Gesundheit

In die allerärmsten Kinder investieren

Unicef plädiert dafür, in das Überleben und die Gesundheit der ärmsten Kinder mit den wenigsten Chancen zu investieren. Dies sei sogar kosteneffektiver, als nicht-arme Kinder zu unterstützen. Das UN-Kinderhilfswerk belegt diese Aussage in einer Studie mit zahlreichen Länderbeispielen.
Einfache Maßnahmen wie die Verwendung von Moskitonetzen können Kinderleben retten. Philippe Lissac/GODONG/Lineair Einfache Maßnahmen wie die Verwendung von Moskitonetzen können Kinderleben retten.

2010 stellte Unicef zum ersten Mal die Behauptung auf, dass Investitionen in die ärmsten Kinder kosteneffektiver seien als Investitionen in andere Bevölkerungsgruppen. Die Kosten, um die Ärmsten zu erreichen, seien zwar höher als die Kosten, um Nicht-Arme zu erreichen. Die Zusatzkosten würden aber durch bessere Ergebnisse ausgeglichen. Aktuell legt die Hilfsorganisation neue Zahlen vor, die ihre Behauptung stützen. Die neue Studie, geführt über den Zeitraum von 2003 bis 2016, belegt, dass mit derselben Geldsumme fast doppelt so viele Leben der Ärmsten gerettet werden können wie Leben von Nicht-Armen. Dabei geht es vor allem um Investitionen in wirksame Gesundheits- und Ernährungsprogramme.

Laut Unicef ist es eine große Ungerechtigkeit, dass fast doppelt so viele arme Kinder ihren fünften Geburtstag nicht erleben wie Kinder in besseren Umständen. Besonders tragisch findet die Hilfsorganisation, dass die große Mehrheit der Kinder unnötigerweise sterben muss. Die meisten Todesfälle könnten durch praktische und kostengünstige Maßnahmen verhindert werden. Beispiele sind:

  • Moskitonetze zur Verhinderung von Malaria,
  • orale Rehydratationssalze zur Behandlung von Durchfallerkrankungen,
  • frühe Impfungen gegen vermeidbare Krankheiten,
  • lokale Gesundheitsdienste von kundigem Personal, das bei Geburtskomplikationen eingreifen kann,
  • Stillen der Babys in ihren ersten sechs Lebensmonaten und
  • dass Eltern kranke Kleinkinder zum Arzt bringen.

Auch wenn die meisten Erfolge bei armen Bevölkerungsgruppen zu erreichen seien, erreichten diese die Maßnahmen in vielen Ländern nicht, bedauert Unicef. Wenn die Bemühungen in jetziger Form weitergingen, ohne die Ärmsten in besonderer Weise zu berücksichtigen, würden bis 2030 weiter fast 70 Millionen Neugeborene und Kleinkinder an vermeidbaren Gründen sterben, warnt Unicef. Deshalb bestehe hier besonderer Handlungsbedarf.

Der Zugang zu Gesundheits- und Ernährungsprogrammen innerhalb armer Bevölkerungsgruppen habe sich in den vergangenen Jahren schnell verbessert, was zu essenzieller Reduzierung der Ungleichheit geführt habe. Dabei sei die Sterblichkeit der unter fünfjährigen armen Kinder im Untersuchungszeitraum dreimal schneller reduziert worden als bei nicht-armen Kindern.

Weil die Geburtenrate bei den Armen höher als bei Nicht-Armen sei, wirke sich die Reduzierung der Sterberate von Kleinkindern von Armen besonders hoch aus: 4,2 mehr gerettete Leben pro einer Million Menschen als bei Nicht-Armen. Von den 1,1 Millionen geretteten Leben, die in 51 Ländern in einem Untersuchungsjahr gezählt wurden, waren fast 85 Prozent arme Kinder.

Ein intensiver Fokus auf Maßnahmen und Investitionen zur Verringerung der Ungleichheit könne Ländern helfen, die Ziele der Sustainable Development Goals zur Verringerung der Neugeborenen- und Kindersterblichkeit zu erreichen (SDG 3.2), meint Unicef. Maßnahmen zur Verbesserung der Kinderüberlebensraten, die auf die Überwindung der Ungleichheit abzielen, könnten auch dazu beitragen, den über Generationen vererbten Teufelskreis der Armut zu überwinden. Wenn Kinder gesund sind, können sie besser in der Schule lernen und haben als Erwachsene bessere Verdienstmöglichkeiten.

Länder können Unicef zufolge konkret folgende Maßnahmen ergreifen, um Ungleichheit zu verringern:

  • Identifizierung der ärmsten Kinder und Gemeinschaften,
  • Investieren in günstige, aber erwiesenermaßen wirksame Interventionen,
  • Stärkung der Gesundheitssysteme,
  • Anstrengungen verstärken, um an diejenigen, die am schwersten zu erreichen sind, heranzukommen und
  • Ergebnisse für gesellschaftliche Gleichstellung überprüfen.


Sabine Balk ist Redakteurin von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit / D+C Development and Cooperation.
euz.editor@fs-medien.de

Link
UNICEF, 2017: Narrowing the Gaps: The power of investing in the poorest children.
https://www.unicef.org/publications/files/UNICEF_The_power_of_investing_in_the_poorest_children.pdf