Kongo
Auf der Flucht
Die anhaltende Gewalt durch bewaffnete Gruppen in Ostkongo verhindert eine Rückkehr der Menschen in ihre Heimatorte. Militäroperationen kongolesischer und ruandischer Streitkräfte gegen die Rebellen lösen immer neue Flüchtlingsströme aus. Viele wurden bis zu fünf Mal vertrieben, ermittelte Human Rights Watch für ihren Bericht „Always on the Run: The Vicious Cycle of Displacement in Eastern Congo“.
80 Prozent der Flüchtlinge kommen bei Gastfamilien unter. Die anderen fliehen in Lager von Hilfsorganisationen oder verstecken sich in Wäldern nahe ihrer Dörfer, um so ihre Häuser und Felder weiter zu beaufsichtigen. Folgende Empfehlungen richten sich an die kongolesische Regierung, die UN, deren Einsatztruppe MONUCSO (Mission de l’Organisation des Nations Unies pour la stabilisation en République démocratique du Congo) sowie an internationale Geber:
– Kongos Armee und MONUCSO müssten Vertriebene besser schützen – zum Beispiel durch mehr Patrouillen. Abseits der Städte seien Kongolesen den Rebellen wie FDLR oder PARECO, aber auch der kongolesischen Armee ausgeliefert. Ihnen drohten Zwangsarbeit, Erpressung, Misshandlung, Vergewaltigung oder Tod.
– Die Regierung müsse die „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Verbrechen an Flüchtlingen einhalten und für Strafverfolgung sorgen – auch gegen Täter aus der eigenen Armee.
– Die Regierung dürfe Flüchtlinge nicht zur Rückkehr zwingen, wenn deren Heimatorte unsicher sind. Flüchtlingslager bewiesen, dass die Situation im Ostkongo entgegen den Behauptungen von Präsident Joseph Kabila weder stabil noch sicher sei. Im September 2009 habe die Regierung über Nacht fünf große UN-Lager mit 60 000 Flüchtlingen aufgehoben. Wohin diese Menschen zogen, sei nicht weiterverfolgt worden.
– Regierung und UN müssten sich stärker mit Repräsentanten der Flüchtlinge austauschen, um deren Bedürfnisse zu erfahren.
– Internationale Geber müssten ausreichend Finanzmittel einholen, um Vertriebene vor Hunger, Krankheit, finanzieller Not, fehlendem Bildungszugang und schlechter medizinischer Versorgung zu schützen. Hilfsorganisationen hätten außerdem logistische und sicherheitstechnische Probleme.
(Cathrine Schweikardt)