Internationale Initiativen
Kampf gegen Steuerflucht
Die EU-Regelung (EU Accounting Directive) steht in der Kritik, weil mit ihr nur illegale Korruption vermieden werden könne. Subtilere Fälle legaler, aber moralisch fragwürdiger Steuervermeidung hingegen könnten damit kaum unterbunden werden, da wichtige Daten noch immer im Verborgenen bleiben. Es bräuchte weiteren öffentlichen Druck, um faires Steuerzahlungsverhalten oder eine strengere Prüfung von Unternehmen durchzusetzen
Derzeit debattieren EU-Parlament und EU-Kommission darüber, welche Daten Unternehmen offenlegen sollen und welche Unternehmen davon betroffen wären. Der Kommissionsentwurf bleibt dabei hinter dem des Parlaments zurück und würde wie die Accounting Directive – die nur den Rohstoffsektor betrifft – kaum zur Verbesserung der Situation beitragen.
Für Doppelbesteuerungsabkommen sind sogenannte Antimissbrauchsregeln im Gespräch. NGOs und EU-Parlamentarier kritisieren jedoch, dass diese am Problem vorbeigehen, da es für die rohstoffreichen Länder äußerst schwierig ist, nachzuweisen, dass Unternehmen Schlupflöcher nutzen. Diesen Nachweis müssten die Länder aber erbringen, um die Missbrauchsregeln anwenden zu dürfen.
Um dem Trick „falscher Verrechnungspreise“ zu begegnen, bilden Industrieländer wie Deutschland Steuerbehörden in rohstoffreichen Ländern aus. Denn das Aufspüren falscher Verrechnungspreise ist eine komplizierte Angelegenheit. NGOs gehen diese Maßnahmen allerdings nicht weit genug. Sie fordern auf OECD-Ebene einen Systemwechsel hin zur Einführung einer Gesamtkonzernsteuer. Dieses Verfahren würde den Gewinn eines gesamten Konzerns, inklusive aller Tochterfirmen, erfassen. Auf Grundlage einer auf internationaler Ebene zu beschließenden Formel würde der Gewinn dann auf die Länder verteilt, in denen das Unternehmen aktiv ist – und dort auch besteuert. Eine solche Gesamtkonzernsteuer könnte dazu beitragen, die Besteuerung anhand der realen Werte und Gewinne der Konzerne zu gewährleisten und Steuerflucht zu bekämpfen. (nb)