Wirtschaftsentwicklung in Afrika
Kontinent des Wachstums
Die deutsche G20-Präsidentschaft habe Afrika auf die Agenda der Staatengruppe gesetzt, sagt Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – es gehöre aber auf die globale Agenda. Bei einer Podiumsdiskussion im Februar in Berlin über Wirtschaftswachstum in Afrika bat er um Unterstützung über politische Grenzen hinweg, um breite gesellschaftliche Beziehungen zwischen Europa und Afrika aufzubauen. Müller verurteilte Steuerhinterziehung und Korruption und warf die Frage auf, wie lange es noch dauern werde, bis Afrika europäische Standards erreicht. Die Aspekte, die er dafür für nötig hält, wurden von anderen Teilnehmern im Laufe der Konferenz aufgegriffen: Klimaschutzpläne, Menschenrechte, Stärkung von Frauen, Antikorruptionsbehörden und Demokratie.
Hermann Gröhe, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, nennt zudem Werte aus dem Marshallplan mit Afrika, den Müllers Ministerium initiiert hat, darunter die Abschaffung von Kinderarbeit und Zugang zu Bildung für Frauen. Der Marshallplan von 2017 enthält einen Zehn-Punkte-Plan mit Richtlinien und Zielen für europäisches Engagement bei der Entwicklung Afrikas. Gleichzeitig erkennt der Plan an, dass es keine Generallösung für den gesamten Kontinent geben kann – ein Punkt, den auch Gröhe betont. Laut dem CDU-Politiker stellt die deutsche Vorgehensweise keinen „westlichen Neokolonialismus“ dar, weil Afrikaner Investitionen, die ihrer Entwicklung dienten, selbst wollten. Dass Europäer unverhältnismäßig auf Kosten afrikanischer Arbeiter profitieren, könne durch Regulierungen für fairen Handel verhindert werden. Gröhe hebt hervor, dass Deutschland seine erfolgreiche Wirtschaft nicht allein aufgebaut habe und dass das auch afrikanische Länder nicht erwarten könnten. Er bezeichnet Afrika als „Kontinent des Wachstums“ und ruft den Bundestag dazu auf, der Entwicklung Afrikas einen höheren Stellenwert in der deutschen Politik einzuräumen.
Ein Kleinunternehmer, der sich für Investitionen in Ghana interessiert, kritisierte in der Debatte die fehlende Unterstützung der deutschen Regierung für Firmen, die Geschäfte in Afrika machen wollen. Deutsche Unternehmen müssten die Risiken unsicherer Märkte selbst tragen. Die designierte Botschafterin Botsuanas in Berlin, Mmasekgoa Masire-Mwamba, bat das Publikum, sich die Schwierigkeiten afrikanischer Kleinunternehmer vorzustellen, auf dem Markt Fuß zu fassen, wenn es schon für europäische Unternehmen mit Kapital und anderen Ressourcen im Rücken schwierig sei. Sie unterstreicht, wie wichtig die Unterstützung afrikanischer Initiativen und Unternehmen sei, und verteidigt den hohen Kapitalbedarf ausländischer Unternehmen, die in den afrikanischen Markt eintreten wollen. Er schütze afrikanische Firmen vor europäischer Konkurrenz.
Erick Yong, Geschäftsführer der Investmentfirma GreenTec Capital Partners, pflichtet Masire-Mwamba darin bei, dass afrikanische Märkte vor Übernahmen zum Beispiel durch China geschützt werden müssen. Seiner Ansicht nach funktionieren der amerikanische und europäische Entwicklungsansatz für Afrika nicht. Anstatt nur die finanzielle Seite zu betrachten, sollten diejenigen, die zu Afrikas Entwicklung beitragen wollen, die Perspektive afrikanischer Unternehmer einnehmen. GreenTec Capital Partners berät kleine Firmen in Afrika individuell und bietet ihnen maßgeschneiderte Lösungen an. Yongs Erfahrung nach haben fast alle Projekte Potenzial – der Erfolg hänge von den zur Verfügung stehenden Mitteln ab.
Link
Marshallplan mit Afrika:
http://www.bmz.de/de/mediathek/publikationen/reihen/infobroschueren_flyer/infobroschueren/Materialie310_Afrika_Marshallplan.pdf