Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Agrarfinanzierung

In ländliche Gemeinschaften investieren

Kleinbäuerliche Betriebe sind für die weltweite Ernährungssicherheit zentral. Die UN-Organisation IFAD unterstützt sie unter anderem mit Finanzmitteln, Zugang zu Märkten und Schulungen.
Eine Bäuerin in Ruanda bewässert ihre Pflanzen. picture alliance / ZUMAPRESS.com / Allison Dinner Eine Bäuerin in Ruanda bewässert ihre Pflanzen.

Kleinbäuerliche Betriebe produzieren ein Drittel der Nahrungsmittel weltweit. Dennoch finden sie oft zu wenig Beachtung und sind chronisch unterfinanziert, vor allem in Ländern mit niedrigen und niedrigen mittleren Einkommen (LICs und LMICs), wo Armut und Hunger besonders groß sind. Diese Gegenden wurden jahrzehntelang vernachlässigt; 80 Prozent der ärmsten Menschen der Welt leben hier. Wenn sie Nahrungsmittel im Wert von einem Dollar produzieren, erhalten sie davon nur sechs Cent. Viele sehen sich gezwungen auszuwandern. Der philippinische Bauer Felipe Nazar brachte es im Interview mit The New Humanitarian auf den Punkt: „Während der Erntezeit verdienen wir nichts, wir überleben nur. Eigentlich verschenken wir unsere Ernte.“

Diese ländlichen Gemeinschaften trifft auch der Klimawandel am stärksten. Investitionen können helfen, ihre Armut zu lindern und Hunger effektiv zu bekämpfen. Die internationale Hilfe reicht aber immer noch nicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Laut OECD wurden 2021 nur 9,4 Milliarden Dollar für Fischerei, Land- und Forstwirtschaft bereitgestellt – nur vier Prozent der weltweiten öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA – official development assistance). Die mangelnde Finanzierung behindert das transformative Potenzial ländlicher Gemeinschaften, Hunger und Armut bis 2030 zu beenden, wie es das 2. UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG – Sustainable Development Goal) verlangt. Doch es gibt Hoffnung.

Wie der IFAD arbeitet

Der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD – International Fund for Agricultural Development) ist eine UN-Sonderorganisation und internationale Finanzinstitution. Der IFAD bekämpft Armut und Hunger in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern, indem er in die Landbevölkerung investiert und durch effektive Finanzstrategien zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse gewährt. Der IFAD hat 177 Mitgliedstaaten und wurde in den 1970er-Jahren als Antwort auf eine Energie- und Nahrungsmittelkrise gegründet, ähnlich jener, die wir heute erleben. Seitdem lenkt er Investitionen in ländliche Gemeinschaften, um die Ernährungssicherheit ebenso zu verbessern wie die Ernährungsweise und die Einkommen. Derzeit führt der IFAD seine dreijährliche Konsultation durch, um den Fonds aufzufüllen und künftige Prioritäten festzulegen.

Ziel des IFAD ist es, Finanzmittel, die in ländliche Gebiete fließen, zu bündeln und zu katalysieren. Dafür kooperiert der Fonds auch mit dem Privatsektor. Unter anderem geht es darum, Ressourcen zu bündeln, Risiken zu minimieren und Expertenwissen bereitzustellen, um verschiedene miteinander verknüpfte Themen anzugehen, darunter Ernährungssicherheit, Migration, Klimaanpassung, die Einbeziehung des Privatsektors und Geschlechtergerechtigkeit. Investitionen in langfristige ländliche Entwicklung durch Organisationen wie den IFAD mindern die Kosten für Notfälle und fördern nachhaltiges Wachstum. Jeder für Resilienz ausgegebene Dollar kann bis zu zehn Dollar an Nothilfe einsparen. Laut eigenen Daten erzielt der IFAD aus Investitionen sechsfache Renditen.

