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Behinderung

Indonesiens Informationsdefizit für Menschen mit Behinderung

Während der Covid-19-Pandemie war es für Indonesier mit Behinderungen besonders schwer, sich über Gesundheitsthemen zu informieren. Die Informationskanäle des Landes berücksichtigten selten ihre Bedürfnisse.
Schülerin nimmt während der Pandemie an einer Braille-Stunde teil. picture alliance / NurPhoto / Adriana Adie Schülerin nimmt während der Pandemie an einer Braille-Stunde teil.

Nach Angaben des indonesischen Zentralamts für Statistik hatten im Jahr 2020 rund 22,5 Millionen Indonesier eine Behinderung, etwa eingeschränktes Sehvermögen, Gehör oder Mobilität. Das entspricht fünf Prozent der Bevölkerung. Nach einem Gesetz von 2016 muss die Regierung sicherstellen, dass die gesamte Bevölkerung Zugang zu Gesundheitsinformationen hat.

Doch die Regierung bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Offizielle Gesundheitsinformationen – insbesondere über die Vorbeugung und Behandlung von Covid-19 – sind für behinderte Menschen nur eingeschränkt zugänglich. Darüber hinaus sehen sich Indonesier mit Behinderungen mit physischen Barrieren und Stigmatisierung konfrontiert. In vielerlei Hinsicht erleiden sie damit das Schicksal anderer benachteiligter Minderheiten (siehe Edith Koesoemawiria auf www.dandc.eu).

Jüngsten Untersuchungen der Universität Brawijaya in Ostjava zufolge gibt es in Indonesien eine große Informationslücke zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen. In der Studie wurde untersucht, wie barrierefrei sechs staatliche Websites, drei Social-Media-Konten und fünf digitale Veröffentlichungen sind, die sich alle mit der Pandemie befassen. Forscher untersuchten, ob diese Kanäle Funktionen wie Bildschirmleser und Text-zu-Sprache-Software anbieten, um behinderten Menschen den Zugang zu Informationen zu ermöglichen.

Die Ergebnisse der Umfrage waren laut Lutfi Amiruddin ernüchternd. Der Forscher sagt, die meisten Kanäle verfügten nicht über barrierefreie Funktionen. Infolgedessen erfuhren 78 Prozent der 259 Menschen mit Behinderungen, die diese Kanäle nutzten, nichts von grundlegenden Informationen wie der Existenz der staatlichen Covid-19-Hotlines. Diese Hotlines sind essenziell, da sie Infizierten Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen.

Eingeschränkter Zugang

Ein Teil des Problems besteht darin, dass Menschen mit Behinderungen im Hinblick auf digitale Technologien benachteiligt sind. Laut einer nationalen Studie von 2018 verfügen nur etwa 35 Prozent von ihnen über Mobiltelefone oder Laptops, im Vergleich zu 82 Prozent aller Indonesier. Ebenso haben nur neun Prozent der behinderten Menschen einen Internetzugang, in der Gesamtbevölkerung sind es 46 Prozent.

Die Informationslücke kann schwerwiegende Folgen haben. So wussten beispielsweise behinderte Menschen seltener, wo sie im Jahr 2021 Covid-19-Impfstoffe erhalten konnten. Eine Umfrage des Inclusive Covid Response Network, einer Interessenvertretung, ergab, dass 54 Prozent aller behinderten Indonesier diese grundlegenden Informationen fehlten. Von den behinderten Menschen, die digitale Medien nutzten, waren es etwa 43 Prozent.

Anstatt auf offizielle Informationen zuzugreifen, mussten sich viele Behinderte auf den Rat von Familienangehörigen und Freunden verlassen. Diese waren möglicherweise nicht gut informiert, sagt Ajiwan Arief Hendradi, ein Sprecher des Institute for Inclusion and Advocacy of Persons with Disabilities, das sich für die Belange Betroffener in Indonesien einsetzt. Vor allem behinderte Menschen „erhielten oft falsche Informationen über den Covid-19-Impfstoff“, sagt er.

Seit 2021 stellt das Institut deshalb Informationsmaterial für Menschen mit Behinderungen her. Dazu gehören Audioaufnahmen, Videos mit Gebärdenübersetzern und Texte in Blindenschrift. Das Institut verteilte zudem 3000 Braille-Kalender für Sehbehinderte mit Impfinformationen und gab diese Infos auch an andere Behindertengruppen weiter. Die Bemühungen des Instituts können als Teil einer allgemeineren Anstrengung zur Verbreitung klarer und genauer Informationen in Indonesien gesehen werden (siehe meinen Beitrag auf www.dandc.eu).

Die zuständige Regierungsbehörde hat die Informationslücke zur Kenntnis genommen. Sie hat damit begonnen, die Website www.covid19.go.id im Hinblick auf die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Fortschritte sind sichtbar, doch die Bürokratie arbeitet in der Regel langsam.


Ika Ningtyas ist freiberufliche Journalistin in Java, Indonesien.
ika_bwi@yahoo.com