Privatsektor
Nachhaltiges Wirtschaften lohnt sich
Die DEG, die Unternehmen in Entwicklungsländern finanziert und begleitet, berät auch darin, welche Chancen umwelt- und sozialverträgliches Wirtschaften bietet. Diese Chancen lassen sich am Beispiel erfolgreich wirtschaftender Unternehmen aufzeigen:
Abfallprodukte können etwa für die Gewinnung von Prozessenergie genutzt werden, was maßgeblich Betriebskosten senken oder sogar ein eigenes Geschäftsmodell darstellen kann. In Mexiko finanziert die DEG eines der führenden holzverarbeitenden Unternehmen, das die Produktion von sogenannten mitteldichten Holzfaserplatten (MDF-Platten) ausgeweitet hat. Es verwendet jetzt Sägemehl anderer Unternehmen in der näheren Umgebung und Holz mit kleineren Durchmessern für die MDF-Platten, das aus den für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder notwendigen Durchforstungen durch die Gemeinden anfällt. Die Produktion dieser Holzplatten ist nach dem nordamerikanischen Eco-Certified Composite (ECC) Sustainability Standard zertifiziert. Zusätzlich hat das Unternehmen zur Produktion von Prozessenergie und -wärme eine neue Biomasseanlage installiert. Der daraus gewonnene Strom wird die CO2-Emissionen der angrenzenden Gemeinden, die bisher Dieselgeneratoren verwendeten, deutlich reduzieren helfen. Die DEG hat das Unternehmen dabei beraten, die Biomasseanlage auf die Bedürfnisse des neuen MDF-Werks zuzuschneiden.
Selbst Unternehmen, die bereits moderne Technologien einsetzen, können die Ressourceneffizienz bei Produktionsanlagen, Gebäuden und Logistik verbessern und so Einsparpotenziale erzielen. Ein Beispiel hierfür ist die Deep Catch Trading im südlichen Afrika, ein Tiefkühl-Direktvertrieb und Logistiker, der Nahrungsmittel lagert, transportiert und handelt. Die meiste Energie verbraucht das Unternehmen durch Kühlung. Durch eine von der DEG initiierte Beratung konnten bei dem Lagerhaus und Bürogebäude in Windhoek mehrere einfache, aber sehr effiziente Investitionen identifiziert werden, die sich innerhalb weniger Jahre rechnen und den CO2-Ausstoß reduzieren. Beispiele sind die Isolierung des Daches der Kühlanlagen, Photovoltaikanlagen und Wärmerückgewinnung.
Die Zertifizierung von Erzeugnissen und Produktionsprozessen schafft und sichert den Zugang zu neuen Märkten. Im Süden Brasiliens bewirtschaftet beispielsweise ein DEG-Kunde Forstplantagen nach den Kriterien der Nachhaltigkeitsstandards des Forest Stewardship Councils (FSC). Die Zertifizierung erschloss dem Unternehmen neue Märkte in den USA.
Die Einhaltung von internationalen Umwelt- und Sozialstandards bedarf in Entwicklungs- und Schwellenländern besonderer Anstrengung. Diese zahlt sich aber aus, denn sie ermöglicht den Zugang zu internationalen Finanzierungen, wie eine externe Evaluierung von Finanzintermediären 2017 bestätigt hat.
Nachhaltige Personalentwicklung als Faktor für wirtschaftlichen Erfolg
Das Personalmanagement ist ebenfalls ein wesentlicher Erfolgsfaktor für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen – und damit ein integraler, wenngleich noch wenig beachteter Bestandteil von Nachhaltigkeitsstrategien. So war etwa das Unternehmen Deep Catch Trading Namibia in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen, hatte jedoch Schwierigkeiten, ausreichend neue Arbeitskräfte mit den erforderlichen Fähigkeiten zu finden. Durch eine entsprechende Beratung gelang es Deep Catch herauszufinden, welche Qualifizierungen fehlen. Daraufhin erstellte das Unternehmen Anforderungsprofile für existierende und neu zu schaffende Stellen sowie Trainingskonzepte und -maßnahmen in den Bereichen Führung, Verkauf und Kundenservice. Deep Catch konnte so rasch neue Mitarbeiter gewinnen und an sich binden. Damit erzielt die Firma bessere Geschäftsergebnisse.
Die Beispiele zeigen, dass umwelt- und sozialverträgliches Handeln zum Erfolg von Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern beiträgt. So wappnen sie sich für zukünftige Herausforderungen, bleiben konkurrenzfähig und entwickeln sich stetig weiter.
Martin Geiger ist Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Corporate Governance der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH.
martin.geiger@deginvest.de