Pakistan
Gefährliche Baumwollernte
Genaue Statistiken zu Baumwollpflückerinnen gibt es nicht, weil sie in der Regel informell arbeiten und nicht registriert sind. Allein in Sindh – nach Punjab die zweitgrößte Baumwollprovinz Pakistans – seien etwa eine Million Menschen in der Baumwollpflückerei tätig, schätzt Javed Hussain von der zivilgesellschaftlichen Sindh Community Foundation. Er vermutet, drei Viertel seien Frauen (zu den mangelnden Chancen von Mädchen und Frauen in Pakistan siehe Mahwish Gul auf www.dandc.eu).
Gearbeitet wird bei sengender Hitze und ohne jegliche Sicherheitsmaßnahmen – obwohl manche der Frauen schwanger sind. Es besteht die Gefahr, sich bei der Arbeit die Hände zu verletzen und in Kontakt mit schädlichen Insekten oder Pestiziden zu kommen.
„Pestizide beeinträchtigen letztlich die Gesundheit der Baumwollpflückerinnen, sie wirken wie ein langsames Gift“, sagte Khalid Mahmood Khokhar, Präsident von Pakistan Kissan Ittehad, einem Bauernverband. Aktivisten für die Rechte der Arbeitnehmenden fordern, dass sowohl die Landesregierung als auch die Provinzregierungen die zuständigen Landwirtschafts- und Arbeitsministerien mit einbeziehen sollten, um Baumwollpflückerinnen zu Sicherheit und Gesundheit zu schulen (zum Einsatz von Pestiziden in Afrika siehe Patrick Ajwang auf www.dandc.eu).
„Auch Zwangsarbeit spielt bei der Baumwollernte in Sindh eine Rolle“, sagt Akram Khaskheli von der regionalen Hari Welfare Association. Nach seinen Angaben verdienen die Arbeiterinnen etwa 350 bis 500 pakistanische Rupien pro Tag, das entspricht etwa 1,75 bis 2,60 Euro. Dafür müssen sie 40 Kilogramm rohe Baumwolle pflücken, die dort „Phutti“ genannt wird. Mehr könne eine Arbeiterin pro Tag im Schnitt nicht pflücken. „Das ist zu wenig, um über die Runden zu kommen“, sagt Khaskheli.
Er fordert, die Regierung solle zumindest 1000 pakistanische Rupien als Mindestlohn für 40 Kilogramm Baumwolle festsetzen und die Umsetzung dieser Anordnung sicherstellen. „Die Regierung sollte damit anfangen, Baumwollpflückerinnen zu registrieren, um ihnen Gesundheits- und Sozialversicherungsleistungen anbieten zu können.“
Imran Mukhtar ist Journalist in Islamabad.
imranmukhtar@live.com
Twitter: @imranmukhtar