Entwicklung und
Zusammenarbeit

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PEGNet

Stimulierendes Treffen

Entwicklung braucht Zusammenarbeit. Ein ständiges Miteinander aller relevanten Akteure aus Politik, Praxis und Wissenschaft ist sowohl auf Partner- als auch auf Geberseite unerlässlich. Allerdings agieren diese Akteure in sehr heterogenen Arbeitsumfeldern und werden von sehr unterschiedlichen Anreizsystemen angetrieben. PEGNet – das Poverty Reduction, Equity and Growth Network – bietet eine Plattform für den nötigen Austausch, der alles andere als selbstverständlich ist.


Von Alexander Freese und Linda Kleemann

Um politische Prioritäten, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Realitäten in Einklang zu bringen, müssen Akteure aus allen drei Bereichen ihr Wissen und ihre Erfahrungen zusammentragen. Deshalb haben sich das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (die mittlerweile in der GIZ aufgegangen ist), die KfW Entwicklungsbank sowie die Universitäten Göttingen und Frankfurt im Jahr 2005 dazu entschlossen, das PEGNet zu gründen.

Später kamen weitere Forschungs­einrichtungen, Einzelwissenschaftler und Praktiker aus aller Welt hinzu. Prominente Beispiele sind das Londoner Overseas ­Development Institute (ODI), das Pariser ­In­stitut Développement, Institutions et Ajustement à Long terme (DIAL) oder die Kapstädter Southern Africa Labour and Development Research Unit (SALDRU). Insgesamt zählt das PEGNet über 100 Mitgliedsinstitutionen und Einzelpersonen.

Das Erkenntnisinteresse von Wissenschaftlern und Praktikern ist häufig nicht deckungsgleich. Im Wissenschaftssystem kommen Veröffentlichungen in begutachteten Zeitschriften und deren Bewertung eine besondere Bedeutung zu. Dies erzeugt Anreize, die oftmals den Fokus der Forscher von praxisrelevanten auf in der Theorie richtungsweisende Fragestellungen verrücken.

Praktiker benötigen ihrerseits Lösungsideen in projektbezogenen Problemstellungen und greifen dabei gern auf den Erfahrungsschatz einzelner Fallstudien zurück. Der Einfluss von ortsspezifischen politischen Variablen, die für die große Theorie zweitrangig sind, kann nämlich für den Erfolg oder Misserfolg eines bestimmten Entwicklungsvorhabens den Ausschlag geben. Das Interesse von Praktikern an empirischen Arbeiten trägt entsprechend zur Motivation der Forscher bei – zumal in der Auseinandersetzung oft neue Ideen geboren werden, die Wissenschaftler dringend brauchen.

Klar ist auch, dass entwicklungspolitische Vorhaben eher gelingen, wenn sie im Licht wissenschaftlicher Erkenntnis solide konzipiert sind. Zudem ist die Beteiligung von Wissenschaftlern bei der Implementierung von Monitoring-Systemen und der Durchführung von Projektevaluationen unerlässlich. Auch die politische Ebene profitiert, wenn sie Entscheidungen wissenschaftlich begründen kann. Der Leitgedanke von PEGNet ist es, diesen nötigen Austausch zwischen allen Akteuren zu fördern.

Eine der wichtigsten Aktivitäten des Netzwerks ist die Ausrichtung der Jahreskonferenz zu aktuellen entwicklungspolitischen Fragestellungen. Seit 2007 findet die PEGNet-Konferenz im Wechsel in Geber- und Partnerländern bei Mitgliedern des Netzwerks statt – zuletzt im südafrikanischen Midrand bei der Development Bank of Southern Africa (DBSA).

Ein besonderes Merkmal der PEGNet-Konferenzen ist die aktive Beteiligung vieler junger Forscher und Praktiker. Wichtige Beiträge werden nicht nur von institutionellen Spitzenvertretern aus Entwicklungs- und Forschungsinstitutionen geleistet, sondern auch von jungen Forschern. Die Rückmeldungen von Konferenzteilnehmern zeigen, dass diese Mischung sehr anregend wirkt. Das PEGNet bietet so nicht nur hochrangige Diskussionen an, sondern ermöglicht auch einen Austausch auf der Arbeitsebene. Für die Teilnehmer ergibt sich die Chance, eine Forschungsidee bekannt zu machen, die Praxisrelevanz einer Promotion zu erhöhen oder Umsetzungsideen für das Projekt einer Durchführungsorganisation inhaltlich zu festigen.

Neben der Jahreskonferenz richtet das Netzwerk fachspezifische Veranstaltungsformate in Partnerländern und bei den jährlichen entwicklungsökonomischen Tagungen der Weltbank (Annual Bank Conferences on Development Economics – kurz ABCDE) aus. Zudem vergibt es Zuschüsse für Aufenthalte von Forschern aus Entwicklungsländern in Europa sowie für kleinere Projekte. So sind bereits viele Kooperationen zwischen Forschern aus Europa und Entwicklungsländern zustande gekommen.

Das jüngste Beispiel für den erfolgreichen Anstoß einer Kooperation durch das PEGNet ist ein großes Forschungsprojekt, das unter anderem vom BMZ finanziert wird. Dabei geht es um die wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Hindernisse, die Unternehmer in sieben westafrikanischen Ländern zu überwinden haben. Mit den Erkenntnissen sollen Impulse für ­Beschäftigungs- und Wirtschaftswachstum gesetzt werden. Beteiligt sind die PEGNet-Mitglieder IfW, GIGA, DIAL, das Institute of Social Studies (ISS) in Den Haag und das Observatoire économique et statistique d’Afrique sub-saharienne (AFRISTAT) in Bamako. Durch die Anbindung des Projekts an einen Weltbank-Treuhandfonds unter Beteiligung mehrerer Geber ist die Rückkopplung mit der politischen und praktischen Ebene gesichert.

PEGNet erleichtert jungen und verdienten Forschern, Praktikern und Politikern aus Entwicklungs- und Geberländern den konstruktiven Austausch, der nötig ist, um gemeinsam Entwicklungsziele zu erreichen. Das entspricht auch dem redaktionellen Konzept von E+Z/D+C – weshalb es stimmig ist, dass die Zeitschrift in diesem Jahr als Medienpartner bei der ­PEGNet-Jahreskonferenz mit dabei ist.

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.