Stipendien
Raum für neue Perspektiven
Residenzprogramme unterstützen Künstler finanziell und organisatorisch, damit sie ihrer Berufung außerhalb ihres Kulturkreises nachgehen können. Es geht um einen lebendigen Austausch von Künstlern unterschiedlicher kultureller und regionaler Prägung, um neue Perspektiven zu eröffnen. Je nach Berufsschwerpunkt gibt es unterschiedliche Angebote. Neben Artist-in-Residence-Programmen, die sich vorrangig an Schauspieler, bildende Künstler und Musiker richten, gibt es auch spezielle Programme für andere Fachrichtungen. Für Schriftsteller haben sich beispielsweise „Writer in Residence“-Projekte etabliert, in denen die Teilnehmer als Stadtschreiber arbeiten. Auch für Kuratoren, Übersetzer und Architekten gibt es eigens zugeschnittene Programme.
Die Aufenthaltsdauer ist unterschiedlich, üblich sind ein bis zwölf Monate. Längerfristige Aufenthalte bieten den Vorteil, dass die Künstler mehr Zeit haben, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen und neue Eindrücke zu verarbeiten. Allerdings sind sie auch teurer und aufwändiger.
Bewerber brauchen etwas Glück, um eines der begehrten Stipendien zu erhalten. Die meisten Förderprogramme unterstützen nur ein bis zwei Künstler pro Jahr. Internationale Förderorganisationen oder renommierte Kulturinstitute unterhalten häufig Artist-in-Residence-Programme. Grundsätzlich unterscheiden sich die einzelnen Institutionen darin, an wen sie sich richten und wohin sie die Teilnehmer entsenden.
So richten sich viele Angebote des Goethe-Instituts an deutsche Kulturschaffende, die unter anderem nach Japan, Neuseeland oder nach Bosnien und Herzegowina geschickt werden. Für Schriftsteller bietet das Goethe-Institut beispielsweise ein Literatur-Residenzprogramm in Sarajevo an. Für Künstler, die sich mit Indien auseinandersetzen wollen, bietet das Institut Aufenthalte im Atelierhaus „1 Shanti Road“ in der 8-Millionen-Metropole Bangalore.
Dagegen hat es sich die KfW Stiftung zur Aufgabe gemacht, vorrangig Künstler und Kulturschaffende aus Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien zu fördern. Um den interkulturellen Dialog voranzutreiben, realisiert sie in Kooperation mit dem Künstlerhaus Bethanien ein zwölfmonatiges Atelierprogramm in Berlin. „Uns ist die individuelle Nachwuchsförderung und internationale Vernetzung besonders wichtig“, sagt Nicola Müllerschön, Programmleiterin Kunst und Kultur der KfW Stiftung. „Außerdem fördern nur wenige Artist-in-Residence-Programme nichtwestliche Künstler. Wir konzentrieren uns darauf.“ Interessenten können sich jedoch nicht selbst auf das Stipendium bewerben, sondern müssen von weltweit tätigen Kuratoren und Experten vorgeschlagen werden.
Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet Förderprogramme für besonders begabte Künstler und Musiker, um „einmalige künstlerische Vorhaben zu ermöglichen“. Die Residence-Stipendien werden an nationale und internationale Künstler vergeben, die Künstlerunterkünfte befinden sich alle in Deutschland. Zu den DAAD-Stipendien gehört auch das renommierte Berliner Künstlerprogramm (BKP), das international etablierte Künstlerinnen und Künstler in den Sparten Bildende Kunst, Film, Literatur und Musik fördert.
Viele Stipendiaten profitieren auch nach ihrem Aufenthalt im Gastland von den Residenzprogrammen. Das Eintauchen in neue Kulturen spiegelt sich oft in den späteren Werken der Künstler wider. Und nicht selten führen die geknüpften Kontakte zu Künstlern oder Kuratoren aus anderen Ländern zu Folgeprojekten und schlagen damit tatsächlich Brücken zwischen den Kulturen.
Jana Jagalski
Links:
DAAD
https://www.daad.de/deutschland/stipendium/musik-kunst/de/
Goethe-Institut
http://www.goethe.de/ges/prj/res/deindex.htm
KfW Stiftung
http://www.kfw-stiftung.de/content/de/arts/artists-in-residence/description/