Grundbedürfnisse

Aktuellen Trends zufolge wird das Nachhaltigkeitsziel Wasser nicht erreicht

Eine wichtige Botschaft des UN-Weltwasserentwicklungsberichts 2023 ist, dass das SDG 6 – sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen – bei den derzeitigen Entwicklungen nicht erreicht werden wird. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf alle SDGs.
UN World Water Development Report 2023. https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000384655 UN World Water Development Report 2023.

Wasser ist lebenswichtig und somit zentral für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), etwa für:

  • SDG1 (keine Armut): Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Einrichtungen ist für die Armutsreduktion und Existenzsicherung zentral – insbesondere im Hinblick auf die vulnerabelsten Gruppen.
  • SDG2 (kein Hunger): Landwirtschaft verbraucht weltweit am meisten Wasser; nachhaltiges Wassermanagement ist daher essenziell, um Ernährungssicherheit zu erreichen und Hunger zu reduzieren.
  • SDG3 (Gesundheit und Wohlergehen): Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen sind wichtig, um wasserbedingten Krankheiten vorzubeugen.
  • SDG13 (Maßnahmen zum Klimaschutz): Nachhaltiges Wassermanagement ist wesentlich, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und diese abzumildern.
  • SDG14 (Leben unter Wasser) und SDG15 (Leben an Land): Wasser ist entscheidend, um gesunde Ökosysteme und Biodiversität zu erhalten – auch an Land.

Mindestens viermal so viel Einsatz

Probleme im Zusammenhang mit Wasser werden dort verschärft, wo die Wasserinfrastruktur unzureichend ist. Es ist daher besorgniserregend, dass SDG6 wahrscheinlich nicht erreicht werden kann, wie der UN-Bericht zur Wasserentwicklung 2023 warnt. Er konstatiert, dass mindestens viermal mehr Einsatz nötig ist; bei fünf der elf untergeordneten SDG6-Ziele sind Fortschritte nicht quantifiziert nachzuweisen. Das Dokument wurde Anfang dieses Jahres von der UNESCO veröffentlicht.

Laut dem Bericht haben 26 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und 46 Prozent keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen. 60 Prozent der weltweiten Gewässer weisen eine „gute“ Wasserqualität auf, aber nur wenige dieser Gewässer befinden sich in den ärmsten 20 Ländern. Zudem gibt es 80 Prozent weniger natürliche Feuchtgebiete als in der vorindustriellen Zeit.

Der Bericht schlägt innovative Lösungen vor. Dazu gehören Ansätze zur Reduktion von Abwasser sowie der Einsatz wassersparender Technologien und die allgemeine Förderung wassersparender Aktivitäten. Sinnvoll sind auch Aufbereitung und Wiederverwendung von Abwasser, etwa zur Bewässerung, für industrielle Prozesse und Toilettenspülungen. Die Autor*innen befürworten, Regenwasser zu sammeln und zu speichern, um weniger abhängig von Grund- und Oberflächenwasser zu sein. Sie fordern, Ökosysteme wie Feuchtgebiete, Wälder und Flusslandschaften systematisch zu nutzen, da sie alle Wasserqualität und -menge beeinflussen. Auch empfehlen sie, IT etwa für maschinelles Lernen zu nutzen, wodurch sich Wasserwirtschaft und -verwaltung verbessern könnten. Internationale Entwicklungsagenturen fördern das längst.

Ganzheitlicher ökologischer Nutzen

Verbesserte Wasserwirtschaft erfüllt dem Bericht zufolge auch weitere ökologische Zwecke, etwa Schutz der Biodiversität und Abschwächung der globalen Erwärmung. Um Innovationen zu verwirklichen, seien jedoch kooperative Ansätze erforderlich, die Regierungen, Privatsektor und Zivilgesellschaft einbeziehen sollten.

In dem UNESCO-Dokument wird anerkannt, dass Zusammenarbeit am einfachsten zu erreichen ist, wenn die Partner gemeinsame Interessen haben. Doch auch konkurrierende Interessen müssen in Einklang gebracht werden – wenn eine Partei Wasser für nebensächlich hält, kann das schwierig sein. In einem Kapitel des Berichts werden Vorschläge für einen „gesamtgesellschaftlichen Ansatz“ in Bezug auf politisches Handeln gemacht. Andere Kapitel befassen sich mit Themen wie Ernährung und Landwirtschaft, Umwelt, menschliche Siedlungen, Industrie und Gesundheit.

Übergeordnetes Ziel ist eine integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen. Umsichtige Regulierung und ausreichende Infrastrukturinvestitionen sind nötig. Die UN-Autor*innen fordern, lokale Gemeinschaften einzubeziehen. Auch Entwicklungszusammenarbeit kann etwas bewirken.

Link
UN World Water Development Report 2023:
https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000384655

Prince Thompson kommt aus Ghana und studiert an der Ruhr-Universität Bochum Entwicklungsmanagement. Sein Masterstudiengang gehört zur Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenstudiengänge (AGEP).
prince.thompson94@yahoo.com