ECOWAS

Förderung der regionalen Industrialisierung der ECOWAS

The Economic Community of West African States (ECOWAS) should promote regional industrialisation to address its current challenges. The automotive sector, in particular, shows promise as West African car manufacturers are on the rise.
Fahrzeuge in Accra, Ghana, 2022. picture-alliance/Xinhua News Agency/Seth Fahrzeuge in Accra, Ghana, 2022.

Die kriselnde ECOWAS könnte viel mehr für die Volkswirtschaften ihrer Mitgliedsländer tun. In ihrem Buch „Borderless Africa“ argumentieren Francis Mangeni und Andrew Mold, dass der afrikanische Markt stark fragmentiert ist. Sie betonen, der Zweck der regionalen Integration müsse darin bestehen, den Zwängen eines kleinen Inlandsmarkts zu entkommen. Marktgröße sei ein wichtiger Faktor dafür, genügend Anlageinvestitionen anzuziehen.

Marktgröße ist tatsächlich wichtig, da große regionale Blöcke Skaleneffekte schaffen können. Die Automobilindustrie eignet sich dabei besonders gut für Industrieprojekte innerhalb der ECOWAS. Die Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten in dieser Branche wird die Integration in der gesamten Region beschleunigen und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Auch in anderen Sektoren, wie dem Dienstleistungssektor, werden neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen. Die Spezialisierung auf die Herstellung von Fahrzeugkomponenten wie Belüftungssystemen, Bremsen oder Flüssigkeiten könnte westafrikanische Volkswirtschaften stärker miteinander verflechten und untereinander ergänzen.

Automobilindustrie in Ghana und Nigeria

Der Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette im Automobilsektor ist vor allem deshalb sinnvoll, weil es in zwei westafrikanischen Ländern, Ghana und Nigeria, bereits eine Automobilindustrie gibt. Unternehmen wie Kantanka in Ghana und Innoson in Nigeria stellen sowohl konventionelle als auch elektrische Fahrzeuge her und könnten potenziell in die Nachbarländer expandieren. So kaufte die Regierung von Sierra Leone 2022 eine Flotte von Innoson-Fahrzeugen für ihre Armee.

Die westafrikanische Autoindustrie steht vor mehreren Herausforderungen, darunter eine schlechte Verkehrsinfrastruktur, unzuverlässige Energieversorgung und starke Konkurrenz durch ausländische Gebrauchtwagen. Dennoch wächst offenbar die regionale Nachfrage nach Autos aus Ghana und Nigeria – wenn auch noch relativ gering. Diese Fahrzeuge sind inzwischen auch in anderen westafrikanischen Ländern wie Mali und Liberia zu finden.

Ende 2018 führte die ECOWAS ein Regelwerk für die Automobilindustrie ein, um „die Automobilindustrie in der Region durch den Aufbau von Kapazitäten (…) für die Fahrzeugmontage, -produktion und -vermarktung zu fördern“. Diese Initiative ist vielversprechend. Leider hat sie trotz ihres Potenzials für die Entwicklung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine stärkere regionale Integration kaum finanzielle Unterstützung von regionalen Entscheider*innen erhalten. 

Literatur
Mangeni, F., und Mold, A., 2024: Borderless Africa: A Sceptic‘s Guide to the Continental Free Trade Area. Hurst, London. 
https://africanarguments.org/2024/05/towards-a-borderless-africa-how-the-afcfta-is-changing-the-narrative-on-continental-integration/ 

Eric Tevoedjre ist ein Politikwissenschaftler aus Benin. Er forscht zu regionaler Integration in Afrika, speziell der ECOWAS-Region.
erictev@gmail.com 

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