Dürre
Weidewirtschaft im Kampf um Ressourcen
In den von Dürre heimgesuchten Regionen Ostafrikas leben die meisten Menschen als Viehzüchter (siehe Hauptartikel). Sie sind abhängig von ihren Herden, besonders von Kamelen, Rindern und Ziegen. Meist sind es junge Männer, die das Vieh hüten. Sie durchziehen mit ihren Herden weite Gebiete auf der Suche nach Wasser und Weideland. Die Hirten tragen in der Regel Waffen, um sich und die Tiere zu schützen. In Krisenzeiten überqueren sie auch Ländergrenzen, um das Überleben ihrer Tiere zu sichern. Die Frauen dagegen kümmern sich in den Dörfern um die Alten und die Kinder.
Da lebenswichtige Ressourcen – besonders Wasser und Weideland – immer knapper werden, kommt es zunehmend zu Konflikten mit anderen Hirten und teils auch mit Bauern. Diese Gewalt wird oft im Zusammenhang mit ethnischer, kultureller oder stammesbezogener Zugehörigkeit interpretiert und kann zwischen Gruppen größere Konflikte entfachen. Traditionell kommt es oft zu Racheakten, die weitere Menschenleben und Ressourcen kosten.
Frauen sind besonders gefährdet, da auch Dörfer angegriffen werden. Wegen der Dürre müssen sie zudem extreme Strecken laufen, um Wasser zu holen. Und wenn die Nahrung knapp ist, beschränken sie radikal ihre eigenen Rationen, um ihre Kinder versorgen zu können.
Der Entwicklung liegt ein zerstörerisches Muster zugrunde: Extremwetterereignisse können zu lokalen Konflikten führen, die wiederum über Landesgrenzen hinweg eskalieren können. So verstärken sich Naturkatastrophen und menschengemachte Krisen gegenseitig in ihrer Wirkung.
Langfristig ist die nomadische Viehhaltung nicht kompatibel mit einer wachsenden Bevölkerung und der Klimakrise. Beides bedeutet, dass natürliche Ressourcen heute weniger üppig verfügbar sind als früher. Um langfristig gegen Armut anzugehen, muss deshalb humanitäre Hilfe mit entwicklungspolitischen und friedensstiftenden Maßnahmen verknüpft werden.
Christoph Schneider-Yattara leitet bei Brot für die Welt das Regionalbüro Horn von Afrika.
csyattara@padd-africa.org