Klimawandel

Aufs Schlimmste eingestellt

Die globale Erwärmung wird stärker, und umso wichtiger wird es, sich schon jetzt auf die schwierigen Szenarien einzustellen, die bald Realität werden könnten.
Conservation International unterstützt die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern entlang der philippinischen Verde Island Passage. Lynn Tang/Conservation International Conservation International unterstützt die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern entlang der philippinischen Verde Island Passage.

Der Klimawandel ist eine fatale Konsequenz des menschlichen Einflusses auf die Natur, mit verschiedenen negativen Folgen, wie massiver Erosion oder veränderten Monsunzeiten. Arme Leute und die ärmsten Länder haben die geringsten Möglichkeiten, diese Komplika­tionen abzufedern. Sie müssen sich vor­bereiten – auf Überschwemmungen, die Ernten überfluten, auf Stürme, die Obdächer zerstören, und Dürren, die fruchtbare Felder in staubige Wüsten verwandeln.

Zu Beginn der globalen Klimapolitik versprach die internationale Gemeinschaft, den Treibhauseffekt zu stoppen. Doch die Anstrengungen reichten dafür nicht aus. Deshalb ist es jetzt notwendig, sich den Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. Um Infrastruktur adäquat zu planen, müssen wissenschaftliche Klimamodelle herangezogen und Risiken sorgfältig bewertet werden.

Eine Folge des Klimawandels ist, dass tropische Orkane häufiger und stärker werden. Fischer entlang der philippinischen Küste gehören zu den Leidtragenden. Die übliche technokratische Maßnahme wäre es, Dämme auszubauen – aber das ist für ländliche Gemeinden auf den Philippinen zu teuer. Aber es gibt auch die Möglichkeit, Mangroven anzupflanzen, um die Kraft der Wellen zu brechen. Nalini Rao von der Nichtregierungsorganisation (NGO) Conservation International, die von den USA aus arbeitet, spricht von „Ökosystem-­basierter Adaptation“ (EbA), bei der Lösungen im natürlichen Habitat gesucht werden. „Um den Dörfern entlang der phi­lippinischen Verde Island Passage zu helfen“, sagt Rao, „unterstützt Conservation International den Küstenschutz mittels Mangrovenaufforstung“.

Es gibt jedoch auch Probleme beim Ansatz der Ökosystem-basierten Adaptation, räumte Nalini Rao bei einem Seminar ein, das im August von der GIZ in Vilm an der Ostsee veranstaltet wurde. Zum Beispiel dauert es lange, bis Bäume Wurzeln schlagen. „Ein Damm funktioniert vom ersten Tag an, aber Mangrovenbäume brauchen Jahre, bis sie gegen Stürme und Fluten wirksam sind“, ist Raos Einschätzung. Allerdings bietet der Ökosystem-Ansatz auch Vorteile. Beispielsweise ist nicht viel Geld für Wartung nötig. Obendrein fangen auf den Philippinen die Bewohner der Küstenstreifen Krebse in den Mangrovenwäldern und bessern so ihr Einkommen auf. Außer dem Schutz vor Wellen bringt die Anpflanzung von Mangroven also auch ökonomische Vorteile.

Auf internationaler Ebene gibt es Bestrebungen, Geld in die Adaptation zu stecken. Der Adaptation Fund (AF), der im letzten Jahrzehnt im Kontext des UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen) gegründet wurde, hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 180 Millionen Dollar in 28 Ländern rund um die Erde ausgegeben, um die Widerstandsfähigkeit im Klimawandel zu erhöhen. Deutschland stellt ebenfalls Geld bereit, um Anpassung in Entwicklungsländern zu fördern.

Es ist jedoch nicht einfach, das Geld dahin zu leiten, wo es am wirksamsten ist. Raju Pandit Chhetri von der NGO Clean Energy Nepal sagt, dass Überwachungsmechanismen notwendig seien, um Rechenschaft zu garantieren, wenn Geberinstitutionen nationale Ministerien finanzieren. Er kritisiert, dass technische Hilfe nur so lange laufe, wie für jeweilige Projekt vorgesehen sei. Seines Erachtens ist mehr Capacity Development nötig, weil Länder sonst von Hilfe aus dem Ausland abhängig blieben.

Laut Alexander Froede von der GIZ sind die Institutionen, die sich mit Klimaanpassung befassen, in der Regel ziemlich jung. Es sei nicht einfach, NGOs hinzuzuziehen, weil es noch nicht viel Erfahrung gebe, sagte er auf einer Konferenz des AF und eines NGO-Netzwerkes in Bonn im Juli. Aber es gebe bereits viel Fachkenntnis, fügt er hinzu. Die GIZ hält die Ökosystem-basierte Adaptation auf lange Sicht hin für vielversprechend und fördert deswegen weltweit Projekte, die mit diesem Ansatz arbeiten.

Sheila Mysorekar