Armutsbekämpfung
Teilhabe am Wachstum
Seit etwas über einem Jahr arbeiten die Schweden mit der Integrated Economic Analysis (IEA). Diese kombiniert verschiedene theoretische Ansätze mit mikroökonomischen und makroökonomischen Perspektiven. Das Ziel ist, zu verstehen, welche Entwicklungsprozesse in dem jeweiligen Land laufen und welche Stellung arme Menschen darin haben. Der Blick richtet sich auf die Zwänge, die diese Leute einengen, und auf die Chancen, die sie haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Der Chefvolkswirt von SIDA, Per Ronnås, sagt, es komme darauf an, – etwa durch Investitionen in Bildungs- und Gesundheitswesen – die langfristigen Grundlagen für Wachstum zu schaffen.
Die IEA-Methode basiert auf der Analyse von Erwerbstätigkeit, Geschäftsumwelt und Makroökonomie. SIDA betrachtet Erwerbstätigkeit als die entscheidende Größe, da sie den Menschen die Möglichkeit eröffnet, Geld zu verdienen. Darüber hinaus untersucht SIDA aber auch das jeweilige Wirtschaftsklima und makroökonomische Gegebenheiten, denn auch derlei hat Folgen für Arbeitsmarkt und Einkommen.
Laut Ronnås ist die IEA-Methodik sensibel für die Eigenheiten einzelner Länder. Auch werde nach einzelnen Gruppen differenziert. So könne beispielsweise geprüft werden, mit welchen Hindernissen Frauen im Wirtschaftsleben zu kämpfen haben und unter welchen Nachteilen sie selbst dann leiden, wenn sie hoch qualifiziert sind. IEA berücksichtige auch den Einfluss, den Migration in manchen Ländern auf Wachstum und Armutsreduzierung hat. (Siehe hierzu auch den Rezensionsaufsatz auf Seite 160.)
Rannås erläuterte sein Konzept Ende Februar in Eschborn Mitarbeitern der GTZ, der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Er betonte, Armut sei ein komplexes Phänomen, das nur mit einem integrativen Ansatz erfasst werden könne. Es komme darauf an, „verschiedene Analysen zu einem Ganzen zu verknüpfen“.
In jedem Fall empfiehlt Ronnås, die Regierungen der Entwicklungsländer sowie lokale Akteure von Anfang an an der Analyse zu beteiligen und mit ihnen zu klären, welche Aspekte sie für besonders wichtig halten und welche Daten gebraucht werden. Grundsätzlich sei es kein Problem, bestehende Datensätze „durch die IEA-Brille“ zu analysieren, es sei aber wichtig, die Zielgruppe der Armen nie aus den Augen zu verlieren. „Eine wesentliche Stärke dieses Instruments ist, dass es dem Dialog dient“, sagt Ronnås. Daraus ergäben sich dann häufig wieder politische Handlungsoptionen.
SIDA hat bereits mehrere Studien auf der Basis des neuen IEA-Instrumentariums durchgeführt. Zu den untersuchten Ländern gehören Kenia, Kambodscha, Uganda, Albanien und Tadschikistan. Weitere Studien unter anderem in Guatemala, Bosnien-Herzegovina und im Kosovo stehen noch aus. (eli)