Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Rezension

Wohlstand mit den richtigen Institutionen

Um die Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg von Staaten zu verstehen, muss das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik untersucht werden. Der Ökonom Daron Acemoglu und der Politikwissenschaftler James A. Robinson behandeln dieses Thema in ihrem Buch „Warum Nationen scheitern“.
Studenten in Francistown, Botsuana. Heine/Lineair Studenten in Francistown, Botsuana.

Mangelhafte Bildung, unzureichende Gesundheitsversorgung und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten sind Gründe für die zunehmende weltweite Ungleichheit. Das 2012 veröffentlichte Buch von Acemoglu und Robinson untersucht die Ursachen für diese Fehlentwicklung.

Die beiden Professoren betrachten es als notwendig, die Unterschiede zwischen Ländern zu verstehen, um ungleiche Wohlstandsverhältnisse zu erklären. Institutionen seien der Motor für Entwicklung, da sie Individuen wirtschaftliche Einstiegschancen ermöglichen und Anreize zur Gründung neuer und innovativer Unternehmen schafften. Wie sich die Wirtschaft entwickelt, hängt von den politischen Institutionen eines Staates ab.

Acemoglu und Robinson unterscheiden zwischen „inklusiven“ und „extraktiven“ – sich bereichernden – Institutionen. Inklusive Institutionen ermöglichen es jedem Bürger, an wirtschaftlichen Vorgängen teilzunehmen und sich dadurch zu integrieren. So werde wirtschaftlicher Wettbewerb geschaffen. Gute öffentliche Schulen, beispielsweise, böten jungen Menschen jeglicher Gesellschaftsschicht die gleichen Möglichkeiten zu lernen. Sich bereichernde Institutionen hingegen handelten laut der Autoren lediglich im Interesse der Elite.

Wirtschaftliche und politische Institutionen sind voneinander abhängig. Inklusive politische Institutionen unterstützen inklusive wirtschaftliche Institutionen und umgekehrt. In Gesellschaften mit inklusiven Institutionen garantiert der Staat den Schutz der Bedürfnisse aller Bürger. Des Weiteren gibt es in solchen Gesellschaften eine unabhängige Justiz, die die Rechte aller Menschen wahrt. In Staaten mit ausbeuterischen Institutionen herrscht eine korrupte und autoritäre Regierung, und einzig eine Minderheit profitiert vom Wohlstand.

Die Autoren argumentieren, dass sich bereichernde Institutionen die Hauptursache für das Scheitern von Staaten sind, da sie wirtschaftlichen Fortschritt behinderten oder gar aufhielten. In solchen Staaten sei eine „kreative Zerstörung“ notwendig, denn nur neue, inklusive Institutionen könnten Veränderung und positive Entwicklungen ermöglichen. Ausbeuterische Institutionen überdauern aber oft sehr lange und schaffen es, sich Wandel zu widersetzen.

Welche Institutionen sich in einem Land etablieren, hängt von dessen Geschichte ab, meinen Acemoglu und Robinson. Die Erfahrungen der Gesellschaft mit vorhergegangenen Institutionen seien wegweisend für die Zukunft.

Zur Erläuterung ihrer Theorie beziehen sich die Autoren auf Fallbeispiele verschiedener Länder. Die Entwicklung von Botsuana und Simbabwe, beides frühere britische Kolonien, sind sehr unterschiedlich. Nachdem Botsuana seine Unabhängigkeit 1960 erreichte, entwickelte das Land schnell inklusive wirtschaftliche und politische Institutionen. Das vormalige pluralistische politische System überdauerte die Kolonialherrschaft und etablierte sich wieder in neuen Institutionen. So entwickelte sich Botsuana zu einer Demokratie mit regelmäßigen Wahlen. Von Bürgerkriegen oder Militärherrschaft blieb das Land verschont.

Simbabwe hingegen erlangte 1980 im Zuge eines Befreiungskrieges seine Unabhängigkeit, blieb aber geprägt durch die ausbeuterischen Institutionen der Kolonialherschafft. Die Regierungspartei ZANU-PF regulierte die Wirtschaft und staatliche Industrien. Privatunternehmen konnten sich nicht etablieren. Das ausbeuterische und repressive Regime der ZANU-PF führte letztlich zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes. Simbabwes Pro-Kopf-Einkommen betrug 2008 nur die Hälfte von 1980.

Diese und andere Beispiele zeigen, was zum Erfolg oder Scheitern von Staaten beiträgt. Den Autoren zufolge hängt der Wohlstand von Staaten von guten Institutionen ab. Acemoglu und Robinson überzeugen mit ihrer Argumentation, dass unregulierte Märkte keinen Wohlstand ermöglichen. Ein entsprechendes politisches Umfeld ist notwendig, damit die ganze Gesellschaft profitiert und nicht nur die einflussreichsten Mitglieder (siehe hierzu auch Beitrag in E+Z/D+C e-Paper 2018/08).


Literatur
Acemoglu, D., und Robinson, J. A., 2017: Warum Nationen scheitern. Frankfurt, Fischer Taschenbuch.

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