Weltbildungsbericht
Bildung für alle nicht erreicht
Laut dem von der UNESCO in Auftrag gegebenen Evaluierungsbericht hat die EFA-Initiative an Bedeutung verloren, nachdem die MDGs zur bestimmenden Agenda für Entwicklung geworden waren. Dadurch sei universelle Grundschulbildung stark in den Mittelpunkt gerückt. Die Autoren schreiben, dass dieses Ziel sich vor allem an die ärmsten Länder richtete, für andere sei es weniger relevant gewesen. Andere wichtige Bereiche hätten durch den Fokus auf Grundschulzugang weniger Aufmerksamkeit bekommen, zum Beispiel Bildungsqualität, frühkindliche Bildung und die Alphabetisierung Erwachsener.
Der Bericht verweist aber auch auf große Fortschritte in den vergangenen 15 Jahren. Demnach hat sich die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die nicht zur Schule gehen, fast halbiert. Zudem habe sich das Monitoring von Bildungsfortschritten verbessert. Den größten Erfolg sehen die Autoren bei der Geschlechtergleichheit, vor allem im Bereich der Grundschulbildung. Eine Ungleichbehandlung der Geschlechter bestehe jedoch noch immer in fast einem Drittel der Länder, für die entsprechende Daten vorliegen.
Auch in anderen Bereichen gibt es noch Handlungsbedarf. Im Bericht heißt es: „Insgesamt wurde [...] nicht einmal das Ziel des universellen Zugangs zu Grundschulbildung erreicht, geschweige denn die ehrgeizigeren EFA-Ziele. Die am stärksten Benachteiligten sind nach wie vor diejenigen, die am wenigsten von den Fortschritten profitieren.“ Der Bildungsbereich sei immer noch unterfinanziert, da ihm nur wenige Regierungen Priorität einräumten. Außerdem hätten die Geberländer die Mittel für Bildung seit 2010 zurückgefahren und konzentrierten sich auch nicht auf die Länder, die sie am nötigsten hätten.
Stagnierende Einschulungsrate
Universelle Grundschulbildung wird als wichtigster EFA-Indikator angesehen. Die Einschulungsrate ist weltweit von 84 Prozent im Jahr 1999 auf 91 Prozent im Jahr 2007 gestiegen. Seitdem stagniert sie jedoch. Es wird damit gerechnet, dass sie 2015 bestenfalls 93 Prozent erreicht. Schulabbrüche sind ebenfalls ein Problem: In 32 Ländern, vor allem in Afrika südlich der Sahara, wird es jedes fünfte Kind, das zur Schule geht, voraussichtlich nicht bis zur letzten Klasse schaffen.
Notsituationen und bewaffnete Konflikte halten Kinder insbesondere vom Schulbesuch ab. 36 Prozent der Kinder, die keine Schule besuchen, leben in von Konflikten betroffenen Regionen, vor allem im arabischen Raum, und ihr Anteil nimmt weiter zu.
Der Evaluierung zufolge sind die ärmsten und am meisten benachteiligten Menschen immer noch am weitesten davon entfernt, universelle Grundschulbildung zu erreichen. Schätzungsweise waren die Chancen auf eine vollumfängliche Grundschulbildung für die Kinder des reichsten Fünftels der Familien 2010 fünfmal so hoch wie für das ärmste Fünftel. Dieses Verhältnis habe sich seit 2000 nur leicht verbessert. Geschlecht, Wohnort und ethnische Zugehörigkeit wirkten sich ebenfalls auf den Zugang zu Bildung aus.
Die Autoren fordern, in den kommenden zehn Jahren die Anstrengungen verstärkt auf benachteiligte und marginalisierte Kinder zu richten, vor allem auf jene, die behindert sind oder in Konfliktgebieten leben. Außerdem müsse neben dem Zugang zu Bildung auch deren Qualität stärker in den Fokus rücken. Qualitätsverbesserungen könnten öffentliche Bildungssysteme zu Vehikeln für den gesellschaftlichen Aufstieg – vor allem für benachteiligte Gruppen – machen. Schließlich mahnen die Autoren eine bessere Finanzierung auf allen Ebenen an.
Katja Dombrowski
Link:
Weltbericht „Bildung für alle“ 2015
deutsche Kurzfassung:
http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bildung/2015_GMR_deutsche_Kurzfassung_Bildung_f%C3%BCr_alle_2000-2015_Bilanz.pdf
englische Langfassung:
http://unesdoc.unesco.org/images/0023/002322/232205e.pdf