Medienstimmen

Krise in Mali

Ende März stürzte das Militär in Mali die gewählte Regierung, weil diese einen Tuareg-Auftsand im Norden des Landes nicht in den Griff bekommen habe. Kurz darauf nahm die Tuareg Miliz MNLA (Mouvement Nationale de Liberation de’l Azawad) mehrere Städte ein und rief eine unabhängige Republik aus. Im April arrangierte die Regionalorganisation ECOWAS (Economic Community of West African States) die Rückkehr zu ziviler Herrschaft, doch Ende des Monats stellte die Militärjunta das wieder in Frage. Azawad war zu Redaktionsschluss in Rebellenhand. Medien in aller Welt kommentierten die Ereignisse.

Frankreich: SlateAfrique.com
Die Ursachen der Instabilität Malis gehen auf die westliche Intervention in Libyen zurück. (...) In Situationen, in denen mehrere Gründe für den Einsatz von Gewalt gegen Diktatoren und Kriegsverbrecher sprechen, müssen Entscheidungsträger sehr vorsichtig sein und mit möglichen, negativen Nebenwirkungen ihrer Aktionen rechnen.

Mali: L’Essor
Als langfristige Folge des Staatsstreichs in Mali wird die Zerstörung seines sozialen Gefüges übrig bleiben, in dem Kulturen und Ethnien miteinander verflochten waren, das auf familiäre Nähe und Kolle-gialität setzte, auf Verteilung der Verantwortung und der Arbeit und auf ein vernünftiges Miteinander. An seine Stelle treten Autoritarismus und Unterwerfung, die Hass und Rachegefühle wecken.

Elfenbeinküste: Nord-Sud Quotidien
In Bamako und der ganzen Welt wird die bewaffnete Aktion der MNLA (Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad) kritisiert, zumal die internationale Gemeinschaft die Unabhängigkeit des Azawad voraussichtlich nicht akzeptiert. (...) In der gegenwärtigen Lage haben die Separatisten keine starke Position, um eine neue Front zu eröffnen.

Senegal: Leral.net
Es ist wirklich lobenswert, wie entschlossen und professionell die Ecowas in diesem Konflikt vorgegangen ist. Man sollte sie ermutigen bei ihrem Ziel, ähnliche Putsche in Zukunft zu verhindern. (...) Überall in Afrika scheint heute eine Ära der Freiheit, der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Gesetze angebrochen. Am Beispiel Malis lernen wir, dass eine Militärherrschaft zivilen Regierungen in nichts überlegen ist. Einzig wichtig sind demokratische Grundlagen und ob die Opposition imstande ist, diktatorische Regimes zu bekämpfen, wie kürzlich in Senegal.
(Moustapha Niasse, ehemaliger Premierminister Senegals in Interview.)

Deutschland: taz
Es wäre falsch, Azawad jetzt als Staat anzuerkennen, aber es wäre ebenso falsch, Azawad jetzt als Terrorschlupfloch zu verteufeln. (...) Die beteiligten politischen Akteure sollten das Zeichen ernst nehmen.

Kenia: Business Daily
Auch mit einem ausgehandelten Abkommen in Bamako stünde Mali immer noch vor den großen Herausforderungen der Krise im Norden. Trotz der Kritik der meuternden Soldaten gilt es als weit verbreitete Tatsache, dass militärische Mittel allein die Krise nicht lösen können.

Spanien: ABC.es
Mehr als 3.5 Millionen Menschen in Mali droht Hunger, weil der Regen in den vergangenen Monaten ausgeblieben ist. (…) Die Krise der Region, ihr “Ersticken”, hat aber auch politische Ursachen. (…) Sie leidet unter radikalem Islamismus, Hunger, Flucht und Bürgerkrieg.

Frankreich: Jeune Afrique
In Malis Norden haben nicht mehr die Rebellen der Tuareg das Sagen, sondern Islamisten. In Gao oder Timbuktu bewegen sich Oberbefehlshaber von al-Qaida nach Lust und Laune und versetzen den ganzen Landstrich in Aufruhr. (...) Die Vorherrschaft im Norden hat offensichtlich Ansar Eddine mit seinen Hundertschaften der Tuareg, doch die Realität ist komplexer. (...) Viele Kämpfer wechseln zwischen den Gruppen hin und her. Zumindest im Moment hat die Unabhängigkeitsbewegung MNLA im Gebiet kein großes Gewicht, sie muss sich gegenüber den zwei anderen bewaffneten Kräften behaupten.

USA: Monthly Review
Es wird Forderungen an die USA geben einzugreifen. (...) Aber Humanitäre Hilfe sollte nicht vom Pentagon verwaltet werden, sondern von den Vereinten Nationen. (...) Nur die Menschen in Mali dürfen über ihr eigenes Schicksal entscheiden. Das ist das Recht der unterdrückten Völker auf Selbstbestimmung.

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