Leserbriefe

Nur die halbe Wahrheit

"Deutschland laut OECD weltweit zweitgrößter Geber"
E+Z/D+C 5/2008; S. 182

Die absoluten Zahlen und somit alle Ihre Aussagen sind richtig und wahr. Sie sind aber nur die halbe Wahrheit und als solche irreführend: Wenn man eine aussagekräftige Rangfolge herstellen will, dann bitte nach der absoluten Zahlung in Bezug zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, d.h. zum Bruttonationaleinkommen, also der Official Development Assistance (ODA.) Und da liegt Deutschland mit 0,37 Prozent gemeinsam mit der Schweiz nur auf Platz 12 – weit hinter den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und Luxemburg, die als Einzige seit vielen Jahren über den seit 1970 versprochenen 0,7 Prozent liegen. Eine solche (Zu-)Kurzmeldung schadet unter anderem dem in jüngerer Zeit erste Erfolge zeigenden Bemühen des BMZ um eine Annäherung an die 0,7 Prozent – und zwar durch „frisches Geld“ im Bundeshaushalt. Wenn Sie womöglich Ihrem Leser nicht folgen wollen, so vielleicht der Entwicklungsministerin. Sie stellte vor einigen Jahren fest: „Der weltweit verbindliche Maßstab erfolgter entwicklungspolitischer Leistungen ... ist die ODA-Quote.“

Ludger Reuke
Referent für Entwicklungspolitik, Germanwatch

Schwerpunkt: Nahrung und Biodiversität
E+Z/D+C 5/2008; S.188 ff.

In keinem der Artikel wird der wahre Kern der Nahrungsmittelknappheit benannt: das rasante Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern. Im Editorial heißt es sogar: „Die Menschheit wächst so oder so.“ Das ist falsch. Das Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in Entwicklungsländern statt. So wird sich in den 50 ärmsten Ländern der Welt die Bevölkerung bis 2050 von 0,8 auf 1,7 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln.
Der Grund: Die meisten Menschen haben dort nur unzureichenden Zugang zu Familienplanung und Aufklärung. Allein in den Entwicklungsländern werden jedes Jahr rund 76 Millionen Frauen ungewollt schwanger – das entspricht in etwa dem weltweiten Bevölkerungszuwachs pro Jahr. Es muss daher dringend mehr in Familienplanungs- und Aufklärungsprojekte investiert werden. Tatsächlich aber gehen die Hilfsleistungen dramatisch zurück. Zwischen 1995 und 2005 ist der Anteil für Familienplanung an der Entwicklungshilfe für Bevölkerungsprogramme von 55 Prozent auf sieben Prozent gefallen! Wenn die Staaten­gemein­schaft das Millenniums-Entwick­lungsziel, den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung zu halbieren, noch erreichen will, muss sie die erforderlichen Mittel für reproduktive Gesundheit erhöhen.

Ute Stallmeister, Pressereferentin,
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Kommentar: Keine Hoffnung mehr für Simbabwe?
E+Z/D+C 5/2008; S. 219

Was die meisten im Ausland vergessen, ist, dass im Kampf um Simbabwe viele Verbrechen begangen wurden – auf allen Seiten. Es gibt eine über Jahrhunderte hinweg tief verwurzelte Geschichte von Gewalt und Einschüchterung. Dazu gehört auch der Abschuss zweier ziviler Flugzeuge in den 1970er Jahren. Während beim ersten alle Passagiere sofort tot waren, wurden beim zweiten die Überlebenden dann nach dem Absturz ermordet. Ein anderes großes Verbrechen war der systematische Mord an den Matabele durch die 5. Brigade in den 1980er Jahren – ein Vorfall, den das Ausland herzlich wenig gekümmert hat.

Dr. Anthony Turton, Strategic
Research Leadership, Water
Resource Competency Area, Pretoria

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.