Medienecho

Nur 15 Prozent

Beim UN-Klimagipfel in Doha wurde im Dezember beschlossen, das Kyoto-Protokoll, in dem sich Industrienationen 1997 zu Emissionsreduktionen verpflichteten, bis 2020 fortzuschreiben. In der zweiten Phase machen weniger Länder mit als bei der ersten – und viel zu wenige, um wirksam das Klima zu schützen. Erstmals war in Doha offiziell die Rede von Kompensationen für Schäden und Verluste, die durch den Treibhauseffekt entstehen. Es wurden aber keine neuen Mittel bereitgestellt. Der Gipfel bestätigte, dass alle offenen Fragen in einem umfassenden neuen Klimaabkommmen geklärt werden sollen, das spätestens 2015 verabschiedet und 2020 in Kraft treten soll. Das internationale Medienecho war nicht begeistert.
While diplomats discussed climate matters in Qatar’s capital, Typhoon Bopha hit the Philippines.  According to media reports, more than 700 people were killed: a banana plantation after the storm. Malasig/picture-alliance/dpa While diplomats discussed climate matters in Qatar’s capital, Typhoon Bopha hit the Philippines. According to media reports, more than 700 people were killed: a banana plantation after the storm.

Katar: Doha News
Nach zwei langen Wochen des Insistierens auf der Rettung von Mutter Erde bewogen Umwelt-Aktivisten immerhin einige Indus­triestaaten dazu, das Kyoto-Protokoll um weitere acht Jahre zu verlängern. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht, auf die auch viele Beauftragte bei den Klimaverhandlungen hingewiesen haben, ist: Große Verursacher von Treibhausgasen wie Russland, Japan und Kanada haben sich aus einer rechtlichen Bindung des Vertrages, in dem sich Länder verpflichten, ihren industriellen Ausstoß zu drosseln, verabschiedet. Die noch übrigen Unterzeichner des Kyoto-Protokolls – das sind Australien und mehrere europäische Länder – stehen für lediglich 15 Prozent der globalen Emissionen.

Buenos Aires: La Nación
Das Problem ist, dass die Länder, die sich verpflichtet haben, ihre Emissionen während der zweiten Periode des Kyoto-Protokolls zu senken, zusammen höchstens 15 Prozent der gesamten weltweiten Emissionen verursachen. Mit einem kraftlosen Plan wollten die Vereinten Nationen die globale Erwärmung bis zum Jahr 2020 eindämmen. Immerhin wurde das Scheitern der 18. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention UNDFFF verhindert. Es hätte einen großen Rückschlag nach zwei Jahrzehnten bedeutet, in denen man sich bemühte, die Zunahme der Treibhausgasemissionen zu verhindern – ein Ziel, das bis heute nicht erreicht ist.

Mumbai: The Economic Times
Der Doha-Gipfel hat anerkannt, dass 20 Jahre Bemühungen um Klimaschutz und Anpassung an den Treibhauseffekt nicht zum Erfolg geführt haben und dass als Folge Entwicklungsländer Schäden und Verluste erleiden. Das eröffnet die Aussicht,  dass reiche Ländern Schadenersatz leisten. Dieses Zugeständnis haben die Entwicklungsländer hart erfochten, und der Streit darüber wird wohl weitergehen.


Peking: China Daily
Andere Konsumgewohnheiten auf der Welt wären ein besseres Ziel. ... Mit seinen klimatischen Besonderheiten gehört China zu den ökologisch gefährdetsten Regionen der Welt. Der Anstieg der Meeresspiegel wird schon heute an unseren Küsten deutlich; in den vergangenen drei Jahren gab es ständig neue Rekordmeldungen. Bei der Bekämpfung des Klimawandels kommt es auf öffentliches Bewusstsein an. Das langsame Tempo der Klimaverhandlungen mag viele enttäuschen – aber es ist schwer, auf Verhandlungspartner aus vielen Ländern mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen Einfluss zu nehmen. Derweil könnte jeder Mensch selbst seinen Lebensstil anpassen. Im Berufsverkehr reicht auch ein kleines Auto, und mit dem Kauf eines kleineren Wagens kann man zeigen, dass man den Klimawandel ernst nimmt und auf eine grünere Zukunft hofft.

Paris: Le Monde
Das Ergebnis, das kein Land als befriedigend zu bezeichnen wagt, ist doppelt besorgniserregend. In der Sache bestätigt es den Mangel an politischem Willen, die globale Erwärmung entschlossen zu bekämpfen. Im Stil ist es eine Fortsetzung des alljährlichen Schei­terns von Gipfeln, und das zeigt, wie viel Vertrauen gefordert ist, wenn bis 2015 wirklich ein Weltvertrag erreicht werden soll. ...  Die Anstrengungen der Industrieländer bleiben sehr bescheiden. Das Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC hält es für nötig, dass diese Länder „zwischen 25 und 40 Prozent” ihrer Emissionen bis 2020 einsparen, um die Erderwärmung bei höchs­tens zwei Grad zu halten. Bislang ­versprochene Reduktionen senken sie aber laut Climate Action Tracker höchstens um zehn bis 15 Prozent.