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Grundschulen

Warten auf den Evaluierungsbericht

Vor drei Jahren entschied Liberias Regierung, dysfunktionale staatliche Schulen an privatwirtschaftliche Anbieter zu übertragen. Zivilgesellschaftliche Akteure halten den Ansatz für gescheitert. Die offizielle Evaluierung lässt derweil auf sich warten.
Überfüllte Klassen wie hier im Jahr 2015 sind typisch für Liberias Schulen. Jallanzo/picture-alliance/dpa Überfüllte Klassen wie hier im Jahr 2015 sind typisch für Liberias Schulen.

Liberianische Schulen sind lange schon in schlechtem Zustand. Im jahrelangen Bürgerkrieg verschärften sich die Probleme, und trotz beachtlicher Geberfinanzierung erwies sich der Wiederaufbau öffentlicher Infrastruktur als schwierig.

2016 entschied die Regierung von Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die Verantwortung für den Betrieb einiger staatlicher Schulen dem privatwirtschaftlichen Anbieter International Bridge Academies mit Sitz in den USA zu übertragen. Wegen öffentlichen Protests bezog sie bald darauf weitere Bildungsanbieter, wie die Omega Kette oder die international operierende nichtstaatliche Organisation Brac, in das Vorhaben ein. Bridge blieb aber der wichtigste Partner und zog die größte Aufmerksamkeit auf sich.

Bridge wird von internationalen Gebern wie der Gates Stiftung, der Weltbanktochter IFC (International Finance Corporation) und der britischen Regierung unterstützt. Das kostengünstige Geschäftsmodell ist indessen umstritten. Der Bridge-Lehrplan ist standardisiert und in allen Ländern gleich. Die Lehrkräfte unterrichten anhand von Vorgaben, die über einen Tabletcomputer gemacht werden, und mit diesem digitalen Gerät wird zugleich ihre Arbeit überwacht. Für individuelle Interaktion mit Schülern bleibt somit wenig Spielraum. Viele Lehrkräfte haben keinen Hochschulabschluss (siehe Alphonce Shiundu im Schwerpunkt des E+Z/D+C e-Paper 2019/05).

Die Public-private-Partnership (PPP) im Bildungssektor hieß zunächst „Partnership Schools for Liberia“ (PSL) und sollte über drei Jahre laufen. 2016 wurden 93 staatliche Schulen privaten Anbietern überlassen, mittlerweile sind es über 200.

Erste Evaluierungen des Programms deuteten darauf hin, dass es gut lief und Schüler in PSL-Schulen mehr lernten. Sie waren allerdings auch finanziell besser ausgestattet als rein staatliche Schulen. Da Eltern kein Schulgeld zahlen, hingen die PSL-Schulen von staatlichen Zuweisungen und Gebergeld ab. Pikanterweise hängt aber auch der Staatshaushalt selbst von Gebergeld ab.

Auf die Veröffentlichung einer umfassenden Evaluierung des Projekts wartet die Öffentlichkeit bis heute. Die Regierung von Präsident George Weah, der 2017 die Wahlen gewann, hat das Programm um mindestens ein Jahr verlängert. Es heißt nun LEAP (Liberia Education Advancement Program). Die Regierung schreckt aber vor der öffentlichen Diskussion über Erfolg oder Misserfolg zurück. Auch auf wiederholte Anfragen hin bekam ich für diesen Artikel keine Auskünfte.

Auch Bridge war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Weder das liberianische Büro der Bildungskette noch das Schulpersonal wollte sich äußern. Nur ein Schulleiter sprach mit mir – aber nur unter dem Vorbehalt, nicht namentlich genannt zu werden. An seiner Schule, die er seit einem Jahrzehnt leitet, habe sich kaum etwas verändert, sagte er: „Ich kann nichts Neuartiges erkennen. Wir warten ab, was in Zukunft passieren wird.“

Aus Sicht zivilgesellschaftlicher Akteure ist das PSL/LEAP-Modell gescheitert. „Es muss beendet werden“, sagt Anderson Miamen vom unabhängigen Center for Transparency and Accountability in Liberia (CENTAL). „Um die Probleme im Bildungssektor zu lösen, brauchen wir ein umfassendes Konzept.“ Staatliche Schulen müssten besser finanziert werden, und örtliche Ämter müssten für Schulbetrieb und -aufsicht zuständig werden. Nur lokale Verantwortung könne die Schulen inklusiver machen. Wichtig sei, Interessengruppen vor Ort einzubinden.

Miamen hat mehrere Bridge-Schulen im Land einer Beurteilung unterzogen und als mangelhaft eingestuft. Er sieht die weltweite Beobachtung bestätigt, dass Privatisierung von Bildung allenfalls marginale Verbesserungen bringe.


Samwar Fallah ist liberianischer Journalist.
samwarfallah@gmail.com

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