Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Nachhaltigkeit

Damit Volkswirtschaften ergrünen

Nur fünf Prozent der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien wurden 2016 in Afrika getätigt. Das reicht nicht. Der Privatsektor muss den Wandel zur Nachhaltigkeit vorantreiben. Internationale Kooperation ist auch nötig. Die G20 darf Afrika nicht im Stich lassen.
Zu geringe Investitionen bremsen den Fortschritt in Afrika: Stand auf einer Solartechnik-Messe in Dar es Salaam 2006. Jörg Böthling/Photography Zu geringe Investitionen bremsen den Fortschritt in Afrika: Stand auf einer Solartechnik-Messe in Dar es Salaam 2006.

Die Wahl Donald Trumps hat die internationale Gemeinschaft geschockt. Der neue Präsident der USA gilt als Leugner des Klimawandels und hat versprochen, Amerika immer Vorrang zu geben. Dennoch gibt es die zaghafte Hoffnung, dass er die globale Agenda nicht auf den Kopf stellen wird. In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit hat er sich allerdings an seinen Wahlversprechen orientiert, unter anderem, indem er Kohleförderung unterstützt. Es ist aber noch zu früh, um zu beurteilen, ob Investoren tatsächlich neue Bergwerke mit neuen Arbeitsplätzen schaffen werden.

Beobachter hoffen, Kabinettsmitglieder könnten Trumps Einschätzung der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel und anderer multilateraler Abkommen positiv beeinflussen. Entscheidungsträger weltweit wissen, dass sich globale Abkommen nicht einfach kündigen lassen.


Globale Agenda

Derweil wird international an Strategien zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an ihn gearbeitet. Ähnliches Engagement ist nötig, um die Nachhaltigkeits-Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) zu erreichen. Internationale Zusammenarbeit wird immer wichtiger, denn die Weltbevölkerung wächst, und erhebliche Anstrengungen sind nötig, damit alle Menschen in Würde leben können, ohne die Ressourcen des Planeten überzustrapazieren.

Am wichtigsten ist die Begrenzung des Klimawandels. Sollte die globale Erwärmung mehr als zwei Grad betragen, werden die Folgen unkontrollierbar werden und Fortschritte auf anderen Feldern zunichtemachen. Es war vielversprechend, dass so viele Länder das Pariser Abkommen zügig unterschrieben haben, dass es schon vor dem Jahrestag des Verhandlungsendes in Kraft trat. Jetzt geht es also um konkretes Handeln, und einige Pläne greifen bereits. 2015 wurden weltweit 286 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert. Damit wurde die bisherige Rekordsumme aus dem Jahr 2011 um drei Prozent übertroffen (Frankfurt School, UNEP and Bloomberg, 2016). 2016 wurde weltweit zudem nur halb so viel Geld in Kohle- und Gaskraftwerke investiert wie in erneuerbare Energien.

Das Tempo des Wandels variiert jedoch von Land zu Land. 55 Prozent der einschlägigen Investitionen weltweit entfielen voriges Jahr auf China. Afrikas Anteil betrug nicht einmal fünf Prozent.

Fest steht, dass Länder mit niedrigen Einkommen ohne internationale Unterstützung nicht Schritt halten können. Leider scheinen aber die hochentwickelten Länder von ihren Versprechen, in Entwicklungsländern sowohl Klimaschutz als auch Anpassung zu finanzieren, abzurücken. Es gibt handfeste Gründe, daran zu zweifeln, dass sie tatsächlich von 2020 an jährlich, wie angekündigt, 100 Milliarden Dollar für diese Aufgaben bereitstellen werden:

  • Seit der globalen Finanzkrise von 2007/2008 leiden praktisch alle hochentwickelten Länder an schwachem Wachstum.
  • Die Wirtschaftsflaute nährt nationalistische Stimmungen in Europa und den USA.
  • Die Entwicklungsländer sind keine monolithische Gruppe mehr. Einige haben große ökonomische und fiskalische Fortschritte gemacht, sodass Bürger in Geberländern Entwicklungshilfe (official development assistance – ODA) für nicht mehr angebracht halten, obwohl weniger erfolgreiche Länder weiterhin auf ODA angewiesen sind.


Es kommt auf die Wirtschaft an

Beim Übergang zu nachhaltigen Wirtschaftsweisen darf Afrika nicht zurückgelassen werden. Sonst wird der Kontinent noch größere Probleme bekommen, als er ohnehin schon hat. Es entspricht dem Eigeninteresse des afrikanischen Privatsektors, Kapital klimarelevant zu investieren. Der Wandel zur Nachhaltigkeit kann auch nur auf der Basis von Unternehmensentscheidungen gelingen.

In Afrika kommt es besonders auf Strom­erzeugung und Landwirtschaft an. Diese Sektoren sind weniger stark entwickelt als städtische Dienstleistungsbranchen. Es ist gut, dass mehrere Länder – darunter auch Nigeria – Reformen durchgeführt haben, die staatliche Regulierungen reduziert haben und dazu dienen, Privatkapital zu mobilisieren. Nebenbei bemerkt dienen Privatinvestitionen in Landwirtschaft und Stromerzeugung auch der Erreichung diverser SDGs – etwa der Beendigung des Hungers.

