Entwicklung und
Zusammenarbeit

Migration nach Deutschland

„Jeden Tag musste ich mich überwinden, kleine Schritte zu tun“

Mit über 50 Jahren noch einmal ganz von vorne zu beginnen, war für Antonia Konarska nicht leicht. 2022 floh sie mit ihrem Sohn vor dem Krieg in der Ukraine nach Frankfurt. Hier engagiert sie sich ehrenamtlich – unter anderem für andere Geflüchtete. Sie sprach mit Maneesorn Koldehofe.
Antonia Konarska arbeitet zurzeit als Freiwillige in der Cafeteria eines Seniorenheims. privat
Antonia Konarska arbeitet zurzeit als Freiwillige in der Cafeteria eines Seniorenheims.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt ihre Migrationsgeschichte nach Deutschland erzählen, darunter ein Bauingenieur aus Kenia, eine Pflegekraft aus Myanmar und ein Journalist aus Syrien.

Wann und wie sind Sie nach Deutschland gekommen?

Ich komme aus Kiew in der Ukraine. Ich war 53 Jahre alt, als ich 2022 mit meinem 17-jährigen Sohn nach Deutschland gekommen bin. Wir haben unsere Heimatstadt wegen des Krieges verlassen und suchten Sicherheit und Stabilität. Alles noch einmal neu anzufangen, war für mich eine große Herausforderung. 

Was war für Sie in Deutschland am schwierigsten?

Die Anpassung an ein neues Land ist nie einfach, besonders nicht mit über 50 Jahren. Zu den größten Hürden zählten die Sprache, ohne die Kommunikation schwierig ist und die man braucht, um mit der Bürokratie zurechtzukommen. Hinzu kamen Einsamkeit und das Gefühl, alles noch einmal von Grund auf beginnen zu müssen. Wir mussten uns an neue Regeln, Systeme und kulturelle Unterschiede gewöhnen. Jeden Tag musste ich mich überwinden, kleine Schritte zu tun, die anderen einfach erscheinen mögen, für mich aber echte Herausforderungen waren. 

Was oder wer hat Ihnen beim Ankommen geholfen?

Mir haben Deutschkurse geholfen und die freundlichen Menschen, die ich getroffen habe. Auch mein Sohn ist eine große Unterstützung. Wir meistern die Herausforderungen gemeinsam. Besonders wichtig sind für mich meine Tätigkeiten. Ich arbeite als Freiwillige in der Cafeteria eines Seniorenheims als Barista. Im MädchenbüroMilena in Frankfurt engagiere ich mich ebenfalls als Freiwillige und nehme an den täglichen Deutschkursen teil. Dafür bin ich dem Team des Büros sehr dankbar. Die Tätigkeiten geben mir das Gefühl, gebraucht zu werden, stärken mein Selbstvertrauen und helfen mir, mich schneller in die Gesellschaft zu integrieren. 

Fühlen Sie sich in Deutschland angekommen?

Ich fühle, dass ich langsam in Deutschland ankomme, aber der Integrationsprozess braucht Zeit, Geduld und Einsatz. Ich habe eine Unterkunft, lerne jeden Tag Deutsch und sammle Erfahrungen durch meine Arbeit und mein ehrenamtliches Engagement. In meinem Alter fallen einem die Dinge nicht leicht, aber genau das macht jeden Fortschritt wertvoll. Um mich vollständig zu Hause zu fühlen, möchte ich die deutsche Sprache noch besser verstehen lernen und eine feste Arbeit finden. Eine Rückkehr in die Ukraine ist derzeit kein Ziel. Ich möchte hier zusammen mit meinem Sohn eine Zukunft aufbauen. Er ist heute 20 Jahre alt und arbeitet seit einem Jahr in einem Minijob als Lebensmittellieferant.

Antonia Konarska aus der Ukraine lebt in Frankfurt und arbeitet ehrenamtlich unter anderem im MädchenbüroMilena. Milena ist eine Bildungs- und Integrationseinrichtung für Mädchen, Frauen und ihre Familien.
euz.editor@dandc.eu 

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