Klimakatastrophe
Die Erde steuert auf eine Erwärmung um 2,8 Grad zu
Die internationale Gemeinschaft ist nicht auf dem richtigen Weg. Die nationalen Klimaziele (nationally determined contributions – NDCs), die Regierungen vor dem diesjährigen Klimagipfel in Ägypten (COP 27) bei den UN eingereicht haben, werden die prognostizierten globalen Treibhausgasemissionen nur unzureichend reduzieren. Die Emissionen müssten um 45 Prozent mehr gesenkt werden, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen.
Schrittweise Veränderungen reichten nicht aus, sagt UNEP. Erforderlich sind umfassende Umwälzungen in der gesamten Wirtschaft. Die CO2-Emissionen sind regional sehr ungleichmäßig verteilt. Etwa 55 Prozent werden vom internationalen Verkehr und den sieben größten Emittenten verursacht, nämlich China, der EU, Indien, Indonesien, Brasilien, der Russischen Föderation und den USA (nicht in dieser Reihenfolge). Laut UNEP liegen die G20-Mitglieder bei der Erfüllung ihrer Klimaschutzverpflichtungen besonders weit zurück.
Bis November 2022 haben laut dem Bericht 88 nationale Regierungen Netto-Null-Ziele verabschiedet. Das ist ein Zeitplan, bis zu dem sie keine Treibhausgase mehr ausstoßen wollen. Doch das geschieht nach Ansicht der UNEP-Experten alles viel zu langsam. Sie weisen darauf hin, dass der Wandel in vier Sektoren besonders dringend ist:
- Elektrizitätsversorgung,
- Industrie,
- Verkehr und
- Gebäude.
Die meisten Fortschritte werden nach UNEP-Sicht im Energiesektor erzielt, da die Kosten für die erneuerbaren Energien schnell gesunken sind. Für Gebäude und den Straßenverkehr gibt es ebenfalls effiziente Technologien, die jedoch noch eingeführt werden müssen. Neue emissionsfreie Technologien werden in der Luftfahrt, im Schiffstransport und im Luftverkehr benötigt. Der Bericht empfiehlt, neue Infrastrukturen, die über viele Jahre auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, nicht mehr zu bauen. Zudem müssen CO2-freie Technologien gefördert und angewandt werden.
Darüber hinaus fordert UNEP einen Wandel in der Landwirtschaft, die nicht nur ein Treiber der globalen Erwärmung ist, sondern auch zum Schwinden der biologischen Vielfalt beiträgt (siehe Chimezie Anajama auf www.dandc.eu). Umweltschützende Reformen sind unerlässlich.
Maßnahmen im Finanzsektor
Nach Ansicht der Autoren muss das Finanzsystem so ausgerichtet werden, dass es die notwendigen massiven strukturellen Veränderungen fördert. Sie identifizieren sechs Ansätze:
- Finanzinvestoren brauchen bessere Informationen über Klimarisiken, wenn sie umweltfreundlichere Entscheidungen treffen sollen. Bewusstseinsbildung und strengere institutionelle Richtlinien können diesem Ziel dienen.
- Die Bepreisung von CO2 kann mit Steuern erfolgen, die auf Emissionen erhoben oder mit Cap-and-Trade-Systemen werden. Bei denen werden Emissionshöchstwerte festgelegt, und Unternehmen können für die Menge an fossilen Brennstoffen bieten, die diesem Wert entspricht. Beide Ansätze geben Investoren Anreize, die Emissionen niedrig zu halten.
- Die Finanzmärkte sind durch unvollständige Asymmetrie, Risikoaversion und Herdenverhalten gekennzeichnet. Steuern und Regulierungen können die Einstellung der Anleger ändern.
- Marktanreize sind wichtig. Die Politik kann neue Märkte für CO2-arme Technologien schaffen und Innovationen durch öffentliche Finanzierung fördern. Multilaterale Banken können diesen Ansatz unterstützen.
- Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden sollten ihre Politik so ändern, dass sie umweltfreundliche Investitionen fördern und schädliche Investitionen verhindern (siehe Uli Volz auf www.dandc.eu).
- Klimaclubs und grenzüberschreitende Finanzierungsinitiativen sollten eingerichtet werden.
Link
UNEP: Emissions Gap Report 2022
https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2022
Suparna Banerjee ist Politikwissenschaftlerin in Frankfurt am Main.
mail.suparnabanerjee@gmail.com