Koloniales Erbe
CARICOM fordert Reparationen
Die Basis für die Debatte bildet der „Zehn-Punkte-Plan für gerechte Entschädigung“, der 2014 verabschiedet wurde. Die zehn Forderungen der CARICOM lauten:
- eine umfassende formale Entschuldigung im Gegensatz zu dem bloßen „Ausdrücken des Bedauerns“, die einige Staaten machten;
- Repatriierung der Nachkommen von mehr als 10 Millionen Afrikanern, die als Sklaven gewaltsam aus ihren Heimatländern in die Karibik verschleppt wurden und die das Recht haben, in die Heimat ihrer Vorfahren zurückzukehren;
- ein Entwicklungsprogramm für indigene Völker, um die Überlebenden des Genozids zu rehabilitieren;
- kulturelle Institutionen, die angemessen an das Leiden der Opfer erinnern;
- Unterstützung zur Bewältigung der öffentlichen Gesundheitskrise in der Karibik, da diese Weltregion die „höchste Rate an chronischen Krankheiten“ hat. Diese sind Langzeitfolgen von Ernährungserfahrungen, emotionaler Brutalität und allgegenwärtigem Stress infolge von Sklaverei, Genozide und Apartheid;
- Unterstützung im Kampf gegen Analphabetismus, der daraus resultiert, dass der schwarzen und indigenen Bevölkerung häufig Bildung verwehrt wurde;
- ein Bildungsprogramm für Afrika, das Menschen afrikanischer Herkunft über ihre Wurzeln unterrichtet;
- Maßnahmen für psychische Rehabilitierung;
- Technologietransfer, damit karibische Staaten schneller Anschluss an die Wissenschaft und aktuelle Technologie finden und
- Schuldenerlass, damit sich karibische Staaten aus der finanziellen Zwangsjacke befreien können.
Im April 2015 organisierte das US-amerikanische Institute of the Black World 21st Century eine Internationale Konferenz zu Reparationen in New York City. Daran nahmen hunderte Entschädigungsbefürworter aus 22 Ländern teil, einschließlich Mitgliedern der CARICOM-Entschädigungskommission. Seitdem hat die Debatte um Reparationen und ausgleichende Gerechtigkeit international an Fahrt gewonnen. (sb)