Urbanisierung
Städte werden weiter wachsen
Stadtverwaltungen stehen vor großen Herausforderungen. Sie müssen für Infrastruktur sorgen (Wohnraum, Transport, Wasser, Abwasser, Stromversorgung et cetera) und Unternehmen anlocken, um Arbeitsplätze zu schaffen. Manche Städte schaffen dies besser als andere, also ist es sinnvoll, dass die weniger erfolgreichen Städte von den erfolgreichen lernen. Die nötigen Informationen stehen aber nicht immer zur Verfügung.
Das könnte jetzt besser werden. In Kooperation mit dem Deutschen Städtetag haben zwei deutsche Entwicklungsorganisationen – die GIZ und Engagement Global – im Juni eine neue Website namens Connective Cities gestartet. Ziel ist die weltweite Vernetzung urbaner Akteure aus Politik, Verwaltung, Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. So sollen weltweit gute Lösungsvorschläge für drängende Probleme ausgetauscht werden. „Die Connective-Cities-Plattform wird weltweit kommunale Expertise sichtbar machen“, meint Sabine Drees vom Deutschen Städtetag.
Die Website wird sehr nützlich sein. „Die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten wird sich auf Städte konzentrieren“, sagt Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik voraus. Diese Entwicklung wird nicht nur in den Megastädten der Welt passieren, sondern auch in kleinen und mittleren Ballungsräumen. Auch diese wachsen schnell und sind häufig mit einem Zustrom vieler Menschen überfordert.
Die zentrale Frage ist, wie die durch überschnelle Verstädterung hervorgerufenen Probleme zu bewältigen sind. Experten sind sich einig, dass die Bottom-up-Methode am besten funktioniert und dass solche Ansätze formalisiert werden sollten. Entscheidend ist dabei, die Bürger zu Rate zu ziehen. Tarakan in Indonesien gelang es zum Beispiel, seine Dienstleistungen zu verbessern. Die Stadt hatte vorher seine Einwohner befragt, erklärt Khairul von der Stadtverwaltung.
Internationale Organisationen sind der Meinung, dass öffentliche Partizipation wichtig ist. Bei UN-Habitat gibt es ein Projekt namens Participatory and Inclusive Land Readjustment. „Schnell wachsende Städte brauchen viele zusätzliche Baugebiete, die durch Zusammenlegungen und Neueinteilung von Grundstücken gewonnen werden können“, sagt Albert Padrós von UN-Habitat: Er berichtet, dass ein partizipatives und inklusives Vorgehen in der kolumbianischen Stadt Medellín gut funktioniert hat.
Die Connective-Cities-Plattform hat laut Manfred Poppe von der GIZ drei Ziele:
- Informationsaustausch über Best Practices,
- Kompetenzen und Qualifizierungen stärken, und
- Entwicklung von neuen, gemeinsamen Projekten.
Deutsche Städte werden ermutigt, ihre Fachkenntnisse in diesem internationalen Dialog zu teilen. Auch sie werden von dem Austausch profitieren, versichert Ulrich Held von Engagement Global: „Good-Practice-Beispiele von Städten aus dem globalen Süden bringen deutschen Gemeinden nur Vorteile.“
Bei Connective Cities geht es nicht vorrangig um Städtepartnerschaften. Der Fokus liegt auf der Vernetzung von Akteuren verschiedener Sektoren bezüglich relevanter Themen. Linda Mbonambia von eThekwini, der Stadtverwaltung, die für Durban und seine Vorstädte in Südafrika zuständig ist, hält viel von diesem Ansatz: „Wir müssen uns von dem Konzept verabschieden, dass nur ein Sektor die Entwicklung vorantreibt. Wichtig sind integrative Methoden und neue Ansätze mit größeren Visionen.“
Sheila Mysorekar