Jugendförderung
Wie Sport globale Entwicklung befördert
Laut UNESCO lebten im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden junge Menschen auf der Erde – und es werden stetig mehr. In vielen Ländern haben sie jedoch wenig Mitspracherecht und nur begrenzten Zugang zu guter Bildung und Aufstiegsmöglichkeiten. Um die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) zu erreichen, darf man diesen großen Teil der Bevölkerung nicht vernachlässigen und muss ihn gezielt fördern.
Junge Menschen zu fördern bedeutet, ihnen zu helfen, ihre Zukunft selbst zu gestalten. So können sie ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln, sich in zivilen und politischen Prozessen engagieren und Arbeitslosigkeit überwinden. Gelingt es ihnen, ihre Bedürfnisse auszudrücken, sich in die Gesellschaft einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, beeinflussen junge Menschen auch ihr Umfeld positiv. Dafür brauchen sie die nötigen Ressourcen, Chancen und Unterstützung.
Sport für Entwicklung
Eine Möglichkeit dazu ist Sport. Gut gestaltete sportliche Aktivitäten vermitteln wichtige Fähigkeiten, bieten Unterstützung und fördern persönlichen sowie sozialen Wandel in Gemeinschaften. Diese transformative Kraft des Sports steht im Mittelpunkt von „Sport für Entwicklung“ („S4D – Sport for Development“).
Die UN erkennen Sport als „Mittel zur Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden“ an und haben ihn in die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung aufgenommen. Auch in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist S4D ein etabliertes Instrument. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt die GIZ weltweit mit Partnerorganisationen S4D-Projekte um. In den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nahmen daran mehr als 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche teil.
Wer jemals Mannschaftssport betrieben hat, weiß, wie sehr Sport Teamgeist und Fair Play fördert. Mit dem richtigen pädagogischen Ansatz hält Sport nicht nur physisch und mental gesund, sondern fördert auch verschiedene Kompetenzen und vermittelt Werte. In Kombination mit gezielten Trainingsstrategien und Gruppenarbeit hat Sport das Potenzial, Toleranz, Anpassungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und das Selbstbewusstsein zu fördern. S4D stärkt zudem Führungsqualitäten, kommunikative Fähigkeiten und Konfliktlösung. Die Sportarten in den GIZ-Programmen reichen von Fußball, Basketball, Tischtennis und Ultimate Frisbee bis hin zu Karate, Tanz und Schwimmen.
S4D-Trainer*innen fungieren als Vorbilder auf und neben dem Platz. Sie stimmen das Training auf die Bildungsziele ab und berücksichtigen dabei den persönlichen und kulturellen Hintergrund der Teilnehmer*innen. Besonders wichtig ist, dass die Jugendlichen das Erlernte in jeder Trainingseinheit reflektieren, um ihre neuen Fähigkeiten gezielt im Alltag anwenden zu können.
Mit dieser Strategie gelingt es S4D, Vorurteile unter jungen Menschen aus verschiedenen Kulturen abzubauen und das Verständnis zwischen unterschiedlichen politischen und religiösen Gemeinschaften zu fördern.
Außerdem kann S4D zu Geschlechtergerechtigkeit beitragen, indem es weibliche Führungskräfte und Vorbilder unterstützt, Jungen und Mädchen für Geschlechterfragen sensibilisiert und Geschlechterklischees hinterfragt. So bringt S4D die Ziele einer feministischen Entwicklungspolitik voran.
S4D fördert auch die Jobchancen junger Menschen. Sport vermittelt Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind – und unterstützt junge Leute dabei, ihre eigenen Talente, Wünsche und Karriereziele zu entdecken. Letztlich lernen sie auch viel über Entwicklungsthemen wie Umweltschutz, Hygiene oder auch den Umgang mit Medien. Ihre neuen Fähigkeiten und ein unterstützendes Umfeld helfen ihnen, Hindernisse auf dem Arbeitsmarkt zu überwinden.
Universelle Sprache
Neben den praktischen Erfahrungen der GIZ heben auch wissenschaftliche Studien S4D als wertvolles Instrument hervor, Jugendliche zu unterstützen und sozialen Wandel zu befördern. Eine S4D-Initiative im irakischen Kurdistan brachte beispielsweise Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingslagern und Gastgemeinden zusammen.
Empirische Daten zeigen, dass sich Teilnehmer*innen von S4D-Aktivitäten toleranter und zugewandter gegenüber Menschen anderer Religionen und Ethnien verhalten. Das fördert den sozialen Zusammenhalt. Es ist auch belegt, dass S4D-Programme helfen, die Akzeptanz von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verringern und Einstellungen zu gerecht verteilter Hausarbeit zu verändern. Studien in Nordmazedonien und Albanien zeigten zudem, dass S4D das Selbstbewusstsein der Jugendlichen stärkt und ihnen hilft, zielstrebiger zu werden.
Mehr als tausend Organisationen sind in diesem Bereich aktiv, wie eine Studie im Journal of Sport for Development zeigt. In Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie unter anderem dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Special Olympics, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der Fédération Internationale de Football Association (FIFA), dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie Regierungen und der Zivilgesellschaft weltweit zeigt die GIZ, wie S4D ein wertvolles Instrument der Entwicklungszusammenarbeit sein kann.
Junge Menschen haben ein enormes Potenzial, positive Veränderungen zu bewirken – darauf setzt S4D. Gerade jetzt, wo konservative und rechtsextreme Stimmen immer kritischer gegenüber Entwicklungszusammenarbeit sind, ist es wichtig zu zeigen, wie innovativ, flexibel und kreativ Sport for Development bei der Erreichung der SDGs sein kann – und das mit vergleichsweise geringen Mitteln. Sport verbindet Menschen weltweit – er ist eine universelle Sprache.
LINK
UNESCO, 2023: Thematic Factsheet. Youth and Empowerment.
https://www.unesco.org/en/youth-and-empowerment
Katharina Wolf ist Junior-Spezialistin für Kommunikation bei der GIZ.
katharina.wolf@giz.de
Jens Elsner ist Programmleiter des „Globalvorhabens Sport für Entwicklung“ (bis 06/2024) der GIZ.
jens.elsner@giz.de