Der IFAD kooperiert auch mit Regierungen. In Malawi etwa hat ein Projekt den Marktzugang für kleinbäuerliche Betriebe verbessert. Nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, intensivere Produktion und Management natürlicher Ressourcen brachten Vorteile für Wertschöpfungsketten. Der IFAD stärkte auch lokale Institutionen und beteiligte sich an Politdialogen für ein marktorientiertes Wachstum in der Landwirtschaft und eine konsequente Umsetzung politischer Beschlüsse.

Neben der Finanzierung macht der IFAD auch Wissen und Entscheidungsprozesse zugänglich, besonders für Frauen, junge Menschen und Menschen mit Behinderungen. Sogenannte Haushaltsmethoden (HHMs) etwa unterstützen Familienmitglieder dabei, ihre Arbeitslast gerechter zu verteilen. Dies soll mehr Geschlechtergerechtigkeit erreichen, landwirtschaftliche Produktivität erhöhen, Ernährung verbessern und die allgemeine soziale Entwicklung fördern.

Der IFAD reagiert auch auf Krisen. Den Auswirkungen der Corona-Pandemie setzte er die Rural Poor Stimulus Facility entgegen, eine von mehreren Gebern getragenen Initiative, die der Landbevölkerung Zugang zu Betriebsmitteln, Informationen, Liquidität und Märkten verschafft. Auf die Folgen des Ukrainekrieges reagierte der IFAD mit seiner Crisis Response Initiative, die die Resilienz ländlicher Gemeinschaften fördert. Dazu gehören der Zugang zu Saatgut, Treibstoff und Dünger sowie Investitionen in kleinräumige Infrastruktur, um Produktionskapazitäten zu verbessern und Nachernteverluste zu mindern.

Der IFAD ist somit nicht nur ein Fonds, sondern ein strategischer Partner für nachhaltige Entwicklung. Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, das Gleichgewicht zwischen Soforthilfe und langfristigen Investitionen zu finden. Es ist höchste Zeit für mehr Investitionen, um Hunger und Armut an der Wurzel zu packen, statt nur auf sich wiederholende Krisen zu reagieren.

Landwirtschaft und Privatsektor

Ein Beispiel für den Ansatz des IFAD stammt aus El Salvador. Dort unterstützt die Entwicklungsinitiative Rural Adelante (RA) ländliche Gebiete und die Landwirtschaft im Besonderen, indem sie hilft, sich an Klimaveränderungen anzupassen. Insbesondere Frauen und Jugendlichen bietet sie Alternativen zur Abwanderung. RA führte Hydrokultur ein: Pflanzenanbau mit einer Nährlösung statt Erde. Dies verdoppelte die Produktivität und ermöglichte ganzjährigen Anbau. Eine Bäuerin meinte dazu: „Die Hydrokultur bringt uns große Vorteile; wir können Schädlinge besser im Zaum halten, hochwertiges Saatgut pflanzen und geeignete Sorten nutzen.“

RA finanzierte auch die Beteiligung der jungen Landbevölkerung an den Wertschöpfungsketten. Zugleich ging das Projekt auf die besonderen Herausforderungen für Frauen ein. Sie machen 40 Prozent derer aus, die aktiv an RA teilnehmen. Das Projekt richtete sich auch an traditionell benachteiligte Gruppen wie indigene Völker, Kinder und ältere Menschen. Nicht zuletzt wurde auch angewandte Politikforschung betrieben.

Der IFAD setzt sich stark für finanzielle Inklusion ein – durch digitale Technologien, Finanzierung von Wertschöpfungsketten, Kreditgenossenschaften und öffentlich-private Partnerschaften (PPP). Letztere verbinden etwa kleinbäuerliche Betriebe als private Akteure mit dem Markt. Da der Klimawandel teils unvorhersehbar ist, brauchen Bauern und Bäuerinnen Zugang zu Ressourcen und Technologien. Jenseits von Risikominderung und regulatorischen Reformen unterstreicht die IFAD-Strategie das Engagement des Privatsektors, indem sie private Investitionen in Einklang bringt mit den SDGs, dem Pariser Klimaabkommen und einer Vision für ein nachhaltiges globales Ernährungssystem.

