Bewässerung

Erfolg in Sri Lanka

Der Bau von Landwirtschaftsbrunnen hat in den Trockengebieten des Matale-Distrikts in Zentral-Sri Lanka erheblich zur Bekämpfung der Landarmut beigetragen, da die Bauern nun ganzjährig ernten können. Dank Verträgen mit Händlern und Saatfirmen liegen die Einkommen der Menschen nun über der Armutsgrenze – für ein für seine politischen Unruhen bekanntes Land ein beachtlicher Erfolg.


[ Von Sana Foday Kebba Jatta und Guy Manners ]

Wassermangel ist das Hauptproblem der Landwirtschaft im Matale-Distrikt, besonders in niederschlags­armen Gebieten. Auf traditionelle Weise ist die Ernte bestimmter Feldfrüchte nur während der Maha-­Saison (Nordost-Monsun) ertragreich, während der Yala- Saison (Südwest-Monsun) ist nicht abzusehen, wann es regnet. Daher ist eine niederschlagsabhängige Anbauweise für hochwertige Nahrungspflanzen höchst riskant.

Landwirtschaftsbrunnen sind groß – in der Regel 4,5 Meter im Durchmesser und sieben bis zehn Meter tief. Aus Zementziegeln und Beton gebaut, kommen sie lange ohne größere Wartung aus. Schon in den 1980er Jahren gehörten diese Brunnen zur Strategie der Landwirtschaftlichen Entwicklungsbehörde für Trockenzonen und waren bei Bauern sehr beliebt.

Das Matale Regional Economic Advancement Project (MREAP) förderte daher zwischen 2001 und 2007 Bau und Nutzung von 817 Brunnen in den Trockengebieten des Matale-Distrikts. Das MREAP-Gesamtbudget von 14,5 Millionen Dollar kam großteils aus einem 11,7-Millionen-Dollar-Kredit vom International Fund for Agricultural Development (IFAD) an Sri Lankas Regierung.

Die Bauern reichten ihre Gesuche für den Brunnenbau (oder die Sanierung) bei MREAP ein. Die Begünstigten wurden aufgrund ihrer sozioökonomischen Situation ausgewählt – unter der Bedingung, 60 Prozent der Kosten selbst zu tragen und auch andere Projektregeln zu akzeptieren. Viele Bauern erhielten auch Hilfe für die Installation einer Mikro-Bewässerungsanlage –Tröpfchen- oder Sprinklersysteme –, um das nun zusätzlich verfügbare Wasser maximal nutzen zu können.

Beachtliche Fortschritte

Der Zugang zu Landwirtschaftsbrunnen war für die ländliche Entwicklung bedeutend und ermöglichte den Bauern eine zuverlässige zweite Ernte im Jahr. Manchem Farmer gelingt es nun sogar, in der Trock­enzeit anzubauen. 85 Prozent der 123 Brunnenbesitzer, die 2006 an einer Studie teilnahmen, bewirtschafteten mehr Fläche als zuvor. IFAD-Daten zufolge steigerten die Bauern die Ernteerträge auf ihrem Land um 140 Prozent.

Da nur begrenzte Flächen von einem Brunnen bewässert werden können, betreiben viele Bauern intensive Landwirtschaft. Durch MREAP vermittelte Handelsverträge ermöglichten es den Bauern, in der Yala-Saison hochwertige Cash-Crops – wie etwa rote Beete, Zwiebeln, Chili, Auberginen, Spargelbohnen, Mungobohnen, Hülsenfrüchte, Kürbisse und Süßkartoffeln – einzuführen, um ihr Einkommen zu erhöhen. MREAP und das sri-lankische Landwirtschaftsministerium berieten sie bezüglich der Ertragsmenge.

Trotz des hohen finanziellen Aufwands – rund 550 bis 1.450 Dollar pro Bauer –, werden Brunnen als lohnende Investition betrachtet. Als 2006 die Wirkungsstudie durchgeführt wurde, war gerade der Anteil an Bauernfamilien, die mit 9 bis 45 Dollar pro Monat zur niedrigsten Einkommensgruppe gehörten, auf 15 Prozent gefallen – von 45 Prozent vor dem Brunnenbau. In der Zwischenzeit war der Anteil der zur höchsten Einkommensgruppe gehörenden Bauern (über 136 Dollar pro Monat) von sieben auf 22 Prozent gestiegen. Die Menschen sind froh über den verbesserten Lebensstandard und das stabile Einkommen durch die zwei oder drei verlässlichen Ernten pro Jahr.

Bauern mit Brunnen können ihre Kinder besser kleiden und ernähren und sie länger zur Schule schicken und sogar ihre Häuser verbessern. Wie sie ihr Land bewirtschaften, entscheiden sie selbst, zudem können sie sich Verbesserungen leisten, ohne Land oder Grundeigentum verpachten zu müssen. Dank Vollzeitbeschäftigung und ganzjähriger Einkommen müssen sie sich seltener außerhalb der Saison mit Gelegenheitsjobs durchschlagen oder Schulden aufnehmen.

Das Wasser aus den Landwirtschaftsbrunnen wird auch im Haus genutzt (etwa zum Kochen oder Waschen) sowie als Trinkwasser oder für bezahlte Arbeiten, wie das Herstellen von Ziegeln oder in der Milchwirtschaft. Durch den direkten Zugang zu Wasser sparte die Hälfte der im Jahr 2006 interviewten Frauen mindestens zwei Stunden am Tag, die sie sonst brauchten, um Wasser von entfernten Quellen zu holen. Mehr Frauen und Jugendliche beteiligten sich seither an der Farmarbeit – über die Hälfte der Frauen bewirtschaftete zudem einen eigenen Gemüsegarten. Auch sind mehr Frauen Mitglieder in Bauernorganisationen.

