Burundi

Burundis Diaspora und ihre Remittances sind wenig bekannt

Burundier, die im Ausland leben, tragen zur Entwicklung ihres Heimatlandes bei. Sie schicken Geld an ihre Familien und finanzieren den Aufbau wichtiger Infrastrukturen, etwa von Krankenhäusern, Schulen und Hotels. Wie groß dieser Geldfluss insgesamt ist, wird allerdings nicht erfasst.
Eine bekannte Auslandsburundierin ist die Sängerin Khadja Nin, die in Belgien lebt, hier aufgenommen beim Filmfestival in Cannes 2018. picture-alliance/Photoshot Eine bekannte Auslandsburundierin ist die Sängerin Khadja Nin, die in Belgien lebt, hier aufgenommen beim Filmfestival in Cannes 2018.

Menschen aus Burundi leben auf der ganzen Welt; beliebte Auswanderungsziele sind beispielsweise Kanada, Australien und Belgien. Viele bleiben auch auf dem afrikanischen Kontinent: So lebt etwa eine große Zahl von Burundiern im Nachbarland Tansania. Wie viele es in den einzelnen Ländern genau sind, ist jedoch nicht bekannt.

Viele Burundier, die im Ausland leben, schicken Geld in die Heimat – allerdings deutlich weniger als Migranten aus anderen Ländern der Region: Laut einem Bericht der Weltbank waren es im Jahr 2016 durchschnittlich 140 Dollar, während ein Auslandstansanier im Schnitt 1448 Dollar nach Hause schickte und ein Auslandskenianer sogar 1593 Dollar. Möglicherweise sind aber auch nicht alle Kanäle, durch die Geld fließt, bekannt.

Wer nicht nur seine Familie unterstützen, sondern in Burundi investieren will, erhält Hilfe vom Staat. Dazu gibt es die Agence de Promotion des Investissements (API), die eng mit der Steuerbehörde Office Burundais des Recettes (OBR) zusammenarbeitet.


Devisenmangel

Für Geldtransfers nutzen die meisten Mitglieder der burundischen Diaspora den Dienstleister Western Union. Allerdings bekommen die Empfänger das Geld stets in der Landeswährung Burundi-Franc ausgezahlt. Denn die Zentralbank will die Kontrolle über den Devisenverkehr im Land behalten. Das ist auch ein Grund dafür, dass sie im Februar 2020 angeordnet hat, alle Wechselstuben zu schließen. Geldwechsel ist nunmehr ausschließlich bei Banken möglich.

„Das Land hat einen eklatanten Devisenmangel, und die Zentralbank versucht, mit autoritären Maßnahmen alle Devisen zu kontrollieren, die ins Land kommen, und eine Abwertung des Burundi-Franc gegenüber dem Dollar zu verhindern“, erklärt der unabhängige Wirtschaftsexperte Faustin Ndikumana.

2016 hat Burundis Regierung in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) eine nationale Diaspora-Politik formuliert. Ziel ist ein regelmäßiger Austausch mit Burundiern im Ausland über die von ihnen gegründeten Diaspora-Organisationen. Mit Hilfe der Botschaften will das Außenministerium unter anderem Zollangelegenheiten erleichtern. Rücküberweisungen sollen mittels der Post geschehen.

Mit Unterstützung der IOM wird auch eine Zählung der Auslandsburundier in zunächst zwei Ländern vorgenommen, wie der Leiter der für die Diaspora zuständigen Behörde im Außenministerium, Philbert Murekambanze, bekanntgab. Welche das sind, sagte er nicht. Seinen Angaben zufolge werden die Menschen, die aus Burundi emigrieren, nicht erfasst, weshalb ihre Zahl auch nicht bekannt sei.


Krankenhaus und Radiosender

Seit 2016 richtet die Regierung regelmäßig Ende Juli eine Diaspora-Woche in Burundi aus. Bei der dritten Veranstaltung dieser Art – im Jahr 2018 –, an der 300 Auslandsburundier aus 26 Ländern teilnahmen, betonte der Vorsitzende der burundischen Diaspora-Organisationen, Japhet Legentil Ndayishimiye, dass die Diaspora zur Entwicklung in vielen Bereichen beitrage, darunter Gesundheit und Bildung. Als Beispiele nannte er einen Komplex im Dorf Kigutu in der südlichen Provinz Bururi, zu dem ein Krankenhaus und eine Internatsschule gehören. Erbaut wurde er von Deogratias Niyonzima, der in den USA lebt. Burundis ehemaliger Präsident Pierre Nkurunziza hat Niyonzima zweimal für seinen Beitrag zur Entwicklung des Landes ausgezeichnet.

Ein weiteres Beispiel ist André Nkeshimana, der in den Niederlanden lebt und die Organisation IZERE-Hollande leitet. Diese bringt unter anderem Medizin für chirurgische Eingriffe, insbesondere zur Korrektur von Lippen- und Gaumenspalten, aus den Niederlanden nach Burundi. Auch einkommensschaffende Maßnahmen gehören zu ihrem Engagement. Andere Auslandsburundier haben dazu beigetragen, eine Universität und ein Community-Radio aufzubauen.

Die politische Krise in Burundi, die 2015 eskalierte, als Nkurunziza zum dritten Mal als Präsident kandidierte (siehe Gesine Ames in E+Z/D+C e-Paper 2015/07, Schwerpunkt), machte auch vor der Diaspora und ihren Vertreter nicht Halt. Der aktuellen Repräsentanz wird Regierungsnähe nachgesagt. Andere Diaspora-Mitglieder sollen mit der Opposition im Ausland sympathisieren. Auch aus ethnischen Gründen ist die burundische Diaspora keine homogene Gruppe und spricht nicht mit einer Stimme – auch wenn die Diaspora-Behörde im Außenministerium der Vorstellung einer gespaltenen Diaspora widerspricht.


Mireille Kanyange ist Journalistin und Reporterin bei Radio Isanganiro in Burundi.
mika.kanyange@gmail.com