Bergbau
Wie Simbabwes Goldrausch das Wasser vergiftet
Simbabwe ist reich an Gold. Nach Angaben des Finanzministeriums erzielte das Land im Jahr 2024 Einnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar aus Goldexporten – ein Anstieg von 37 % gegenüber dem Vorjahr.
Ein Großteil dieses Handels basiert auf informellen Netzwerken. Syndikate, die mit Chemikalien wie Quecksilber – das verwendet wird, um Gold aus Erz zu gewinnen – aus China und anderen Ländern handeln, beliefern Tausende von nicht registrierten Bergleuten, die im kleinen Maßstab und oft von Hand arbeiten. Sie sind allgemein als „Makorokoza“ bekannt, ein Begriff, der aus der Shona-Sprache Simbabwes stammt.
Die meisten „Makorokoza“ verwenden einfache Werkzeuge wie Spitzhacken, Schaufeln und Pfannen, um Gold zu gewinnen. Sie sind für etwa 65 % der jährlichen Goldproduktion Simbabwes verantwortlich, die sich von Januar bis August dieses Jahres auf etwa 28 Tonnen belief. Ein erheblicher Teil dieser Produktion wird jedoch nicht offiziell gemeldet.
Ein Großteil des Goldes wird über Südafrika gewaschen und landet schließlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo es als „sauberes Gold“ zertifiziert wird. Im Jahr 2024 verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen ein globales Goldschmugglernetzwerk, das in mehreren Ländern, darunter Simbabwe, operiert.
Quecksilber-Schmuggel
Während die Goldpreise an der London Metal Exchange und der New York Mercantile Exchange weiterhin auf einem historischen Höchststand sind, kontaminiert das im illegalen Bergbau verwendete Quecksilber zuvor saubere Wasserquellen in Simbabwe. „Die Makorokoza gehen rücksichtslos mit Quecksilber um; nur der Profit zählt“, sagt Farai Maguwu, Direktor des Zimbabwean Centre for Natural Resource Governance.
Laut dem Umweltprogramm der UN (UNEP) verwenden 96 % der kleineren Goldminen in Simbabwe nach wie vor Quecksilber zur Goldgewinnung. Schätzungsweise 24 Tonnen dieser Chemikalie werden jedes Jahr verwendet. Die Behörde warnte 2025, dass sowohl die Bergleute als auch umliegende Gemeinden und Ökosysteme einer chronischen Belastung durch giftige Schadstoffe ausgesetzt sind.
„Der Großteil des Quecksilbers wird aus China, Dubai und Südafrika nach Simbabwe geschmuggelt“, sagt Hardy Madoza, ein Kleinschürfer in Penhalonga. „Und diese Händler*innen sind unantastbar“, fügt er hinzu.
Giftiges Wasser
Penhalonga, ein goldreiches Gebiet am Rande von Mutare – Simbabwes viertgrößter Stadt –, verdeutlicht das Ausmaß des Problems. Einst bekannt für seine mit Kiefern bewachsenen Hügel, ist die Landschaft heute von unzähligen braunen Gruben übersät, in denen Tausende von Bergleuten nach Flussgold graben. Flussabwärts, in Siedlungen in der Nähe von Mutare, haben die Aktivitäten in den Penhalonga-Hügeln zunehmend gravierende Konsequenzen.
„Wir haben schlaflose Nächte wegen desselben Wassers, das wir jahrzehntelang ohne Bedenken getrunken haben“, sagt Shatai Moyo aus Penhalonga. „Wir fürchten uns vor dem Wasser, seitdem es braun geworden ist.“
Im Juni 2022 ergaben toxikologische Proben aus dem Lake Alexander, einer wichtigen Wasserquelle unterhalb der Penhalonga-Hügel, eine Quecksilberbelastung von 0,898 Milligramm pro Liter. Das liegt nach Angaben der Standards Association of Zimbabwe, die die Tests durchgeführt hat, deutlich über dem nationalen Sicherheitsgrenzwert von 0,02 Milligramm pro Liter. Da der Lake Alexander etwa ein Viertel des Trinkwassers von Mutare liefert, warnt Simbabwes Umweltbehörde, dass die Verunreinigung ein ernstes Gesundheitsrisiko für die lokale Bevölkerung darstellt.
Mutare ist laut Maguwu von Bedeutung, weil es eine der wenigen Städte in Simbabwe ist, die noch über relativ unverschmutztes Wasser und ein einigermaßen zuverlässiges Wasserversorgungssystem verfügt. Er verweist auf die Verschlechterung der Wasserqualität in den größten Städten Simbabwes. In der Hauptstadt Harare beispielsweise haben viele Angst, Leitungswasser zu trinken, das häufig verunreinigt ist und bei Menschen, die es aus Verzweiflung konsumieren, zu Erkrankungen geführt hat.
Selbst Muttermilch ist kontaminiert
Die Bedrohung, der die Gemeinden rund um die goldreichen Hügel von Penhalonga ausgesetzt sind, gleicht den Umweltkatastrophen, die sich bereits in anderen Goldabbaugebieten Simbabwes, wie Shurugwi und Kadoma im Zentrum des Landes, ereignen, sagt Tapuwa Nhachi, Umweltexperte beim Institute for Law, Development and Democracy (ILDD). „Wenn es nicht Quecksilber ist, das ins Süßwasser gelangt, dann ist es giftiges Cyanid, oder die Bergleute verschmutzen das einst saubere Wasser mit Steinen und Erde“, erklärt er.
Auf dem Papier ist die Einfuhr von Quecksilber nach Simbabwe streng reguliert. Importeure müssen eine Lizenz erwerben und die Einhaltung des Minamata-Übereinkommens über Quecksilber nachweisen, das Simbabwe 2020 ratifiziert hat. Das Übereinkommen legt strenge Regeln für die Verwendung und den Handel mit Quecksilber fest. In der Praxis hat sich jedoch ein florierender Schwarzmarkt entwickelt. Korrupte Zollbehörden ermöglichen es, die Chemikalie über die Grenzen zu schmuggeln.
„Quecksilber wird in Simbabwes Goldgräbergemeinden für etwa zwei Dollar verkauft. Es wird in großem Umfang gehandelt, und die Händler*innen genießen oft politischen Schutz, da einflussreiche Politiker*innen das Gold kontrollieren“, sagt Nhachi.
Obwohl die Polizei regelmäßig Bergbaustätten und Flüsse durchsucht und alle Personen festnimmt, die ohne Lizenz mit Quecksilber angetroffen werden, führt politischer Druck oft dazu, dass diese ohne Anklage schnell wieder freigelassen werden. „Der Quecksilberhandel geht weiter“, fügt Nhachi hinzu. Und die Gefahr geht über kontaminiertes Trinkwasser hinaus. „Ein ganzes Ökosystem ist gefährdet – von den Fischen bis hin zu menschlicher Muttermilch“, warnt er. Im Jahr 2017 wurden bei Tests in den Goldabbaugebieten Kadoma und Chakari Spuren von Quecksilber in der Muttermilch von Frauen gefunden. „Wir werden einen hohen Preis zahlen, wenn wir weiterhin Gold über die menschliche Gesundheit stellen“, sagt Nhachi.
Tsitsi Bhobo ist Journalistin und berichtet über die Energiewende, Ökologie, Lebensbedingungen und den Klimawandel in Simbabwe.
tsitsibhobo@gmail.com