Klimapartnerschaft

Insider-Einblicke in Ghana

„Ich zeige Deutschen etwas von Ghana, das kein normaler Tourist zu sehen bekommt“, sagt Klaus Thüsing. Er war fünf Jahre lang für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED, heute Teil der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) in Ghana und kennt viele Menschen im Land, viele Ecken und viele Projekte.
Fischereihafen an der Fosu-Lagune. Henning Christoph Fischereihafen an der Fosu-Lagune.

Sein Wissen und seine Kontakte nutzt er, inzwischen in Rente, um jedes Jahr einer Gruppe interessierter Bonner Insider-Einblicke in das westafrikanische Land zu verschaffen. „Wir besuchen zum Beispiel eine Grundschule auf einer infrastrukturell vernachlässigten Insel, oder uns lädt ein Chief in ein Dorf mit einem traditionellen Kult ein“, erzählt Thüsing.

Die Reisen beginnen mit einer einwöchigen Rundreise durch die Volta-Region im Südosten, die bis zum Ersten Weltkrieg zu Deutsch-Togo gehörte. Zu den Sehenswürdigkeiten dort gehören Baudenkmäler aus der Kolonialzeit. Anschließend verbringt die Gruppe eine Woche in Cape Coast. Mit der rund 150 000 Einwohner zählenden Küstenstadt unterhält Bonn seit drei Jahren eine Klimapartnerschaft zur Renaturierung der Fosu-Lagune. Das Gewässer ist eine der Ressourcen der örtlichen Fischer, ist Heimat seltener Pflanzen und Tiere, hat eine wichtige Bedeutung für das lokale Klima und wird als Naherholungsgebiet genutzt.

Auf bürgerschaftlicher Ebene wird die Klimapartnerschaft durch den Verein Partnerschaft Bonn-Cape Coast unterstützt, in dem Thüsing Mitglied ist. Der ehemalige Entwicklungshelfer, der 17 Jahre in Afrika tätig war, organisiert die Ghanareisen seit vier Jahren für maximal 15 Teilnehmer immer zur Zeit des großen Fetu-Afahye-Festivals. Das Festival, das Anfang September eine Woche lang mit viel Livemusik, Zeremonien und zahlreichen Veranstaltungen in Cape Coast gefeiert wird, läutet auch die Fischfangsaison in der Fosu-Lagune ein. „Es gibt Bootsrennen, und die Chiefs der Umgebung bitten die Ahnen an einem Schrein um guten Fischfang”, erzählt Thüsing.

Hier liegt jedoch das Problem: Die Wasserqualität der Lagune ist schlecht, die Zahl der Fische stark zurückgegangen. „Die Lagune wird als Müllkippe missbraucht”, berichtet Thüsing. Und es gebe direkt am Ufer eine Autowerkstatt – „Sie können sich vorstellen, wo das Öl hinläuft.“ Immerhin weiß er von konkreten Plänen, die Werkstatt zu verlegen. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle. Nach Informationen der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global, die die Partnerschaft im Rahmen des Projekts „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ betreut, hat sich die Oberflächenwassertemperatur der Lagune erhöht. Zudem sei der Wasserpegel aufgrund höherer Verdunstung abgesunken, und Starkregenfälle häuften sich.

Im Rahmen des Bonner Renaturierungsprojekts wurden laut der Servicestelle bislang unter anderem Baumschulen aufgebaut, um den Mangroven- und Baumbestand im Uferbereich aufzuforsten. Außerdem seien große siphonartige Siebgitter in Kanäle eingebaut worden, die in der Lagune münden. Sie sollen die Einleitung von Plastikmüll verhindern. Thüsing berichtet zudem von Säuberungsaktionen, zum Teil in Zusammenarbeit mit Schulen. „Die eigentlichen Arbeiten stehen aber noch bevor“, urteilt er.

„Seine“ Reisegruppe sei zwar nicht direkt am Lagunenprojekt beteiligt, informiere sich aber vor Ort, um hinterher in Bonn darüber berichten zu können: Die Teilnehmer stünden für Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung zur Verfügung. So werden die Ghanareisenden selbst zu Insidern, die ihre neu gewonnenen Einblicke teilen. (kd)

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