Im Energiesektor können Unternehmen von diversen Reformen profitieren. Die zentrale Kontrolle der Stromnetze wurde gelockert, sodass Investitionen und netzunabhängige Versorgung erleichtert wurden. Es gibt auch Chancen für Public-private-Partnerships. Sonnenschein und Wind kommen in Afrika reichlich vor, was erneuerbare Stromversorgung begünstigt. Sie muss im großen Stil verwirklicht werden, damit SDG 7 – zeitgemäße Energieversorgung für alle – erreicht wird.

Reformen haben auch in der Landwirtschaft neue Perspektiven eröffnet. Obendrein muss die Branche klimafest gemacht werden, damit der Hunger, wie in SDG 1 versprochen, besiegt werden kann. Private Investitionen sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette nötig. Afrika leidet an Wissenslücken, die Kleinbauern nicht füllen können – und die selbst nationale Regierungen überfordern. Gut informierte Investoren können Abhilfe schaffen.

Symbolisches Handeln jedoch reicht nicht. Ohne angemessene klimapolitische Maßnahmen werden Afrikas Bauern 40 bis 80 Prozent des Ackerbodens für den Getreideanbau verlieren. Wenn der Schwund der Artenvielfalt nicht verhindert wird (SDG 9) und Ökosystem-Dienstleistungen nicht bewahrt werden, wird sich auch die Nahrungssicherheit der Stadtbevölkerung nicht gewährleisten lassen.

Die große Frage ist, wie die Ressourcen der Privatwirtschaft mobilisiert werden können. Selbstverständlich sind afrikanische Finanzinstitutionen dazu geeignet. Sie sind aber erfahrungsgemäß recht risikoscheu und haben kaum marktwirtschaftliche Instrumente, um Risiken breit zu verteilen. Das ist der Grund, weshalb nie so viel in die Landwirtschaft investiert wurde, wie nötig war. Leider ist auch die makroökonomische Lage schwierig. Die Zinsen steigen und liegen immer mehr über dem Niveau, das für Kleinbauern und mittelständische Unternehmen erschwinglich ist.

Um Privatkapital zu entfesseln, muss also sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite etwas geschehen. Nötig ist auch ein Rahmen, um Wissen und Erfahrung kontinentweit zu teilen. Zum Glück gibt es bereits Netzwerke, die Ressourcen poolen, Risikoeindämmung ermöglichen und Wissen weitergeben. Sie müssen jedoch besser koordiniert werden.

In diesem Zusammenhang ist die African Risk Capacity (ARC) eine ausgesprochen vielversprechende supranationale Initiative. Sie entstand 2012 als von Gebern unterstützte Einrichtung der Afrikanischen Union. Im Kern ist sie eine Versicherung, die Kosten von Klimakatastrophen abfedert und Klima-Resilienz fördert (siehe hierzu auch Artikel in E+Z/D+C e-paper 2016/12).

Ihrem Auftrag entsprechend, will die ARC eine Extreme Climate Facility (XCF) schaffen, die Anleihen ausgeben wird. So kann Kapital von internationalen Kapitalmärkten auch jenseits von Afrika mobilisiert werden. Eine marktkonforme Versicherung, die von Regierungen und multilateralen Institutionen unterstützt wird, ist eine gute Methode, um Risiken breit zu streuen. Hoffentlich wird die XCF bald etabliert. Die rigorose Risikomodellierung, die sie vornehmen soll, wird auch anderen marktförmigen Initiativen nutzen.

So wichtig es ist, dass Afrika Verantwortung für Klimaresilienz und Anpassung übernimmt, darf dem Kontinent doch Klimagerechtigkeit nicht verweigert werden. Die hochindustrialisierten Länder haben den Löwenanteil der Emissionen ausgestoßen, die nun den Planeten aufheizen und die Klimarisiken, denen verwundbare Menschen in weniger privilegierten Ländern ausgesetzt sind, verschärfen.

Die hochentwickelten Länder müssen die Opfer der globalen Erwärmung entschädigen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, nicht der Mildtätigkeit. Es irritiert zudem, dass Südafrika mit seiner relativ großen Volkswirtschaft, aber doch recht kleinen Bevölkerung das einzige G20-Mitglied des Kontinents ist. Die G20 bilden ein wichtiges Forum für globale Politik. Sie sollten sich auf marktgeleitete Konzepte konzentrieren, die den Wandel zur Nachhaltigkeit in allen ihren Dimensionen voranbringen – in Afrika und weltweit.


Chinedu Moghalu leitet die Öffentlichkeitsarbeit der staatlichen Nigerian Export-Import Bank.
moghaluigwe@gmail.com

Quelle
Frankfurt School of Finance, UNEP, Bloomberg, 2016: Global trends in renewable energy investment 2016.