Überwindung von Hindernissen

Einige große Hindernisse standen dem Brunnenprogramm im Weg: Zum einen hat ein Großteil der armen Landbevölkerung keinen Zugang zu Ackerland. Zwar konnten einige Landbesitzer Grundstücke zur Entwicklung und Verpachtung verfügbar machen, doch gehörten sie selten zu den Armen des Landes. Es bestand das Risiko, eher wohlhabende Farmer mit IFAD-Ressourcen zu fördern. Auch die Verhandlungen zu Arbeitsteilung und gemeinsamer Nutzung der Infrastruktur erwiesen sich als schwierig.

Als diese Probleme zu Projektbeginn auftauchten, sorgte IFAD dafür, dass genau überprüft wird, welche Bauern profitieren sollten. MREAP musste regelmäßig berichten, um sicherzustellen, dass auch wirklich den Hilfsbedürftigen geholfen wird. Diese Berichte wurden von Supervisionseinheiten, die das Projekt alle sechs Monate besuchten, geprüft und bestätigt. Die klare Wahl der Zielgruppe half auch, heikle share­cropping-Arrangements zu vermeiden.

Zweitens gibt es selbst dort, wo Bauern ausreichend Ackerland haben, nicht immer genügend Grundwasser. Die Suche nach passenden Brunnenstandorten erforderte eine enge Kooperation mit Vertretern der Lokalregierung, dem Wasserentwick­lungsamt und anderen Akteuren. Zudem mussten Standorte und Abstände der Brunnen abgestimmt werden, damit die Folgen für das Grundwasser ökologisch vertretbar blieben.

Drittens war es für arme Farmer schwierig, die 60-prozentige Eigenbeteiligung aufzubringen. Um diese Last zu verringern, versuchte MREAP, Konstruktions- und Instandhaltungsprozesse zu vereinfachen – im Vertrauen darauf, dass die begünstigten Bauern so viel wie möglich selbst erledigen und ihr Wissen mit den Nachbarn teilen. Um die Erfolgs­chancen zu erhöhen, sollten Risiken reduziert und Massenproduktionsvorteile geschaffen werden, indem man Verträge zwischen Produzenten und Privatunternehmen aushandelte und so Märkte mit lukrativen Preisen für die Agrarprodukte sicherte. Ohne diese Arrangements wäre das Programm womöglich nicht nachhaltig gewesen.

Von Anfang an gab das Projekt einen Mindestabstand von 200 Metern zwischen den einzelnen Brunnen vor, um einen zu hohen Grundwasserverbrauch zu vermeiden. Tatsächlich stehen die meisten geförderten Brunnen mehr als 500 Meter auseinander. 2004 führte das sri-lankische Landwirtschaftsministerium Studien zur Grundwasserqualität aus Landwirtschaftsbrunnen mit dazugehöriger Tröpfchen-Bewässerungsanlage durch. In fünf von 90 getesteten Brunnen war die Alkalität zwar erhöht, aber immer noch unterhalb der Werte, die für Obst- und Gemüseanbau kritisch sind.

Viertens wurde die Umsetzung des MREAP-Projektes – wie alle anderen IFAD-Aktivitäten in Sri Lanka auch – indirekt von den politischen Auseinandersetzungen zwischen dem LTTE und der Regierung im Norden und Osten des Landes beeinträchtigt. Obwohl Matale relativ weit vom Epizentrum des Konflikts gelegen ist, wurde das Projekt durch die allgemeine Unsicherheit im Land in Mitleidenschaft gezogen. Das betrifft die ökonomische Produktivität ebenso wie den Warentrans­port. Hinzu kam, dass Binnenvertriebene die lokalen Ressourcen zusätzlich beanspruchten.

Das Ende des MREAP-Projekts im Dezember 2007 bedeutet nicht, dass kein Bedarf mehr an neuen Landwirtschaftsbrunnen im Matale-Distrikt bestünde. In der Region leben rund 9000 arme Bauern, aber es gibt nur 817 von MREAP installierte Brunnen – der Bedarf nach Unterstützung ist also weiter groß. Eine Studie aus dem Jahr 2007 zeigte den lokalen Behörden Möglichkeiten auf, wie sie den Bauern künftig beim Brunnenbau helfen könnten.

Lehren für die Politik

Aus der Brunnenarbeit von MREAP lässt sich einiges lernen. Besonders wichtig für derartige Interventionen ist, dass es Mechanismen gibt, um die ärmsten Bauern der Gegend gezielt herauszupicken und zu fördern.

Zudem besteht das Risiko, dass Grundwasserressourcen erschöpft werden und sich die Wasserqualität verschlechtert. Durch Überprüfung des Grundwassers und strikte Einhaltung des Mindestabstands der Brunnen sollte das zu bewältigen sein.

Die Wirkung des Programms wurde durch die Vernetzung von Bauern und Händlern des Privatsektors gesteigert. Die Farmer konnten so ihre Produktauswahl auf Nischenmärkte und den Bedarf privater Händler ausrichten und ihr Einkommen erhöhen, indem sie sich auf den Anbau wertvoller Hochertragspflanzen konzentrierten. Jene, die von Landwirtschaftsunternehmen als Saatzüchter angestellt wurden, waren besonders gut dran.

Schließlich werden auch landwirtschaftliche Support-Dienstleistungen benötigt, um sicherzustellen, dass die Bauern bestmöglich von den Landwirtschaftsbrunnen profitieren.