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In Malawi dominierten Hunger, Benzin und Arbeitslosigkeit die Wahlstimmung

Dieser Artikel vermittelt einen Eindruck von der Stimmung in Malawi im Umfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die am 16. September stattfanden. Zum Zeitpunkt des Verfassens des Beitrags stand der Sieger noch nicht fest. Mittlerweile ist klar, dass der frühere Amtsinhaber Peter Mutharika sich im Rennen gegen den amtierenden Präsidenten Lazarus Chakwera durchgesetzt hat.
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Es ist neun Uhr morgens, und die 34-jährige Händlerin Bertha Kamanga sortiert Tomaten an einem Holzstand auf dem Ndirande-Markt in Malawis Wirtschaftsmetropole Blantyre. Während sie mit einem Kunden verhandelt, kommt sie auf Politik zu sprechen.

„Das Leben ist heute härter als früher. Alle Politiker versprechen jetzt niedrigere Preise. Aber schauen Sie sich um“, sagt sie und deutet auf Körbe mit faulenden Tomaten. „Das Geschäft läuft schlecht, weil die Leute kein Geld zum Einkaufen haben.“

Diskussionen über Politik und deren Einfluss auf das tägliche Leben dominieren derzeit die Gespräche im ganzen Land. Malawi hat am 16. September 2025 eine Parlamentswahl abgehalten, die viele als Test für das Vertrauen der Öffentlichkeit betrachten. Wochenlang hatten die Politiker*innen ihre Wahlkampagnen vor dem Hintergrund hoher Inflation, Ernährungsunsicherheit und Treibstoffknappheit geführt. 

Treibstoffmangel und Landwirtschaft sind zentrale Themen

In den ländlichen Regionen treibt viele Bauern und Bäuerinnen etwa der Anstieg der Düngemittelpreise um. „Anfang vergangenen Jahres kostete ein 50-Kilo-Sack etwa 90.000 Malawi-Kwacha (rund 52 Dollar)“, sagt Kleinbäuerin Agnes Liwanda aus dem Distrikt Kasungu. „Jetzt sind es fast 150.000 Kwacha (86 Dollar). Wir wissen nicht, ob die Politiker daran etwas ändern werden. Sie versprechen viel im Wahlkampf, aber nach der Wahl sind wir wieder auf uns allein gestellt.“

Die Landwirtschaft ist das Rückgrat der malawischen Wirtschaft: Sie beschäftigt über 80 % der Bevölkerung und macht rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch gestiegene Düngemittelpreise und unregelmäßige Regenfälle sorgten 2024 dafür, dass 5,7 Millionen Menschen nicht genug Nahrung hatten. Ein erster Erntebericht für dieses Jahr prognostiziert einen Rückgang der Maisproduktion um 20 % im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Landwirtschaft wurde zu einem zentralen Wahlkampfthema.

In den Städten bestimmen Benzinpreise und -engpässe die Gespräche. Taxifahrer Lackson Nkhata macht sich Sorgen: „Ein Liter Benzin kostet derzeit 2530 Kwacha (1,46 Dollar). Auch letztes Jahr waren die Preise bereits hoch, aber wenigstens kamen wir noch voran. Jetzt sind die Schlangen lang, und manchmal gibt es gar kein Benzin.“

Seit 2023 leidet Malawi unter wiederkehrenden Treibstoffengpässen, ausgelöst durch einen Mangel an Devisen. Die Krise zwingt Autofahrer*innen dazu, nachts in Schlangen auszuharren – was sowohl Unternehmen als auch Pendler*innen schadet.

Hohe Preise, hohe Jugendarbeitslosigkeit 

Auch am Arbeitsplatz beklagen viele die unerfüllten Versprechen der Wahl von 2020, bei der Präsident Lazarus Chakwera ins Amt kam. „Damals wurde uns versprochen, dass Stromausfälle beendet, Jobs geschaffen und Preise gesenkt werden“, sagt Clementina Mwale, Sekretärin in einem Fertigungsbetrieb in Blantyre. „Doch noch immer wird gelegentlich der Strom abgestellt, während die Lebensmittelpreise weiter steigen.“

Die malawische Zentralbank hat die durchschnittliche Inflationsrate für 2025 auf 28,5 % nach oben korrigiert. Ein 50-Kilo-Sack Mais – das Grundnahrungsmittel des Landes – kostet inzwischen fast 85.000 Kwacha (49 Dollar) und damit etwa dreimal so viel wie vor zwei Jahren.

An der Universität von Malawi diskutieren Studierende, ob die Wahl ihre Zukunftschancen verbessern kann. „Wir schließen unser Studium ab, aber es gibt kaum Jobs. Die Jugendarbeitslosigkeit ist extrem hoch“, sagt der Wirtschaftsstudent Chisomo Nyondo. „In den Wahlkampagnen ist viel von Unternehmertum die Rede, aber ohne Startkapital und mit einer schwachen Wirtschaft klingt das nach leeren Worten.“

Veränderung braucht Zeit

Die wichtigsten politischen Lager Malawis, darunter die regierende Malawi Congress Party unter Präsident Chakwera, das United Transformation Movement des früheren Chefs der Reserve Bank, Dalitso Kabambe, und die oppositionelle Democratic Progressive Party von Ex-Präsident Peter Mutharika, haben in ihren Wahlprogrammen schnelle wirtschaftliche Verbesserungen versprochen. Doch Ökonom Adam Chikapa sagt, Malawi sollte keinen Wandel über Nacht erwarten. „Der Kwacha hat seit 2022 fast die Hälfte seines Wertes verloren, wodurch Importe teurer geworden sind. Die Auslandsschulden sind hoch, das belastet den Staatshaushalt. Wer auch immer die Wahl gewinnt, wird harte Entscheidungen treffen müssen: entweder Reformen durchsetzen, die kurzfristig schmerzen, oder kurzfristige Subventionen fortsetzen, die das Budget weiter strapazieren.“

Auf dem Markt von Ndirande bringt Händlerin Maria Samu, die Secondhandkleidung verkauft, die Stimmung vieler Wähler*innen auf den Punkt: „Wir haben genug von leeren Versprechen. Aber vielleicht wird diesmal jemand etwas bewegen, wer auch immer gewinnen wird.“

Lameck Masina ist freiberuflicher Journalist mit Sitz in Blantyre, Malawi. 
lameckm71@gmail.com  

Dieser Beitrag wurde am 26. Septmber aktualisiert.

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