Mobiles Bezahlen

Betrüger bringen Handynutzer um ihr Geld

Neue technische Möglichkeiten wie digitale Geldbörsen tragen dazu bei, finanzielle Inklusion in Entwicklungsländern zu fördern. In Sambia gefährden Betrugsfälle das Vertrauen in den digitalen Zahlungsverkehr.

Die 25-jährige Susan Chembo sitzt an ihrem Verkaufsstand in der Cairo Road – einer der verkehrsreichsten Straßen in Sambias Hauptstadt Lusaka – und erzählt unter Tränen, wie sie um ihr hart verdientes Geld betrogen wurde. „Bitte überweise das Geld an diese Nummer!“, hieß es in der Nachricht, in der eine Handynummer angegeben stand.

Zufälligerweise hatte Chembo gerade ihrem Onkel gesagt, dass sie ihm Geld schicken würde, dass er zur Abfertigung ihrer bestellten Waren an der Grenze benötigte. Sie nahm an, dass die anonyme Nachricht von ihrem Onkel stammte, der als Beamter an der Grenze von Kazungula im Süden Sambias arbeitet. Also schickte sie 5000 Kwacha (etwa 285 Dollar) an diese Nummer. Ihr Onkel hat das Geld nie erhalten. Chembo meldete den Vorfall bei der Polizei, aber die Handynummer, an die sie das Geld geschickt hatte, gab es nicht mehr. Es war Betrug; der Täter konnte nicht ausfindig gemacht werden.

Mobile Lösungen wie digitale Geldbörsen werden in Sambia immer beliebter und tragen dazu bei, dass auch Leute, die kein Bankkonto haben, am Zahlungsverkehr teilhaben können. Viele Sambier, vor allem in ländlichen Gegenden, nutzen jetzt ihre Mobiltelefone, um virtuelle Bankkonten einzurichten. Diese sind leichter zugänglich als traditionelle Banken.

Die beiden größten Mobilfunkbetreiber in Sambia sind lokale Ableger von Airtel und MTN, die beide mobiles Bezahlen anbieten. Das staatliche Telekom-Unternehmen Zamtel bietet neben Mobilfunkdiensten auch eine e-Wallet-App namens Zampay an. MTN startete im April 2018 eine konzertierte Aktion, um die Zahl der Verkäufer im Land zu erhöhen und die Nutzung seiner Plattform auszuweiten.

Mit Erfolg. Laut der Bank of Zambia ist die Zahl der Nutzer bis Ende 2021 auf 8,6 Millionen gestiegen, verglichen mit etwa 4,85 Millionen im Jahr 2019. Die Zahl der Mobile-Money-Agenten in Sambia lag Ende 2018 bei 47 000, verglichen mit 23 000 im Jahr davor.

Mobile Gelddienste weisen geringere Sicherheitskontrollen auf als herkömmliche Banksysteme und sind daher ein Ziel für Kriminelle und Betrüger geworden, die Schlupflöcher ausnutzen, um ahnungslose Nutzer zu betrügen.

Raymond Solochi, der vor kurzem 500 Kwacha (30 Dollar) durch einen Betrug mit mobilem Geld verloren hat, erklärt, wie die Betrüger vorgehen. „Diese Diebe überlisten die Menschen mit psychologischen Mitteln. Sie wissen, dass die Leute irgendwann Geld überweisen, vor allem an den Zahltagen.“

Wenn sie nicht entschieden bekämpft werden, können die Betrüger die digitalen Zahlungsplattformen lahmlegen. Die politischen Entscheidungsträger in Sambia nehmen das Problem daher ernst und sind dabei, Konzepte zum Schutz der Verbraucher zu entwickeln. Die sambische Behörde für Informations- und Kommunikationstechnologie (ZICTA) warnt die Menschen davor, ihre Kontaktinformationen in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen und rät ihnen, die PIN-Nummern unbedingt geheim zu halten.


Derrick Silimina ist freier Journalist aus Lusaka.
derricksilimina@gmail.com

 

 

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