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Was in Simbabwe funktioniert, geht überall
Tania Montalvo leitet die unabhängige Nachrichten-Website Animal Político in Mexiko-Stadt. Sie sagt, es sei wichtig, nicht nur von einer Einnahmequelle abhängig zu sein. Der Zugang zu ihrer Hauptwebsite ist gratis, aber Animal Político nimmt auch Geld von Usern ein. Wer will, kann ein zahlendes Mitglied werden und bekommt dann zu wichtigen Artikeln ein paar Stunden früher Zugang als nichtzahlende Nutzer. Montalvo sagt, das funktioniere besser als Crowd-Sourcing, weil es den Mitgliedern das Gefühl gebe, zum Projekt dazuzugehören. Es sei möglich, eine Gemeinschaft zu schaffen, welche Qualitätsjournalismus wolle und fördere. Dafür müsse aber die Nutzererfahrung stimmen, was unter anderem bedeute, dass Beiträge sich leicht lesen ließen.
Um ein breiteres Publikum anzuziehen und zusätzlichen Umsatz zu machen, hat das Unternehmen weitere Aktivitäten gestartet. So gibt es zum Beispiel Animal Gourmet, eine Website, die sich mit kulinarischen Dingen beschäftigt. Zudem produziert die Muttergesellschaft mittlerweile auch im Kundenauftrag Videos. Montalvo sagt, sie beschäftige zwei Mitarbeiter mit solchen „kommerziellen“ Dreharbeiten.
Montalvo stellte ihr Konzept im November in Bonn bei der Jahreskonferenz von FOME (Forum Medien und Entwicklung), einem informellen Netzwerk von Entwicklungsorganisationen, vor. Die Tagung wurde von der Deutschen Welle Akademie und der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert. An demselben Panel wie Montalvo nahm auch Nigel Mugamu aus Simbabwe teil, der die Grundbotschaft bestätigte: Journalistische Unabhängigkeit erfordert ausreichende – und ausreichend vielfältige – Einnahmen.
Vor sieben Jahren startete Mugamu das Online-Medienhaus 263Chat. Er beschäftigt mittlerweile 17 Personen mit der täglichen Nachrichtenproduktion. Die Firma nutzt soziale Medien wie WhatsApp, Twitter und Facebook, um auf ihr Programm aufmerksam zu machen. 263Chat arbeitet profitorientiert, stellt Mugamu klar, und als ausgebildeter Steuerberater falle ihm der Umgang mit Geschäftszahlen auch nicht schwer. In einem armen Land könne er aber die Besucher der Website nicht zur Kasse bitten, sodass er auf fünf anderen Wegen Einnahmen generiere. Wichtig seien zum Beispiel Werbung und grafische Dienstleistung für Klienten.
Mugamu sagt, seine Arbeit sei „charakterbildend“ – und zwar besonders wegen Simbabwes schmerzhaft hoher Inflation. Er müsse ständig neue Ideen entwickeln, um Umsatz zu machen. Erfreulich sei aber, dass 263Chat in einem sehr schwierigen Umfeld überlebe. Das zeige, dass unabhängiger Journalismus überall möglich sei.
Animal Político und 263Chat haben mehrere Dinge gemein. Am wichtigsten ist vermutlich, dass beide ihre Marke verwenden, um darum herum eine Gemeinschaft aufzubauen. Mugamu zufolge ist es wichtig, täglich auf das Publikum zuzugehen. „Zuhören“ sei der Schlüssel, denn nur Journalisten, die wüssten, was die Leute wollten, könnten entsprechende Inhalte liefern.
Links
Animal Político:
https://www.animalpolitico.com/
263Chat:
https://www.263chat.com/
FOME conference documentation:
https://fome.info/symposium-2019-2