonto oder einen Job zu bekommen, muss man Papiere zur Identifizierung haben.

„Die Lage der staatenlosen Menschen in Simbabwe ist schrecklich“, sagt Caroline Kache von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. „Es bedeutet, dass sie nicht arbeiten, keine Ausbildung machen, kein Bankkonto eröffnen und nicht offiziell heiraten können.“ Laut Kache wird die Staatenlosigkeit von einer Generation zur nächsten weitergeben, da Menschen ohne Ausweispapiere staatenlose Kinder zur Welt bringen.

Die Digitalisierung verschärft dieses Problem zusätzlich. Denn ohne Ausweis hat man keinen Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen wie World Remit oder Western Union und zu mobilen Gelddienstleistungen wie Ecocash und One Money.

Darüber hinaus stellen die meisten Unternehmen in Simbabwe keine Personen mehr ohne Identitätsnachweis ein. Selbst wenn es sich um eine ungelernte Tätigkeit handelt, für die man bei der Einstellung keine Bildungsnachweise vorlegen muss, muss man zumindest einen Personalausweis haben.

Aufgrund ihrer prekären Lage sind die Staatenlosen gezwungen, Tricks anzuwenden und sich beispielsweise Ausweispapiere zu leihen. Die 29-jährige Panashe Zhuwayo, Mutter von zwei Kindern, wohnt in Hopely, einem armen Vorort der Hauptstadt Harare. Sie hat den Personalausweis ihrer Freundin benutzt, um bei einem Unternehmen Arbeit zu finden. „Sogar die Simkarte, die ich benutze, gehört ihr“, sagt Zhuwayo und fügt hinzu: „Ich werde auch über ein auf ihren Namen registriertes Bankkonto bezahlt. Sie hebt das Geld ab und gibt es mir.“

Zhuwayos Eltern stammen aus Mosambik und starben, als sie noch klein war. Die Eltern hatten keine Papiere, also bekommt sie auch keine. Sie musste die Grundschule abbrechen, weil sie keine Geburtsurkunde hatte, die für die Prüfungen erforderlich war. Sie bemühte sich vergeblich, eine zu bekommen.

„Auch meine Kinder haben keine Ausweise, und mein Mann hat mich deswegen sogar verlassen“, klagt die junge Frau. „Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich einen Ausweis gehabt hätte. Ich hätte eine Ausbildung machen und in einer guten Firma arbeiten können. Vielleicht wäre mein Mann bei mir geblieben.“ Zhuwayo lebt mit ihren Kindern in einem Ein-Zimmer-Haus, das ihrer Kirche gehört.

„Ich darf nicht wählen, und ich kann nicht einmal von Hilfsorganisationen Unterstützung bekommen, da sie auch einen Identitätsnachweis verlangen“, sagt sie. Sie appelliert an die Regierung, ihr und anderen Staatenlosen einen Ausweis auszustellen, damit sie wie andere Simbabwerinnen und Simbabwer leben können.

Auch wenn sie nicht vollständig als simbabwische Staatsbürger anerkannt werden, müssen staatenlose Menschen ebenso wie Flüchtlinge von der Regierung betreut werden. Die Registrierung und die Ausstellung von Ausweisdokumenten könnte viel dazu beitragen, sie in die Wirtschaft des Landes zu integrieren.

Farai Shawn Matiashe ist Journalist in Mutare, Simbabwe.
matiashefarai@gmail.com