Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Genossenschaft

Gelungene Selbsthilfe

Cocody ist ein vergleichsweise wohlhabender Teil der 5-Millionen Stadt Abidjan. Hier gibt es eine überdachte Markthalle, in der Lebensmittel, aber auch Kleidung und verschiedene Artikel des täglichen Bedarfs verkauft werden. Der Markt ist mit Elektrizität, sanitären Anlagen, einer Gesundheitsstation und einer Kinderkrippe ausgestattet.
Markthalle von COCOVICO. Oikocredit Markthalle von COCOVICO.

Den Markt betreibt die Kooperative COCOVICO (Coopérative de Commercialisation de Produits Vivriers de Cocody). Die Gründerinnen der Genossenschaft hatten ihr altes Marktgrundstück verloren und schlossen sich nach dem Tontine-Prinzip (siehe Haupttext) zusammen, um sich eine neue Perspektive zu schaffen.

Für den Erfolg entscheidend waren Darlehen der gemeinwohl-orientierten internationalen Mikrokredit-Organisation Oikocredit. Insgesamt nahmen die Markfrauen Kredite im Wert von 1,5 Millionen Euro auf, und konnten so ein geeignetes Grundstück erwerben. Derzeit sichert der Markt die Lebenshaltungskosten von circa 1000 Händlerinnen. Da der Markt gut läuft, ist die Bedienung der Kredite kein Problem. Die Händlerinnen beziehen ihre Lebensmittel vor allem von zwei landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.

Zegbé Lou Ange Charlène hat eine Studie über diese ausgesprochen erfolgreiche Genossenschaft angefertigt. COCOVICO lasse den Mitgliedern einerseits hohe finanzielle Autonomie, setze aber die Pflicht, anfallende Beträge pünktlich zu zahlen, konsequent durch. Zudem hätten die Mitglieder genaue Kenntnisse über die Abläufe und Struktur der Organisation. Das alles entspricht der Tontine-Tradition.

Deren Prinzipien prägen COCOVICO aber auch noch auf andere Weise. Die Frauen haben Vereine gegründet, in denen sie sich regelmäßig austauschen, zusammen essen, trinken und tanzen. Sie sind nicht formal registriert, haben aber gewählte Vorsitzende, Vorstände, Kassenwartinnen und so weiter.

Oft stammen die Vereinsmitglieder ursprünglich aus demselben Dorf oder gehören derselben ethnischen Gruppe an. Auch Männer können Mitglied werden und Positionen besetzen. Das Vereinsleben bietet den Frauen soziale Sicherheit, denn die Mitglieder unterstützen sich beispielsweise bei Trauerfällen.

Gleichzeitig praktizieren die Marktfrauen von COCOVICO wie fast alle westafrikanischen Marktfrauen ein Sparsystem, das sich „garde monnaie“ (Geldaufbewahrer) nennt. Eine Vertrauensperson (auf dem Markt COCIVICO ist es ein Pastor) besucht täglich einmal seine Kundinnen und sammelt eine im Voraus festgesetzte Summe ein. Der Betrag wird in einem Heft mit Kästchen für jeden Tag vermerkt. Nach 31 Tagen erhält die Kundin die Einzahlungen von 30 Tagen zurück, das Geld für den 31. Tag behält der „garde monnaie“ als Bezahlung für seine Dienste. In der Regel wird das Geld zum Auffüllen des Warenlagers verwendet.