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Landwirtschaft

Wie Malawi KI nutzt, um kleinbäuerliche Betriebe zu unterstützen

Die neue KI-gestützte App „Ulangizi“ hilft Kleinbäuerinnen und -bauern in Malawi, in ihrer Landessprache Echtzeit-Beratung zu erhalten. So steigern sie ihre Erträge und werden resilienter.
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Wenn Bauern und Bäuerinnen im ländlichen Malawi ungewöhnliche Flecken an ihrem Mais oder ihren Sojabohnen bemerken, ist fachkundige Beratung oft unerreichbar. Doch nun könnte Hilfe nur einen Klick entfernt sein: Um die vielen Kleinbäuerinnen und -bauern zu unterstützen, wurde die mobile und KI-gestützte Anwendung „Ulangizi“ entwickelt. Sie bietet landwirtschaftliche Beratung in Echtzeit. Bäuerinnen und Bauern können so nicht nur ihre Erträge erhöhen, sondern auch ihr Viehmanagement verbessern und sich nach klimabedingten Katastrophen schneller erholen. Die App ist in Chichewa verfügbar, der am weitesten verbreiteten Sprache Malawis.

Kleinbäuerinnen und -bauern machen mehr als 80 % der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Malawi aus und spielen eine zentrale Rolle für die nationale Nahrungsmittelproduktion und die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung. Viele von ihnen stehen jedoch vor anhaltenden Herausforderungen wie unzuverlässigen Wetterbedingungen, Schädlingsbefall und eingeschränktem Zugang zu professioneller Beratung. Laut dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) erhalten nur etwa 13 % der malawischen Landwirt*innen regelmäßig professionelle Agrarberatung – meist wegen Personalmangels und knapper Ressourcen.

Auf digitalem Weg zu Expertenwissen

Die Ulangizi-App – ihr Name bedeutet so viel wie „Ratschlag“ auf Chichewa – funktioniert über WhatsApp und ermöglicht Nutzer*innen, per Text, Sprachnachricht oder Foto zu interagieren. Sie nutzt dafür KI-Technologien wie ChatGPT, aber auch Malawis offizielles Handbuch für landwirtschaftliche Beratung, um lokal angepasste Empfehlungen zu Schädlingsbekämpfung, Anbaumethoden, Düngung, Bodenpflege und Viehhaltung zu geben. „Bäuerinnen und Bauern können ihre Frage eintippen, eine Sprachnachricht senden oder ein Foto einer kranken Pflanze oder eines kranken Tieres hochladen“, erklärt Richard Chongo, Landesdirektor der zivilgesellschaftlichen Organisation Opportunity International Malawi. „Die App analysiert dann das Problem und schlägt eine Lösung vor.“

Das Tool wurde von Opportunity International entwickelt, um die Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten mithilfe integrativer digitaler Technologien zu verbessern. Das Landwirtschaftsministerium stellt zwar weiterhin Beratungsdienste bereit, die App dient aber als wichtige Ergänzung, insbesondere in entlegenen Regionen. „Die Fachleute der Regierungsberatung können nicht überall sein“, sagt Chongo. „Die App hilft, mehr Bauern und Bäuerinnen mit praxisnahen Ratschlägen zu erreichen, die auf den landwirtschaftlichen Richtlinien Malawis basieren.“

Unterstützung für Wiederaufbau und Resilienz

Der Bedarf für ein Tool dieser Art wurde besonders nach dem Zyklon Freddy Anfang 2023 deutlich, der über 500.000 Menschen vertrieben und Tausende Hektar Ackerland zerstört hat. Viele Familien verloren nicht nur ihre Ernten, sondern auch ihre wichtigste Einkommensquelle. „Bei der App geht es also nicht nur um landwirtschaftliche Tipps – sie ist ein Werkzeug für mehr Resilienz, das den Menschen helfen kann, wieder Tritt zu fassen und sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten“, erklärt Chongo.

Opportunity International Malawi plant, die App weiterzuentwickeln und auf weitere Nutzpflanzen und Sprachen auszuweiten. Für Regionen mit schlechtem Internetzugang sollen Funktionen auch offline verfügbar sein. „Das ist erst der Anfang“, sagt Chongo. „Wir arbeiten auf eine Zukunft hin, in der alle Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Malawi Zugang zu dem Wissen haben, das sie benötigen.“

Benson Kunchezera ist freiberuflicher Journalist aus Blantyre, Malawi.
bkunchezera84@gmail.com 

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