Der IFAD leistet zudem Pionierarbeit bei der Schaffung eines Finanzrahmens, der Zusammenarbeit und Partnerschaften fördert, und hat gemeinsam mit Weltbank und dem UN Food Systems Coordination Hub eine Führungsrolle bei der Finanzierung von Ernährungssystemen. Dabei helfen auch Veranstaltungen wie der SDG-Gipfel und COP28. Um das Ernährungssystem zu transformieren und die SDGs zu erreichen, müssen wir wichtige Elemente priorisieren: Koordination, Finanzierung, Governance und Innovation. Die derzeit laufenden IFAD-Konsultationen gehen diese Herausforderungen an und steigern das finanzielle Engagement für die Transformation ländlicher Ernährungssysteme.

PPP in Mali

Eine dieser PPPs ist die Partnerschaft mit Mali Biocarburant SA (MBSA), das Biodiesel aus der energiereichen Pflanze Jatropha herstellt. MBSA unterstützt landwirtschaftliche Betriebe dabei, Emissionsgutschriften zu nutzen. Die Bauern und Bäuerinnen bauen Jatropha an, und ihre Kooperativen verkaufen die Nüsse der Pflanze zur Ölgewinnung an MBSA. Der IFAD unterstützt diese Partnerschaften durch Joint Ventures und Vertragsanbau. Die kleinbäuerlichen Betriebe sind an der Preisgestaltung und anderen Entscheidungen beteiligt. Zudem profitieren sie von Aktien und Dividenden. 

Auch steigert der Zwischenfruchtanbau mit Jatropha die Nahrungsmittelerträge und schafft ein finanzielles Sicherheitsnetz. Mit Rückständen aus der Jatropha-Extraktion wird zudem der Boden angereichert. Von dieser Sanierung des Landes profitiert auch die Allgemeinheit. Zudem wird Jatropha bei der Seifenproduktion verwendet. Davon profitieren unter anderem Frauen, die Anteile an einer Seifenfabrik haben.

Zusätzliche Mittel

Um auf erhöhte Bedarfe infolge des Ukrainekriegs, Covid-19 und der Energiekrise reagieren zu können, bemüht sich der IFAD derzeit um weitere Mittel für die ländliche Bevölkerung. Eine stärkere Unterstützung durch Geberländer ist dafür ebenso wichtig wie neue Wege der Finanzierung. Der IFAD nimmt deshalb weitere 500 Millionen Dollar durch Privatplatzierungen auf. Das Geld soll in Maßnahmen gegen Klimaflucht, soziale Instabilität und Geschlechterungleichheit fließen.

Deutschland ist eines der Länder, die das Engagement des IFAD im Privatsektor verstärken und nachhaltige Finanzstrategien unterstützen. Die KfW leistet hier seit 2014 Pionierarbeit und hat kürzlich ein Förderdarlehen über 400 Millionen Euro für das 3,5-Milliarden-Dollar-Programm des IFAD für 2022 bis 2024 bewilligt.

Ländliche Entwicklung wirkt über die Grenzen des ländlichen Raums hinaus. Sie strahlt aus auf globale Themen wie Migration, Stärkung der Frauen, Klimawandel und Ernährungssicherheit. Wer den IFAD unterstützt, geht daher unmittelbare Herausforderungen der Menschheit an und investiert in mittel- bis langfristige Lösungsansätze, die Benachteiligten auf der ganzen Welt zugutekommen.

Die Unterstützung Deutschlands hat entscheidend dazu beigetragen, in ländlichen Gemeinden weltweit positive Veränderungen herbeizuführen. Wir hoffen, dass Deutschland dem IFAD auch weiterhin zur Seite steht, sich für jene einsetzt, die die Welt ernähren, und damit kommenden Generationen eine stabile Zukunft bietet.

Satu Santala ist Associate Vice-President der Abteilung für Außenbeziehungen und Governance beim IFAD.
ifadnewsroom@ifad.org

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